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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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gesehen.«
    »Doch, habe ich. Viktoria schickt sie mir, obwohl ich noch keine Zeit hatte, sie zu lesen.«
    »Also, vielleicht hättest du sie doch lesen sollen!« Da bekommt er tiefgeheime Berichte geschickt und hat keine Zeit, sie zu lesen – dabei ist er der Kupp, der das alles in Gang gebracht hat. »Pass auf, Scherkaner, ich sag dir die ganze Zeit, es wird nichts bringen. Im Prinzip kann Atomkraft alles leisten, was wir brauchen. In der Praxis – nun ja, wir haben ein paar richtig tödliche Gifte hergestellt. Wir haben auch ein Uranisotop gefunden, das sich sehr schlecht isolieren lässt, doch ich denke, wenn wir das schaffen, können wir eine verdammt mächtige Bombe herstellen: Wir können dir die Energie liefern, die man braucht, um eine Stadt das Dunkel über warm zu halten, aber du kriegst sie in weniger als einer Sekunde!«
    »Hervorragend! Das ist doch ein Anfang.«
    »Der hervorragende Anfang ist vielleicht alles, was wir erreichen. Drei von meinen Labors haben die Bomben-Kupps übernommen. Das Problem ist nur, wir haben Frieden; diese Technologie wird irgendwann durchsickern, erst an Bergbaugesellschaften, dann an fremde Staaten. Kannst du dir vorstellen, was passiert, wenn erst einmal die Sinnesgleichen und die Alten Basser und weiß Gott wer noch anfängt, diese Dinger herzustellen?«
    Das schien durch Unterbergs doppelten Panzer von Unaufmerksamkeit zu dringen. »… Ja, das wäre sehr schlimm. Ich habe deine Berichte nicht gelesen, aber Viktoria ist oft hier oben. Die Technik bringt uns Wunder und schreckliche Gefahren. Wir kriegen das eine nicht ohne das andere. Aber ich bin überzeugt, dass wir nicht überleben werden, wenn wir nicht mit diesen Dingen spielen. Du siehst nur einen Teil vom Ganzen. Pass auf, ich weiß, dass Viktoria mehr Geld für dich beschaffen kann. Der Geheimdienst des Einklangs ist sehr kreditwürdig. Er kann ein Jahrzehnt lang seine Mittel überziehen, ohne einen Gewinn ausweisen zu müssen. Wir werden dir mehr Laboratorien verschaffen, alles, was du willst…«
    »Scherkaner, hast du vom ›Forcieren der Lernkurve‹ gehört?«
    »Also… äh…« Klar, hatte er.
    »Wenn ich allen Reichtum der Welt hätte, könnte ich dir momentan vielleicht eine Heizung für eine Stadt geben. Sie hätte alle paar Jahre katastrophale Havarien, und sogar, wenn sie ›normal‹ funktionierte, wäre die Flüssigkeit zur Wärmeübertragung – sagen wir, überhitzter Dampf – derart radioaktiv, dass deine Stadtbewohner allesamt tot wären, ehe das Dunkel auch nur zehn Jahre alt ist. Von einem bestimmten Punkt an nützt es einfach nichts, mehr Geld und Techniker auf ein Problem anzusetzen.«
    Scherkaner antwortete nicht gleich. Unnerbei hatte den Eindruck, seine Aufmerksamkeit schweife am oberen Ende des Klettergerüsts umher, wo er seinen beiden Babies zusah. Dieses Zimmer war eine wahrhaft bizarre Kombination von Reichtum, dem alten intellektuellen Chaos Unterbergs und seiner neuen Vaterrolle. Wo der Fußboden nicht von Bücherstapeln und Krimskrams bedeckt war, sah man einen Plüschteppich. Die Wände waren mit einem von diesen unglaublich teuren Illusionsmustern bedeckt. Die Fenster hatten Quarzfüllung bis hinauf an die hohe Decke. Jetzt waren sie aufgekurbelt. An schmiedeeisernen Gittern vorbei drang der Geruch von Farnen im kühlen Morgen herein. Bei Unterbergs Schreibtischen und an den Fußgriffen der Bücherregale gab es elektrische Lampen, doch sie waren jetzt alle ausgeschaltet.
    Das einzige Licht war das Grün und Nahrot, das durch die Farne drang. Das genügte vollauf, um die Titel der Bücher in der Nähe zu lesen. Psychologie, Mathe, Elektronik, zwischendurch etwas über Astronomie – und eine Menge Bücher mit Kindergeschichten. Die Bücher waren in niedrigen Stapeln aufgetürmt und füllten den meisten Platz zwischen Spielzeug und Ausrüstung. Und es war nicht immer klar, welches Spielzeug Unterberg gehörte und welches seinen Kindern. Manches von dem Zeug sah wie Reiseandenken aus, vielleicht von Viktorias Einsätzen: ein Basser-Beinpolierer, getrocknete Blumen, die vielleicht einmal eine Girlande der Insulaner gewesen waren… Und drüben in der Ecke… um Gottes willen, das sah wie eine M7-Artillerierakete aus. Das Lager für den Gefechtskopf war entfernt worden, und wo sich üblicherweise hochexplosiver Sprengstoff befand, war eine Puppenstube angebracht.
    Schließlich sagte Unterberg: »Du hast Recht, Geld allein bringt die Sache nicht voran. Man braucht Zeit, um die

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