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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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sollte, Reynolt. Sie haben zu lange mit Automaten gearbeitet.« Eins musste man Reynolt lassen: Sie war selbst für Aufsteiger-Maßstäbe derb, sie schien nie nachtragend zu sein. Man konnte sogar mit ihr streiten. Doch wenn sie ihn nicht mehr zu Trixia ließ…
    Reynolt starrte ihn einen Augenblick lang an. »Sie sind kein Linguist.«
    »Ich bin von der Dschöng Ho. Um unseren Weg zu machen, mussten wir das Herzstück von Tausenden von menschlichen Kulturen verstehen, und ein paar nichtmenschlichen dazu. Ihr habt in diesem kleinen Stückchen Menschenraum herumgepfuscht, mit Sprachen, die auf unseren Sendungen beruhen. Es gibt Sprachen, die davon enorm abweichen.«
    »Ja. Darum sind ihre grotesken Vereinfachungen unzulässig.«
    »Nein! Sie brauchen Leute, die wirklich den Geist der anderen Seite verstehen, die uns anderen zeigen können, was an den Unterschieden der Fremden wichtig ist. Trixias Spinnennamen wirken also albern. Aber diese ›Einklang‹-Gruppe ist eine junge Kultur. Ihre Namen haben noch größtenteils eine Bedeutung in der Alltagssprache.«
    »Nicht alle, und nicht die Vornamen. Eigentlich verschmilzt die wahre Spinnensprache Vor- und Familiennamen – diese Sache mit der Interphonation.«
    »Ich sage Ihnen, was Trixia macht, ist gut. Ich wette, die Vornamen stammen aus älteren und verwandten Sprachen. Beachten Sie, wie sie fast Sinn ergeben, manche von ihnen.«
    »Ja, und das ist das Schlimmste. Manches davon sieht wie Brocken von Ladill oder Aminesisch aus. Diese Ladill-Einheiten – ›Stunden‹, ›Meilen‹, ›Minuten‹ –, die erschweren einfach die Lektüre.«
    Ezr hatte auch Probleme mit den Ladill-Einheiten, doch das würde er Reynolt nicht eingestehen. »Ich bin sicher, dass Trixia Dinge sieht, die sich zum Hauptstrom ihrer Übersetzung so verhalten, wie Animesisch und Ladill zu dem Nese, das wir beide sprechen.«
    Reynolt schwieg eine Zeit lang und schaute ins Leere. Manchmal bedeutete das, dass die Diskussion vorbei war und sie sich nur nicht die Mühe gemacht hatte, ihn ausdrücklich gehen zu lassen. Manchmal bedeutete es, dass sie sich sehr bemühte, etwas zu verstehen. »Sie sagen also, sie erreicht ein höheres Niveau der Übersetzung und gibt uns Erkenntnisse, indem sie sich auf unser Bewusstsein unser selbst bezieht.«
    Es war eine typisch Reynolt’sche Analyse, sperrig und exakt. »Ja! Das ist es. Sie möchten immer noch mit all den Verweisen und Ausnahmen und Vorbehalten übersetzen, da unser Verständnis noch in der Entwicklung ist. Aber das Kernstück guten Handels ist es, aus dem Bauch heraus ein Gefühl für die Bedürfnisse und Erwartungen der anderen Seite zu haben.«
    Reynolt hatte die Erklärung akzeptiert. Nau jedenfalls gefielen die Vereinfachungen, sogar das drollige Ladill. Im Laufe der Zeit übernahmen die anderen Übersetzer immer mehr von Trixias Konventionen. Ezr zweifelte daran, dass irgendeiner von den unfokussierten Aufsteigern wirklich imstande wäre, die Übersetzungen zu beurteilen. Und bei all seinem zuversichtlichen Gerede wunderte sich Ezr immer mehr: Trixias MetaÜbersetzung der Spinnen ähnelte zu sehr der Geschichte des Morgenröte-Zeitalters, die er ihr unmittelbar vor dem Überfall aufgedrängt hatte. Für Nau und Brughel und Reynolt mochte das fremdartig wirken, doch es war Ezrs Spezialgebiet, und er sah zu viele verdächtige Übereinstimmungen.
    Trixia ignorierte konsequent die physische Natur der Spinnen. Vielleicht war das gut so, wenn man den Abscheu bedachte, den viele Menschen gegenüber Spinnen hegten. Aber die Wesen waren tatsächlich radikal unmenschlich in ihrem Aussehen, fremdartiger in Form und Lebenszyklus, als jede andere Intelligenz, der die Menschheit bisher begegnet war. Manche ihrer Gliedmaßen hatten die Funktion menschlicher Kiefer, und sie hatten nicht, was genau Händen und Finger entsprach, sondern benutzten stattdessen die große Anzahl ihrer Beine, um mit Dingen zu hantieren. Diese Unterschiede waren in Trixias Übersetzungen nahezu unsichtbar. Gelegentlich wurde eine ›spitze Hand‹ erwähnt (vielleicht die Stilettform, zu der sich ein Vorderbein zusammenfalten konnte) oder von Mittelhänden und Vorderhänden – aber das war alles. In der Schule hatte Ezr Übersetzungen gesehen, die so glatt waren, doch die waren von Fachleuten hergestellt worden, die jahrzehntelange direkte Erfahrung mit Kundenkulturen hatten.
    Radiosendungen für Kinder – dafür hielt es Trixia zumindest – waren auf der Spinnenwelt erfunden

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