Eine Sündige Nacht
Ihrem Segen möchte ich Laura Jane heiraten.«
Als Rink sich in den schweren Ledersessel hinter dem breiten Schreibtisch setzte, gab er mit nichts preis, was er von dieser Bitte halten mochte. Er nahm einen Schluck von seinem Eistee, den er aus dem Esszimmer mitgebracht hatte. »Und ohne meinen Segen?«
Steve zuckte nicht einmal mit der Wimper. »Will ich sie trotzdem heiraten.«
Rink sah den Mann lange, sehr lange forschend an. Beide hielten den Blick auf den anderen gerichtet. Schließlich sagte Rink: »Meine Damen, würdet ihr uns bitte entschuldigen? Und Caroline … bitte schließ die Tür hinter euch.«
»Woher wusstest du, dass ich hier bin?«
»Eine Ahnung.« Er schob die Zweige einer jungen Kiefer zur Seite und trat in die Lichtung. Sie saß unter einem Baum, hatte die Beine unter sich gezogen und hielt ein Buch in ihrem Schoß. Sie hatte nicht darin gelesen, sondern ins Leere gestarrt, als er durch die Bäume kam. Er ging zu ihrem Baum, stemmte seine Hände gegen den Stamm und sah in ihr Gesicht, das sie ihm entgegengehoben hatte. »Weißt du denn nicht, dass es für dich gefährlich sein könnte, allein im Wald unterwegs zu sein?«
»Warum? Das ist mein Wald.«
»Aber ein sexbesessener Mann könnte hier vorbeikommen und dich vernaschen wollen.«
»Darauf baue ich ganz fest.«
Lachend ließ er sich neben sie auf den Boden nieder und
nahm sie in den Arm. Er küsste sie viele Male zart über ihr ganzes Gesicht, dann presste er seinen Mund besitzergreifend auf ihren. Sie genoss ihn nur für einen Moment, bevor sie ihn von sich wegschob. »Warte. Erst will ich wissen, was du Steve gesagt hast.«
»Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn töten müsste, wenn er ihr jemals wehtut.«
»Das hast du nicht!«
Er zuckte mit den Achseln und grinste diabolisch. »Na ja, ich hab’s ihm auf freundliche Weise gesagt.«
»Aber hast du ihrer Heirat zugestimmt?«
»Ja, habe ich«, sagte er ernst.
Sie drückte ihn fest. »Rink, ich freu mich so darüber.« Vorsichtig machte er sich frei. »Tust du das? Glaubst du wirklich, dass das das Beste für Laura Jane ist?«
»Ja, das tue ich. Sie liebt ihn. Und du musst dir keine Sorgen darüber machen, ob er ihr wehtun könnte. Er vergöttert sie. Er hat nie über seine Vergangenheit gesprochen, aber ich habe das Gefühl, dass sie ganz schön düster war. Dann der Krieg und der Verlust seines Beines. Ich bin sicher, Laura Jane erscheint ihm wie eine Märchenprinzessin. Er hat noch gar nicht richtig verinnerlicht, dass es ihm erlaubt ist, sie anzufassen.«
»Er klang aufrichtig«, sinnierte Rink. »Ich habe zur Bedingung gemacht, dass Laura Jane immer auf The Retreat leben muss. Ich glaube nämlich nicht, dass sie sich an ein anderes Zuhause gewöhnen könnte. Er war einverstanden, bestand aber darauf, dass ihm in dem Fall mehr Verantwortung übertragen wurde. Er ist ein wenig empfindlich, was das angeht, weil sie eine Erbin ist und er ein einfacher Angestellter.«
»Das hätte ich bei ihm auch vermutet. Er arbeitet härter als jeder andere, um sein Handicap auszugleichen.«
»Er hat mir eindeutig zu verstehen gegeben, wie er fühlt. Er sagte, oder ich sollte besser sagen: er warnte mich, dass ihre Ehe eine richtige Ehe sein würde.« Er zog die Brauen zusammen. »Glaubst du, dass Laura Jane damit zurechtkommt, mit einem Mann zu schlafen?«
Caroline lachte und vergrub ihre Nase an seinem Hals. »Ich habe den Eindruck, dass es Laura Jane ist, die Steve bereits seit Monaten um die Ställe gejagt hat, und dass er derjenige ist, der die ganze Zeit versucht hat, ihre Tugend zu bewahren.«
»Aber versteht sie wirklich die Verantwortung, die damit einhergeht?«
»Rink.« Sie nahm sein Gesicht in ihre Hände, um seine volle Aufmerksamkeit zu erhalten, und sagte: »Laura Jane ist mit einer Lernschwäche geboren worden. Aber sie hat die Gefühle einer Frau und den Körper dazu. Niemand darf ihr vorenthalten, wonach dieser Körper verlangt, genauso wenig, wie man ihr die Luft zum Atmen verweigern darf. Sie wird viel glücklicher als jemals zuvor sein. Er liebt sie. Er wird sie anbeten. Den Rest werden sie zwischen sich ausmachen.«
Sie konnte fühlen, wie seine Spannung nachließ und sich sein Gesicht entkrampfte. Es erregte sie zu sehen, wie sehr er ihre Meinung schätzte.
»Was ist mit dir?«
»Mit mir?«, fragte sie.
»Was war mit deinen Bedürfnissen in all den Jahren, in denen du sie dir selbst verweigert hast?«
»Ich habe überlebt, weil ich Erinnerungen und
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