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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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ärgerliches Verstehen über das Gesicht des Alten.
     
    Ezr tat sein Möglichstes, den Rest des Tages über mit niemandem zu sprechen. Er hatte nie geglaubt, dass er einen dummen Clown derart hassen könnte. Pham Trinli war kein Massenmörder, und seine abartige Natur war jeder seiner törichten Bewegungen deutlich aufgeprägt. Doch in seiner Dummheit hatte er ein Geheimnis verraten, auf das der Feind niemals gekommen wäre, ein Geheimnis, das Ezr selbst nicht gekannt hatte, ein Geheimnis, das andere gewiss lieber mit in den Tod genommen hatten, als es Tomas Nau und Ritser Brughel auszuliefern.
    Zuvor hatte er geglaubt, Nau halte sich Trinli als Spaßvogel. Jetzt wusste es Ezr besser. Und seit jener längst vergangenen Nacht im Temp-Park hatte sich Ezr nicht mehr so kalt mordlüstern gefühlt. Wenn es jemals dazu kam, dass Pham Trinli einen tödlichen Unfall erleiden konnte…
    Nach der zweiten Messe blieb Ezr in seiner Wohnung. Sein Verhalten war wohl kaum verdächtig. Die Live-Musiker eigneten sich Bennys Salon jeden Tag ungefähr um diese Zeit an, und Jamsessions waren ein Dschöng-Ho-Brauch, an dem Ezr nie Freude gehabt hatte, nicht einmal als Zuhörer. Außerdem gab es eine Menge Arbeit, die nachzuholen war. Manches davon erforderte nicht einmal, dass er mit anderen sprach. Er setzte die neue Datenbrille auf und warf einen Blick in die Flottenbibliothek.
    In gewissem Sinne war der Fortbestand der Flottenbibliothek Kapitän Parks größtes Versagen. Jede Flotte hatte ausgeklügelte Vorsichtsmaßnahmen, um kritische Teile ihrer örtlichen Bibliothek zu zerstören, wenn Eroberung unmittelbar drohte. Solche Pläne konnten nicht vollkommen sein. Bibliotheken existierten in einer über alle Schiffe der Flotte verteilten redundanten Form. Teile wurden, je nach augenblicklicher Nutzung, in die Caches von tausend Knotenpunkten kopiert. Einzelne Chips – diese verdammten Orter – enthielten ausführliche Anleitungen zur Wartung und Nutzung. Dennoch hätten entscheidende Datenbanken sehr kurzfristig ausgenullt werden müssen. Was übrig blieb, hätte einen gewissen Nutzen gehabt, aber die grundlegenden Erkenntnisse, die Terabytes exakter experimenteller Daten wären weg gewesen – oder nur noch als Hardware-Verkörperung vorhanden, nur bei sorgfältigster Rekonstruktion zu verstehen. Irgendwie war diese Zerstörung nicht erfolgt, selbst als offensichtlich war, dass der Überfall der Aufsteiger alle Schiffe von Parks Flotte überwältigen würde. Oder vielleicht hatte Park gehandelt, und es hatte Sicherungs-Knoten gegeben, die – gegen allen Usus – komplette Kopien der Bibliothek enthielten.
    Tomas Nau erkannte einen Schatz, wenn er ihn sah. Anne Reynolts Sklaven waren dabei, das Ding mit der unmenschlichen Präzision der Fokussierten auseinanderzunehmen. Früher oder später würden sie jedes einzelne Kauffahrer-Geheimnis kennen. Doch das würde Jahre dauern; Blitzköpfe wussten nicht, wo sie anfangen sollten. Also benutzte Nau etliches unfokussiertes Personal, um in der Bibliothek herumzuwandern und den allgemeinen Eindruck zu berichten. Ezr hatte bisher Megasekunden damit verbracht. Es war eine riskante Arbeit, denn er musste ein paar gute Ergebnisse liefern… und gleichzeitig versuchte er, ihre Untersuchungen unauffällig von Dingen wegzulenken, die sofort Nutzen bringen könnten. Er wusste, dass er vielleicht aufflog und Nau eines Tages den Mangel an Mitarbeit spürte. Das Ungeheuer war raffiniert; mehr als einmal hatte sich Ezr gefragt, wer wen benutzte.
    Doch heute… Pham Trinli hatte einfach so viel verraten.
    Ezr zwang sich zur Ruhe. Schau einfach in die Bibliothek. Schreib einen dummen Bericht. Das würde als Dienstzeit gelten, und er brauchte nicht sichtbar aus der Rolle zu fallen. Er spielte mit der Handsteuerung, die zu der neuen, ›keimfreien‹ Datenbrille gehörte. Zumindest erkannte sie die einfacheren Befehlsfolgen: Die Datenbrille ersetzte seine natürliche Sicht nahtlos durch einen Blick auf die Eingangsschicht der Bibliothek. Während er sich umsah, folgte die Automatik seinen Kopfbewegungen, und die Bilder glitten fast so glatt vorbei, als wären die Dokumente reale Gegenstände, die in diesem Raum schwebten. Aber… er machte sich an der Steuerung zu schaffen. Verdammt. Es war fast keine Anpassung möglich. Sie hatten die Schnittstelle ausgeschlachtet oder zu einem Aufsteiger-Standard verändert. Das war nicht viel besser als gewöhnliche Bildtapete!
    Er griff nach oben, um den Ring vom

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