Eine Tiefe Am Himmel
Flughafen landen. Streifen von jüngst erschlossenem Land auf der anderen Seite des Tals hatten die Farben von nassem Granit und frisch gelegtem Asphalt. Unnerbei kannte das Unternehmen, das diese Arbeit machte. Sie vertrauten den Gerüchten, dass Energie zur Verfügung stehen würde, um weit ins nächste Dunkel hinein zu leben. Wie würde Weißenberg aussehen, wenn dem so wäre? Eine Stadt unter den Sternen und Hochvakuum, doch nicht im Schlaf, mit leeren Tiefen. Die größten Risiken würden spät in den Jahren des Schwindens auftreten, wenn sich die Leute entscheiden mussten, ob sie Vorräte für ein traditionelles Dunkel anlegen oder auf das setzen sollten, was Hrunkner Unnerbeis Ingenieure für machbar hielten. Seine Albträume drehten sich nicht ums Versagen, sondern um einen unvollkommenen Erfolg.
»Papa, Papa!« Zwei Fünfjährige schossen hinter ihnen ins Blickfeld. Ihnen folgten noch zwei Kupplinge, doch diese beiden sahen fast groß genug aus, um zur rechten Zeit geboren zu sein. Gut zehn Jahre lang hatte Hrunkner Unnerbei sein Möglichstes getan, um über die Perversionen seiner Chefin hinwegzusehen: General Viktoria Schmid war der beste Geheimdienstchef, den er sich vorstellen konnte, wahrscheinlich sogar besser als Streb Grüntal. Ihre privaten Gewohnheiten sollten keine Rolle spielen. Es hatte ihn jedenfalls nie gekümmert, dass sie selbst zur Unzeit geboren war – das konnte niemand selbst bestimmen. Doch dass sie zu Beginn einer Neuen Sonne eine Familie gründete, dass sie ihre eigenen Kinder verdammen würde, wie sie selbst verdammt war… Und sie haben nicht einmal dasselbe Alter. Die beiden Babies waren von Unterbergs Rücken gesprungen. Sie krabbelten durch das Gras und die Beine ihrer beiden ältesten Geschwister hoch. Fast sah es so als, als hätten Schmid und Unterberg es darauf angelegt, sich gesellschaftlich unmöglich zu machen. Dieser Besuch, den er so lange vermieden hatte, erwies sich als ebenso schlimm, wie er gefürchtet hatte.
Die beiden Ältesten, beides Jungen, nahmen die Babies hoch und taten einen Moment so, als wären sie richtige Väter. Natürlich hatten sie kein Rückenfell, und die Babies rutschen von ihren Rückenplatten herunter. Sie bekamen die Jacken ihrer Brüder zu fassen und kletterten mit lautem Babylachen wieder hinauf.
Unterberg stellte die vier dem Feldwebel vor. Sie alle marschierten über das durchnässte Grass unter den Schutz eines Vordaches.
Das war das größte Spielgelände, das Unnerbei jemals außerhalb eines Schulhofs gesehen hatte, doch es war auch sehr seltsam. Eine richtige Schule durchlief verschiedene Stufen, dem jeweiligen Alter der Schüler angepasst. Die Ausrüstung in Unterbergs Spielgarten umfasste mehrere Jahre. Es gab senkrechte Kletternetze, wie sie nur ein Zweijähriger ohne Mühe benutzen konnte. Es gab Sandkästen, mehrere große Puppenhäuser und flache Spieltische mit Bilderbüchern und Spielen.
»Junior ist der Grund, warum wir nicht zu dir und Herrn Unnerbei nach unten gekommen sind, Papa.« Der Zwölfjährige wies mit einer spitzen Hand auf eine der Fünfjährigen – Viktoria junior? »Sie wollte, dass ihr hier herauf kommt, damit wir Herrn Unnerbei alle unsere Spielsachen zeigen können.«
Fünfjährige können ihre Gefühle nicht gut verbergen. Viktoria junior hatte noch ihre Babyaugen. Obwohl Babyaugen die Blickrichtung um ein paar Grad ändern konnten, hatte sie nur zwei davon; sie musste alles, was sie betrachten wollte, fast direkt anblicken. Auf eine Weise, wie es bei einem Erwachsenen nie möglich gewesen wäre, sah man leicht, was gerade Juniors Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Ihre beiden großen Augen schauten zuerst auf Unterberg und Unnerbei, dann rasch zu ihrem älteren Bruder. »Petze!«, zischte sie. »Du wolltest auch, dass sie hier heraufkommen.« Sie ließ ihre Esshände in seine Richtung zucken und kam nahe an Unterberg heran. »Tut mir Leid, Papa. Ich wollte mein Puppenhaus zeigen, und Brent und Gokna mussten noch ihre Hausaufgaben fertig machen.«
Unterberg hob die Vorderarme und umarmte sie. »Na, wir wollten sowieso hier heraufkommen.« Und zu Unnerbei: »Ich fürchte, die Generalin hat deinetwegen viel Aufhebens gemacht, Hrunkner.«
»O ja, du bist ein Ingenieur«, sagte die andere Fünfjährige - Gokna?
Was auch immer Junior sich wünschen mochte, zuerst durften sich Brent und Jirlib produzieren. Ihr tatsächlicher Bildungsstand war schwer einzuschätzen. Die beiden hatten eine Art Lehrplan,
Weitere Kostenlose Bücher