Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
mit einem Achselzucken zu. »Na ja, du hast Recht. Je weiter wir kommen, desto komischer werden sie. Ha, ha.« Er blieb beim letzten Ausstellungsstück stehen. »Sie geben es sogar zu! Hier im letzten Text schreiben sie: ›Wenn Sie hierher gelangt sind, verstehen Sie, wie töricht die Behauptungen von Tschandra Khelm sind. Doch was sind die Verwerfs dann? Fälschungen von günstig abgelegenen Grabungsstellen? Oder eine seltene natürliche Eigenschaft metamorphen Gesteins? Urteilen Sie selbst…‹« Seine Stimme wurde leiser, als seine Aufmerksamkeit sich dem hell beleuchteten Gesteinshaufen in der Mitte des Saals zuwandte, den eine Trennwand bisher verdeckt hatte.
    Jirlib setzte mit einem Sprung zu dem hell beleuchteten Exponat. Er zitterte geradezu vor Aufregung, als er auf den Haufen hinabsah. Jeder Stein war einzeln angeordnet. Sie sahen nach nichts anderem als unpoliertem Marmor aus. Jirlib seufzte, aber vor Ehrfurcht. »Das sind echte Verwerfs, die besten, die jemals ein anderer als Tschandra Khelm selbst gefunden hat.«
    Poliert wären einige der Steine einigermaßen hübsch gewesen. Es waren verwirbelte Strukturen, der Farbe nach eher elementarer Kohlenstoff als Marmor. Wenn man seine Phantasie benutzte, sahen sie ein wenig wie regelmäßige Formen aus, die verzerrt und verdreht worden waren. Dennoch sahen sie nach nichts aus, was jemals lebendig gewesen wäre. Auf der gegenüberliegenden Seite des Haufens lag ein Stein, der sorgfältig in millimeterdünne Scheiben zerschnitten worden war, so dünn, dass das Sonnenlicht glatt hindurchschien. Der Stapel von hundert Scheiben war in einem Stahlrahmen angebracht, sodass zwischen zwei Scheiben immer eine Lücke blieb. Wenn man richtig nahe heranging und den Kopf auf und ab bewegte, bekam man eine Art dreidimensionale Ansicht, wie sich das Muster im Stein fortsetzte. Es glich einem glitzernden Wirbel von Diamantenstaub, fast wie Forams, aber ganz verwischt. Und rings um die diamantenen Stellen eine Art Netz von dunkel gefüllten Rissen. Es war schön. Jirlib stand einfach da, den Kopf hielt er eng an den Stahlrahmen und schob ihn vor und zurück, um das Licht durch alle Scheiben hindurch zu sehen. »Das hat einmal gelebt. Ich weiß es, ich weiß es«, sagte er. »Eine Million Mal größer als jedes Foram, aber nach denselben Prinzipien aufgebaut. Wenn wir nur sehen könnten, wie es aussah, bevor es derart zerquetscht wurde.« Das war der alte Kehrreim Khelms – doch dieses Ding war wirklich. Sogar Gokna schien von ihm gefesselt zu sein; es würde eine Weile dauern, ehe Viki Gelegenheit zu einem Blick aus der Nähe bekommen würde. Sie ging langsam um den zentralen Haufen herum, schaute sich einige der mikroskopischen Ansichten an, las die übrigen Erläuterungen. Wenn man von dem Klimbim absah, von den minderwertigen Statuen, sollte dies das beste Beispiel für Verwerfs weit und breit sein. In gewisser Weise müsste gerade das den armen Jirlib entmutigen. Selbst wenn dies einst lebende Geschöpfe gewesen waren, gab es gewiss keine Anzeichen von Intelligenz. Wenn die Verwerfs das waren, was Jirlib wollte, hätten ihre Schöpfungen gewaltig sein müssen. Wo also waren ihre Maschinen, ihre Städte?
    Schade. Viki ging leise von Gokna und Jirlib weg. Sie war hinter ihnen deutlich zu sehen, doch sie waren von dem durchscheinenden Verwerf so gefesselt, dass sie sie nicht zu bemerken schienen. Vielleicht sollte sie sich in den nächsten Saal schleichen, den mit der Videomantie. Dann sah sie Brent. Er wurde von dem Exponat nicht abgelenkt. Ihr Bruder hatte sich hinter einen Tisch in einer der dunkelsten Ecken des Raumes gehockt – und zwar direkt neben dem Durchgang, zu dem sie unterwegs war. Sie hätte ihn vielleicht nicht bemerkt, wenn die Oberflächen seiner Augen nicht im Schein der Randfarben-Lampen geglüht hätten. Von der Stelle, wo er saß, konnte Brent nach beiden Aufgängen hin lauern und dennoch alles sehen, was sie bei den Tischen in der Mitte taten.
    Viki machte eine winkende Bewegung zu ihm, die zugleich ein Grinsen war, und schob sich auf den Ausgang zu. Brent regte sich nicht und rief sie nicht zurück. Vielleicht war er auf Hinterhalt gestimmt, oder er hing einfach Tagträumen über seine Baukästen nach. Solange sie in Sicht blieb, würde er vielleicht nicht meckern. Sie ging durch den hohen Bogen des Ausgangs in den Videomantie-Saal.
    Die Ausstellung begann mit Gemälden und Mosaiken, die Generationen alt waren. Die Idee, die der Videomantie zu Grunde

Weitere Kostenlose Bücher