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Eine Sünde zuviel

Eine Sünde zuviel

Titel: Eine Sünde zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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vorzüglicher Monolog. Dahlmann streichelte ihr wie abwesend über das Haar. Dabei sah er auf die Klopfmaschine. Das Rätsel lastete auf seinem Herzen wie ein Bleiklumpen.
    »Es war niemand hier, Liebes«, sagte er stockend. »Ich dachte nur … Du mußt dir keine Sorgen machen wegen des Klopfens … es ist nichts …«
    »Ich habe Angst, Ernst … Ich habe Angst, irrsinnig zu werden …«
    »Du darfst an so etwas nie denken, Liebes!«
    »Auch Dr. Vierweg sagt, daß …«
    »Ich werde mit diesem grünen Jungen einmal reines Deutsch sprechen. Er soll als Psychiater heilen, aber nicht Psychosen noch fördern!«
    Dahlmann hörte in der Küche Fräulein Pleschke wirtschaften. »Was soll die Pleschke hier?« fragte er.
    »Sie macht Kaffee. Ich habe die ganze Nacht wach gesessen, du weißt es doch. Trinkst du mit? Bitte, bitte, sag nicht nein … trink mit mir Kaffee.«
    »Solltest du dazu nicht lieber Herrn Sanden holen?« fragte er giftig.
    »Ach, laß ihn doch, Ernst. Ich mache mir solche Sorgen um Monika …« Sie beobachtete ihn dabei. Dahlmann zeigte keinerlei Bewegungen, sein Gesicht war nachdenklich und noch immer von dem Rätsel gefangen: Wie kommt die Klopfmaschine auf das Büfett?!
    »Monika geht es vielleicht besser als uns …«, sagte er beiläufig.
    »Bleib heute bei mir, ja?« bettelte Luise.
    »Aber die Apotheke. Ich muß noch in die Stadt, ich habe eine Verabredung mit einem pharmazeutischen Fabrikanten …«
    »Sag ab … verschieb es … Ich habe ein dumpfes Gefühl, daß Monika etwas zugestoßen ist. Und da möchte ich, daß du bei mir bist … noch bist du mein Mann, Ernst …«
    »Ja. Noch –«, sagte er bitter.
    »Ich habe in dieser Nacht manches eingesehen …«
    »Ach –«
    »Ja.« Luise nickte und lehnte den Kopf an Dahlmanns Hüfte. »Zugegeben – ich war einmal nicht stark genug … ich habe mich verirrt … heute weiß ich gar nicht, wie das vorkommen konnte. Wenn du mir diesen einen Fehltritt verzeihen könntest, Ernst …«
    Dahlmann hielt den Atem an. O verdammt, dachte er.
    »Was dann?« fragte er kaum hörbar.
    »Wenn du zu mir sagen kannst: Luiserl, ich vergesse es. Ich weiß es gar nicht mehr … wenn du das sagen kannst, und wenn Monika zurückkommt, dann will ich nur noch für dich leben. Ich will dir und Monika alles schenken, was ich von Vater habe …«
    Dahlmann kam sich vor, als habe man ihn in glühendes Öl getaucht und dann mit einem Eiswasserstrahl wieder abgespritzt.
    »Und … und Sanden …«, stammelte er.
    »Ich werde diesen Namen nie mehr nennen …«
    »Luiserl … verzeih, aber mir fehlen die Worte …«
    Sie fehlten ihm wirklich. Am Ziel, dachte er und konnte sich zerreißen. Am Ziel! Und doch so weit entfernt wie nie. Nicht nur entfernt … es war nun unerreichbar geworden.
    »Weißt du, was ich mir ausgedacht habe?« Luise zog Dahlmann an der Hand zu sich. »Komm, setz dich zu mir … hier, auf die Lehne. So … so fühle ich dich … Ich habe mir gedacht, daß wir hier in Hannover alles aufgeben …«
    »Aufgeben?«
    »Wir verpachten die Apotheke. Wir haben Geld genug auf der Kasse, die Pacht sichert uns den täglichen Unterhalt, unsere Medikamente bringen Lizenzgebühren … Wir ziehen irgendwohin, wo es besonders schön ist … an die Ostsee, an einen Holsteinischen See, an den Rhein, an einen bayerischen See, in ein Bad … die Welt ist ja so groß, und wir haben das Glück, uns davon ein kleines Stück zu kaufen … Ein winziges Stück, aber es soll unser Paradies werden … Was hältst du davon?«
    Es war eine grausame Angel, die Luise auswarf. Dahlmann starrte in die Blumenecke und in die Morgensonne, die sie mit hellstem Gold übergoß.
    »Das … das wäre wunderschön …«, sagte er leise, weil er einfach keinen Atem mehr für lautes Sprechen hatte. Ihm war die Brust zugedrückt, als läge ein Felsen darüber. »Aber was soll Monika dabei?«
    »Das ist die einzige Bedingung … nein, keine Bedingung, das ist meine große und letzte Bitte … daß Monika mitkommt.«
    »Und dieser Jammerjüngling Salzer?«
    »Sie wird ihn vergessen. Wenn sie es nicht kann oder will … gut, dann zahlen wir sie aus. Sie kann dann leben nach ihrer Fasson. Aber erst müssen wir sie ja finden …«
    Sie sah zu ihm hoch. Sein Gesicht zuckte heftig. Er sprang auf und rannte im Zimmer hin und her. »Es ist zum Kotzen!« sagte er heiser. »Verzeih, Liebling, den Ausdruck, aber es ist so. Erst läuft sie uns weg, jetzt läuft sie diesem Salzer weg … und du nimmst noch

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