Eine Stuermische Nacht
blasser gewordene Züge musternd sagte er:
»Ich habe dir doch gesagt, du solltest im Bett bleiben.«
Barnaby öffnete die Augen und seufzte.
»Ich nehme an, du wirst noch unerträglicher als gewöhnlich sein, wenn ich dir sage, dass ich in diesem Fall glaube, dass du recht hast.«
»Natürlich habe ich recht! Und du, gehst du von allein ins Bett zurück oder muss ich dich tragen?«
Barnaby stand auf und war dankbar, dass er nicht schwankte.
»Danke, nein«, sagte er und ging zu seinem Bett.
Erst als Barnaby im Bett lag und schlief, ging Lamb. Es war an der Zeit, entschied er, als er die Tür hinter sich schloss, selbst ein paar Erkundigungen anzustellen.
Gewöhnlich hätte Hughs uneingeladenes Erscheinen Jeffery erzürnt, aber da Annes Entführung nicht mehr weit entfernt war, Lord Joslyn oben in seinem Schlafzimmer lag und die verlockende Aussicht in greifbarer Nähe schien, eine Verbindung zwischen Emily und Lord Joslyn herbeizuführen, erregte die Gegenwart seines jüngeren Bruders nur eine leise Verärgerung, mehr nicht. Nachdem Walker ihm die Nachricht von Hughs Ankunft mitgeteilt hatte, dachte Jeffery nach und entschied, des Umstandes eingedenk, dass Hugh einen wesentlich praller gefüllten Geldbeutel besaß als er, dass seine Anwesenheit hier ein weiteres Zeichen sei, dass das Glück ihm gewogen war. Sein jüngerer Bruder war kein Spieler, und Jeffery rechnete mit mehreren Runden Glücksspiel am Abend. Etwas von Hughs Geld, beschloss er, würde in seinen eigenen Taschen landen, noch bevor sie beide wesentlich älter wurden.
Auf seine Fragen hin hatte ihm Walker von dem Besuch der Damen bei Lord Joslyn berichtet – was ihn in höchstem Maße befriedigte. Es war ermutigend, dass Lord Joslyn und Emily die Nähe des anderen suchten. Er runzelte die Stirn. Aber es wäre besser, dachte Jeffery, wenn er es bewerkstelligen konnte, dass Emily in Lord Joslyns Zimmer entdeckt wurde, ohne Anstandsdame … und am besten im Bett Seiner Lordschaft. Hm. Verschlagen lächelnd begann Jeffery verschiedene Pläne zu ersinnen, die am Ende dazu führten, dass Lord Joslyns Ring an Emilys Finger steckte … ob die beiden es nun wollten oder nicht.
Die einzige Person, die mit der gegenwärtigen Situation wenig zufrieden war, war Ainsworth. Er war verärgert über die aufgeregte Reaktion des Haushaltes auf Joslyns Anwesenheit. Selbst dieser Dummkopf Jeffery, überlegte er verstimmt, war überglücklich darüber. Da Annes Entführung nun bald ausgeführt werden sollte, betrachtete er Joslyns Anwesenheit in dem zweitbesten Schlafzimmer auf The Birches als eine überflüssige Komplikation. Hughs plötzliches Auftauchen war ebenso lästig, und obwohl er sich seines Erfolges sicher war, ahnte er doch, dass Jefferys jüngerer Bruder ein Rivale um die Gunst der lieblichen Anne war. Es wäre so schade, wenn sie sich in Hugh verliebte … Ein grausamer Ausdruck glitt über seine Züge. Ainsworth war nicht bereit, sich ein Vermögen durch die Finger schlüpfen zu lassen, bloß wegen eines störrischen Frauenzimmers. Und selbst wenn ihr Herz einem anderen gehörte, er war entschlossen, dass die junge Witwe seine Braut werden würde. Und zwar bald, dachte er, sich des angenehmen Ziehens in seinen Lenden bewusst, wenn er sich vorstellte, wie sie nackt und hilflos vor ihm lag.
Lamb war in der Lage, Jefferys Besuch bei Barnaby bis zum späten Nachmittag aufzuschieben, aber unweigerlich brachte der dann seinen Freund Mr Ainsworth mit. Erfrischt nach ein paar Stunden Schlaf und einer Mahlzeit aus rosarotem Lendenbraten, gelbem Bauernkäse und noch warmem Brot frisch aus dem Ofen, alles hinuntergespült mit etwas ausgezeichnetem Bier, bestand Barnaby darauf, seine Besucher zu empfangen, während er auf dem Polsterstuhl vor dem Kamin saß. Jeffery stellte ihm Ainsworth vor, dann nahmen beide Männer Platz.
Barnaby fasste auf den ersten Blick eine Abneigung gegen Ainsworth, erkannte in ihm den Glücksritter und Falschspieler, der er war. Er hatte zwar nur ein paar Monate in London verbracht, aber er hatte in dieser Zeit mehr als einen zwielichtigen Gesellen von Ainsworths Schlag getroffen. Kreaturen wie Ainsworth konnten sich vielleicht auf die Zugehörigkeit zur guten Gesellschaft berufen, aber die Verbindung war rissig. Sie verbrachten ihre Tage in den Spielhöllen und Bordellen, auf der Suche nach ahnungslosen Opfern, oder bewegten sich am Rande des ton und hofften darauf, bemerkt zu werden.
Jefferys Art ging Barnaby auf die Nerven, aber
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