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Eine Stuermische Nacht

Eine Stuermische Nacht

Titel: Eine Stuermische Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich der Nähe eines Mannes so bewusst gewesen, wie es bei Lord Joslyn der Fall war. Seine verführerische Anziehungskraft und seine Wirkung auf sie waren eindeutig Grund zur Sorge. Das Allerletzte, was sie sich im Moment wünschte, war die zusätzliche Komplikation, gegen die mächtige Anziehungskraft seiner Männlichkeit ankämpfen zu müssen. Sie war schließlich, rief sie sich nicht ohne Schärfe ins Gedächtnis, kein Milchmädchen vom Lande, das sich von einem hübschen Gesicht umwerfen ließ. Sie wagte einen Blick zu ihm und stellte fest, dass er sie beobachtete, senkte den Kopf wieder und hob die Teetasse vors Gesicht, spürte, wie eine atemlose Vorfreude sie durchflutete. Verdammter Mist! Er war noch nicht einmal wirklich schön – wenigstens nicht nach gewöhnlichen Kriterien.
    Als Cornelia den Besuch beendete, konnte Emily gar nicht schnell genug aus Lord Barnabys Zimmer entfliehen, aber wie das Glück es wollte, war sie die Letzte, die gehen konnte. Barnaby geleitete Cornelia ritterlich zur Tür, wo er dann stehen blieb, um sich von seinen Gästen zu verabschieden. Emily schenkte ihm ein höfliches Lächeln und versuchte an ihm vorüberzugehen, aber Barnaby streckte die Hand aus und hielt sie am Ellbogen fest, verhinderte so ihre Flucht. Sie schaute mit ihren großen grauen Augen zu ihm hoch, die rosigen Lippen leicht geöffnet.
    Barnaby beugte sich vor, sodass sein Atem warm und kitzelnd über ihr Ohr strich. Tief in ihr regte sich etwas.
    »Laufen Sie etwa vor mir weg, meine Süße?«, flüsterte er.
    »Ich hatte Sie eigentlich für tapferer gehalten.«
    Ihre Augen wurden dunkel, und Röte stieg ihr in die Wangen. Sie reckte das Kinn und erwiderte:
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden, Mylord.«
    »Nein?«, zog er sie auf, und seine schwarzen Augen glitten über ihr Gesicht. Er ließ ihren Arm los und fuhr ihr zärtlich mit einem Finger über die Nase.
    »Ich denke, Sie wissen sehr wohl, was ich meine.«
    Hilflos hing ihr Blick an dem lächelnden Männermund, der sich nur wenige Zoll über ihrem befand, und ihr Herz klopfte so schnell, dass sie dachte, sie würde ersticken. Sie konnte ihren Blick einfach nicht losreißen und – ohne es zu merken – bog sie sich ihm entgegen. Ihm stockte der Atem, seine Augen wurden noch dunkler, und einen wilden Augenblick lang dachte sie, er wolle sie küssen. Und, gütiger Himmel! Sie sehnte sich danach, dass er das tat … fast verzweifelt.
    In demselben Netz gefangen wie sie, fasste Barnaby sie an den Oberarmen und zog sie an seinen Körper. Lamb hüstelte diskret aus dem Inneren des Zimmers, und das Geräusch brachte ihn zur Vernunft. Wieder bei Sinnen ließ Barnaby die Hände sinken und machte einen Schritt nach hinten, dann sagte er leise:
    »Dann lauf, mein grauäugiges Täubchen. Wir beenden das hier ein andermal.«
    Entsetzt, wie dicht sie davor gestanden hatte zuzulassen, dass er sie auf der Türschwelle seines Zimmers küsste, wo sie jederzeit hätten gesehen werden können, wandte Emily sich ab. Wütend auf sich und auf ihn wegen seiner anmaßenden Annahme, es würde ein nächstes Mal geben, warf sie ihm über die Schulter einen empörten Blick zu und eilte wie eine Katze, die sich verbrannt hatte, davon. Barnabys leises Lachen folgte ihr über den Flur, was sie nur noch wütender machte. Zur Hölle mit ihm!
    Mit einem zufriedenen Lächeln schloss Barnaby die Tür und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Die Anziehungskraft war nicht einseitig, bestand nicht nur bei ihm. Sie war sich seiner bewusst, und neugierig. Ausgezeichnet.
    Lamb betrachtete ihn säuerlich.
    »Was hattest du vor? Sie auf der Türschwelle vernaschen?«
    Barnaby schnitt eine Grimasse.
    »Nun, das wäre wenig ritterlich von mir gewesen, findest du nicht?«
    Lamb schnaubte.
    »Sei nur froh, dass dieser kriecherische Cousin von ihr euch nicht gesehen hat. Ich mag ihn nicht, und ich traue ihm nicht. Ich vermute, wenn du nicht vorsichtig bist, dass er dich mit Ehebanden an sie kettet, ehe du auch nur deinen Namen sagen kannst.«
    »Ich könnte nicht behaupten, dass ich anderer Ansicht bin«, räumte Barnaby ein, setzte sich auf einen hochlehnigen Stuhl und schloss die Augen. Er hatte den Besuch der Damen genossen, aber er merkte auch, dass er ihn ermüdet hatte. Seine Lippen verzogen sich. Er war schwächer, als er zugeben wollte. Und er fragte sich, ob die Wunde ernster war, als er zunächst geglaubt hatte.
    Lamb runzelte die Stirn, trat zu ihm und stellte sich neben ihn. Barnabys

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