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Eine Sünde zuviel

Eine Sünde zuviel

Titel: Eine Sünde zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schultern.
    »Sie ist gestern abend um zwanzig Uhr oder so 'rum weggegangen. Der Wagen ist ja ohne sie in Soltau angekommen. Sie wollte mit der Bahn nachfahren.«
    »Um diese Zeit fährt kein Zug mehr nach Soltau!«
    »Weiß ich das?!« Dahlmann wandte sich ab und trat ans Fenster. »Ich rede meiner Schwägerin nicht 'rein, das hat auch gar keinen Sinn. Das sollten Sie sich merken, junger Mann … so hübsch der Kopf Monis ist, so dick ist er auch! Sie werden sich die Zähne an dem schönen Lärvchen ausbeißen. Doch das nebenbei. Das ist nicht meine Sorge. Wo sie von hier aus hin ist, weiß ich nicht. Ich weiß nur – sie wollte zum Zug. Zum Hauptbahnhof also. Vielleicht hat sie unterwegs einen anderen schönen Mann gefunden … Sie wissen ja, wie schnell das bei ihr geht –«
    »Sie sind ein ganz gemeiner Flegel –«, sagte Julius Salzer leise. Dahlmann drehte sich schroff herum.
    »Gehen Sie, und zwar sofort! Ich habe es nicht nötig, mich in meinem eigenen Hause von so einem Jammerjüngling wie Sie beleidigen zu lassen. Lernen Sie erst einmal richtig arbeiten! Leisten Sie erst etwas im Leben! Dann können wir weiterreden. Also – gehen Sie! Das ist die zweite Aufforderung. Bei der dritten ist's Hausfriedensbruch, und ich rufe die Polizei.«
    »Da gehe ich sowieso hin!« schrie Salzer. Er war fast atemlos vor Sorge.
    »Warum?«
    »Ich mache eine Vermißtenmeldung.«
    Dahlmann hob die Augenbrauen. Das ist dumm, dachte er. Daran habe ich nicht gedacht. Zwei Verschwundene im Hause Dahlmann, das fiel auch dem naivsten Polizisten auf. Man mußte es vermeiden, wenigstens so lange, bis man einen Fingerzeig von Luise hatte.
    »Kommen Sie her, junger Poet!« sagte Dahlmann und zwang sich zur Jovialität. »Setzen Sie sich. Trinken wir erst einen und denken alles durch …«
    Julius Salzer blieb stehen. Die Wandlung Dahlmanns verblüffte ihn und machte ihn gleichzeitig vorsichtig.
    »Ich möchte gehen«, sagte er lauernd.
    Dahlmann öffnete den Barschrank und nahm eine Whiskyflasche heraus. Er hielt sie hoch und schwenkte sie.
    »Kennen Sie die?«
    »Nur dem Namen nach. Whisky ist für mich so unerreichbar wie der Nobelpreis. Ich bin froh, wenn ich meine Wasserrechnung abarbeiten kann.«
    »Dann sollten wir jetzt aber schnell einen trinken und auf Vorrat tanken.« Dahlmann lachte etwas gequält. »Junger Schiller … oder tendieren Sie mehr zu Kleist …?«
    »Schiller –«
    »Dachte ich's mir doch. Also, hauen Sie sich in den Sessel, ich hole Eis aus der Küche, und dann bereden wir, was wir mit Monika machen. Im Grunde tun Sie mir leid. Auch ich war ja einmal jung, und wenn ich verliebt gewesen wäre und dann den Launen einer Frau wie Moni ausgesetzt … ich kann Ihnen nachfühlen, daß Sie den Globus in die Luft sprengen möchten!«
    Er drückte Julius Salzer in den Sessel, als er an ihm vorbei zur Küche ging, Eis zu holen.
    Nach kaum zwei Stunden war Julius Salzer sinnlos betrunken. Der nie getrunkene Whisky lag wie Blei in seinen Hirnwindungen … er lallte wie ein Verblödeter, fiel auf die Couch und schlief ein.
    Ernst Dahlmann aber fuhr in die Stadt, Lebensmittel einkaufen. Gegen Mittag war er wieder zurück. Die Kriminalpolizei hatte sich für vierzehn Uhr angesagt. Sie wollte Bilder von Luise haben, genaue Beschreibungen, Unterlagen.
    Man kann nicht sagen, daß ich für das Geld, das ich haben will, nicht wie ein Stier arbeite, dachte Dahlmann. Fast kann man sagen, es ist ehrlich verdient.
    Beim Eintritt in die Diele zuckte er zusammen. Luises Hut hing an der Garderobe. Er konnte sich nicht erinnern, dort vorher einen Hut gesehen zu haben.
    »Luise!« schrie er und warf seinen Mantel einfach auf den Boden. »Luiserl! Liebes!« Er riß die Tür zum Wohnzimmer auf und stürzte mit ausgebreiteten Armen hinein.
    Julius Salzer lag noch immer auf der Couch und röchelte furchtbar. Nur hatte man jetzt seine Beine hochgelegt und ihn mit einer bunten Wolldecke zugedeckt.
    Im Sessel, in der Blumenecke, über den Augen die dunkle Sonnenbrille, saß Luise. Sie wandte den Kopf Dahlmann zu, ihr Gesicht war maskenhaft starr und bleich. Dahlmann ließ die Arme an den Körper zurückfallen. Wozu auch, dachte er. Sie sieht es ja doch nicht.
    »Luiserl … solchen Schrecken … ich bin ganz kopflos … ich bin gar nicht mehr ich … Wo warst du denn? Was ist denn passiert? Wo warst du die ganze Nacht über …?«
    »Bei einem Mann –«, sagte Luise ruhig.
    Dahlmann zuckte zurück. Eine eiserne Klammer legte sich um seinen

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