Eine Tankstelle fuer die Seele
»Alten Weisen«, der ihm hier den entscheidenden Rat gab. Er war ein junger Unternehmer und trotz großen Einsatzes und einem 14-Stunden-Arbeitstag wollte sein Geschäft nicht wirklich gut laufen. Er zweifelte immer mehr an sich, zumal er auch noch mit tollen erfolgreichen Menschen umgeben zu sein schien, denen es »wahnsinnig« gut ging. Als er gerade dabei war aufzugeben, begegnete er wie zufällig einem alten Herrn, einer »Business-Ikone«, wie er sagte. Dieser erzählte ihm von seinen eigenen vielen Misserfolgen, seinen Zweifeln und Versagensängsten, vor allem in den ersten Jahren seiner Firmengeschichte. »Ja, mein junger Freund«, sagte der Ältere, »damit werden Sie leben müssen, wenn Sie es ehrlich meinen und nicht nur schnelles Geld verdienen wollen. Nachhaltiger Erfolg braucht Zeit, eine solide Basis, Geduld und Vertrauen – und auch ein bisschen Demut«, fügte er augenzwinkernd hinzu. Er erzählte dem Jüngeren, dass er in seiner Anfangszeit viele Biografien gelesen habe, die meistens ähnliche Botschaften enthielten und ihn zum Durchhalten veranlassten. »Heute, so viele Jahre später«, berichtete der Geschäftsmann weiter, »erinnere ich mich noch sehr gut an diese Begegnung, ihr verdanke ich, dass ich nicht nur weitergemacht habe und erfolgreich wurde, sondern auch, dass ich an meiner persönlichen Entwicklung gearbeitet habe.« Der »Alte Weise« hatte ihn daran erinnert, dass Scheitern und die Angst davor zum Leben, zum Erfolg gehören und vor allem, dass die damit verbundenen Gefühle allen Menschen gleich sind, wir sozusagen alle im gleichen Boot sitzen.
Dieses archetypische Geschehen – der ältere Erfahrene berät den Jüngeren – findet sich oft in den Mythen und Geschichten der Völker wieder. Die handelnden Figuren sind hier Königssöhne und Götter, wie in dem großen altindischen Volksepos der Mahabharata. Hier belehrt Krishna selbst seinen Schüler, den unerfahrenen jungen Helden Arjuna, der sich ihn zum Wagenlenker im Kampf gewünscht hatte. Leider gibt es nur wenige Geschichten, die in dieser Weise vom weiblichen Gegenpol, der Alten Weisen, berichten, obwohl sie mindestens eine ebenso wichtige Rolle für unser Leben spielt. Auch von ihr wird im späteren Praxisteil noch mehr die Rede sein.
Märchen und Mythen als Fundus archetypischer Bilder
Es war einmal …
Märchen sind wahre Fundgruben für archetypische Bilder. Da gibt es Prinzessinnen, Helden, Könige, Alte Weise, den Teufel und seine Großmutter usw. Gibt es ein Märchen, das Ihnen spontan einfällt? An welche Märchenfigur erinnern Sie sich und mit welcher haben Sie sich vielleicht identifiziert? Wollten Sie schön sein wie Schneewittchen oder von einem Prinzen gerettet werden wie Dornröschen oder hässlich wie die Baba Yaga, weil es Sie gereizt hat, einmal in eine dunkle Gestalt zu schlüpfen?
Es war einmal … So sollten wir als Teilnehmer und Teilnehmerinnen eines Seminars unsere eigene Lebensgeschichte beginnen und sie in Form eines Märchens aufschreiben. Speziell ausgewählte klassische Musik führte uns auf diesem Weg in unser eigenes Lebensmärchen. Anfangs gingen mir einige Märchen durch den Kopf und ich fragte mich sofort, in welcher Figur ich mich und mein Leben am ehesten wiederfinden würde. Aber ehe ich mich versah, war ich mitten in einer Geschichte, die mich in ihren Bann zog und die dann scheinbar ihren eigenen Verlauf nahm.
Nimm dir ein bisschen Zeit zum Entspannen, wähle ein Musikstück, zum Beispiel »Nachmittag eines Faun« von Claude Debussy oder eine Lieblingsmusik, die etwa 10 bis 15 Minuten dauert, und lass dich von der Musik auf eine Reise mitnehmen.
Lege dich dazu bequem hin, schließe – nachdem du die CD eingelegt hast – die Augen und entspanne dich gut.
Beginne jetzt deine Geschichte mit »Es war einmal …« und stelle dann die Musik an. Die Musik bringt dir Bilder, Gefühle oder Erinnerungen und führt dich auf eine Reise in dein Lebensmärchen. Wenn erst einmal die Gestalt aufgetaucht ist, die du im Märchen bist, wird diese von alleine weitergehen, du bist nur Begleiterin oder Begleiter.
Wenn die Musik zu Ende ist, lass dir Zeit, deine Reise, dein Märchen zu Ende zu bringen, bevor du langsam wieder in die Außenwelt zurückkommst. Schreibe möglichst deine Erfahrungen auf und lass das Erlebte noch etwas nachwirken.
Die Müllerstochter, die ich in meinem Märchen war, und mit der die Geschichte begann, fand überraschend hinter dem Haus etwas Geheimnisvolles, eine uralte
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