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Eine Sünde zuviel

Eine Sünde zuviel

Titel: Eine Sünde zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Rücksicht auf sie und machst unser Glück von ihren Launen abhängig.«
    Wie schön du das wieder gesagt hast, dachte Luise. Wie glatt und gewandt. Jede Blinde müßte es glauben …
    »Sie ist meine Schwester, Ernst …«
    »Benimmt sie sich schwesterlich?!«
    »Wenn man einen Menschen immer für sein Benehmen bestrafen wollte, wäre Güte ein Wort aus dem Märchen …«
    »Aber wenn sie nicht wiederkommt?«
    »Sie kann nicht einfach verschwinden, Ernst.«
    »Ins Ausland?«
    »Ohne Geld?«
    »Mit einem reichen Freund …«
    »Den sie innerhalb vier Stunden kennenlernt? Nein! Nicht Monika!«
    »Legst du dafür die Hand ins Feuer?«
    »Ja!«
    »Und wenn sie wirklich nicht wieder auftaucht?«
    »Dann hat man sie umgebracht!«
    »Unsinn! Wer soll sie umbringen? Und warum?«
    »Es gibt genug Sexualmörder …«
    »Mein Gott, du hast zuviel Kriminalhörspiele gehört. Monika war so selbständig, daß ein Mörder sich fluchtartig entfernt hätte.«
    »Dann muß sie wiederkommen.«
    »Hoffen wir es«, sagte Dahlmann heiser vor Erregung.
    »Zumindest wird sie schreiben, wo sie ist. Monika wird nie für alle Zeiten aus unserem Leben gehen.«
    »Und wenn sie erst in einem Jahr schreibt … in zwei Jahren … Soll unser ganzes ferneres Leben davon überschattet sein?« Dahlmann sah eine große Möglichkeit. Auch Luise hatte daran gedacht und hielt eine Antwort bereit. »Sollen wir immer nur warten, warten und älter werden und uns das Leben stehlen lassen von einem kapriziösen Mädchen?! Luiserl … laß uns deinen Plan ausführen … laß uns alles verpachten, verkaufen und wegziehen. Monikas Anteil hinterlegen wir bei einer Bank … sie kann es sich dort abholen, wann sie will. Wir aber leben nur für uns … wie du sagst, in einem winzigen Paradies, in das wir niemanden hereinlassen und aus dem uns auch niemand vertreiben kann.« Er ergriff ihre Hände, er wurde von seiner Idee selbst mitgerissen. »Sag ja, Luiserl. Sag ja! Und wenn es jemals eine Krise zwischen uns gegeben hat … sie war nur ein böser Traum, weiter nichts –«
    Der Satan mit der Engelstimme, dachte Luise. Sie zog die Schultern hoch. Die heiße Berührung seiner Hände erzeugte in ihr versteinernde Kälte. Als er sie küssen wollte, bog sie den Kopf zurück … so unwillkürlich, als habe sie einen Laut gehört und lausche danach.
    »Wir sollten das alles einmal in Ruhe überlegen, Ernst«, sagte sie leise. »Ich bin jetzt so weit, daß ich, wenn Monika in diesem Augenblick zur Tür hereinkommt, gleich den Notar verständigen würde …«
    Ernst Dahlmann schloß die Augen. Was er nie für möglich gehalten hätte, warf ihn jetzt fast nieder: Er hatte sich selbst vernichtet. Er hatte dem Strudel, der sich um ihn gebildet hatte, diesem unverständlichen Strudel menschlicher Leidenschaften und Inkonsequenzen, nicht standgehalten, er hatte nicht die Ruhe gehabt, die nötig gewesen wäre, um abwarten zu können, um genau das zu tun, was er sich immer vorgesagt hatte: Laß die Zeit für dich arbeiten. Dann kam dieser Robert Sanden, und er war der Panik erlegen. Robert Sanden, der – wie sich jetzt herausstellte – nur eine Episode war, eine Verirrung, die Luise selbst nicht mehr verstand. Eine Erkenntnis, die zu spät kam. Monika war geopfert worden …
    Dahlmann atmete schwer. Seine Selbstanklagen, die gleichzeitig eine Selbstberuhigung sein sollten, stimmten nicht. Monika war durch ihn getötet worden, bevor er etwas von Sanden wußte … seine verhängnisvolle Morphininjektion und das Fernbleiben Luises in der Nacht waren zusammengefallen, es war ein Tag gewesen … Er hatte Monika nicht geopfert … sie war seiner hündischen Angst erlegen.
    »Woran denkst du?« fragte Luise. Dahlmann schrak auf.
    »An Monika!« sagte er ehrlich.
    »Ich auch. Du wirst sehen … es wird alles gut.«
    Dahlmann schwieg. Sein Gesicht war gelbweiß, blutleer und alt. Er war in einer Verfassung, die ihn wünschen ließ, er möge die Augen schließen, umfallen und Monika in die Ewigkeit folgen.
    Es war eine seelische Schwäche, die nur Minuten dauerte. Als es klingelte und Fräulein Pleschke hereinkam, war der Anfall von Lebensmüdigkeit wieder vorbei.
    »Die Polizei ist da, Herr Dahlmann«, sagte Fräulein Pleschke. »Sie möchte Sie sprechen –«
    *
    Kommissar Ludwig Faber war ein gemütlicher, dicker Mann, der gerne aß, noch lieber trank und am liebsten eine Zigarre rauchte. Mit seinem berühmten Berliner Kollegen der zwanziger Jahre, dem Kriminalrat Gennat, hatte er

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