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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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lag, reichte weit vor die modernen Zeiten zurück bis zu dem Aberglauben, dass man seinen Feind nur perfekt zu malen brauchte, um Gewalt über ihn zu erlangen. Dieser Gedanke hatte eine Menge Kunst inspiriert, die Erfindung neuer Färbmittel und Mischformeln. Selbst jetzt waren die besten Bilder nur ein Schatten von dem, was das Spinnenauge sehen konnte. Die moderne Videomantie behauptete, die Wissenschaft könne das perfekte Bild erzeugen, und die alten Träume würden verwirklicht. Papa hielt das Ganze für lachhaft.
    Viki ging zwischen hohen Regalen mit leuchtenden Videoröhren einher. Hundert Landschaften ohne Leute, unscharf und verschwommen… aber die am weitesten entwickelten Röhren zeigten Farben, die man niemals sah, außer unter Randlampen und im Sonnenlicht. Jedes Jahr wurden die Videoröhren besser. Man sprach sogar schon von einem Bildradio. Diese Idee faszinierte Klein Viktoria – ganz ohne den Humbug von Beherrschung des Geistes.
    Von irgendwo auf der anderen Seite des Saals erklangen Stimmen, ausgelassenes Geplapper, das wie Rhapsa und Klein Hrunk klang. Viki erstarrte vor Verblüffung. Ein paar Sekunden vergingen… und zwei Babies kamen durch den anderen Eingang gesprungen. Viki erinnerte sich an Jirlibs sarkastische Vorhersage, Rhapsa und Hrunk würden auch noch auftauchen. Einen Augenblick lang glaubte er, er habe Recht gehabt. Doch nein, zwei Fremde folgten den Babies in den Saal, und die Kinder waren jünger als ihre kleinen Geschwister.
    Viki schrie aufgekratzt und rannte durch den Saal auf die Kinder zu. Die Erwachsenen – die Eltern? – erstarrten einen Moment lang, dann griffen sie sich ihre Kinder und wandten sich zum Rückzug.
    »Warten Sie! Bitte warten Sie! Ich will nur reden.« Viki zwang ihren Beinen einen lässigen Gang auf und hob die Hände zu einem freundlichen Lächeln. Hinter sich sah sie, dass Gokna und Jirlib das Verwerf-Exponat verlassen hatten und sie mit dem Ausdruck höchster Überraschung anstarrten.
    Die Eltern blieben stehen, kamen langsam zurück. Sowohl Gokna als auch Viki waren offensichtlich Unzeit-Kinder. Das vor allem schien den Fremden Mut zu machen.
    Sie unterhielten sich ein paar Minuten lang höflich und förmlich. Trenchet Suabisme war Planerin bei Neuwelt-Bau; ihr Gatte arbeitete dort als Bauinspektor. »Heute sah es nach einem guten Tag für einen Besuch im Museum aus, wo die meisten Leute, die frei haben, oben in den Bergen im Schnee spielen. War das auch euer Gedanke?«
    »O ja«, sagte Gokna – und für sie und Jirlib traf es vielleicht zu. »Aber wir sind so froh, Sie zu treffen, Sie und Ihre Kinder. Wie heißen sie?«
    Es war so seltsam, Fremde zu treffen, die vertrauter als alle anderen außerhalb der Familie wirkten. Trenchet und Alendon schienen es auch zu spüren. Ihre Kinder wimmelten laut in ihren Armen herum und weigerten sich, auf Alendons Rücken zu kommen. Nach ein paar Minuten setzten ihre Eltern sie wieder auf den Fußboden. Die Babies machten jedes zwei große Sätze und waren in den Armen von Gokna und Viki. Sie kletterten herum, plapperten Unsinn, ihre kurzsichtigen Babyaugen wandten sich mit aufgeregter Neugier hin und her. Das Baby, das auf Viki herumkletterte – sie hieß Alequere –, konnte nicht viel älter als zwei Jahre sein. Irgendwie hatten weder Rhapsa noch Klein Hrunk jemals so niedlich gewirkt. Natürlich, als sie zwei gewesen waren, war Viki erst sieben gewesen und noch darauf aus, möglichst alle Aufmerksamkeit selbst zu bekommen. Diese Kinder glichen in nichts den missmutigen Unzeitlingen, die sie bisher getroffen hatten.
    Am peinlichsten war die Reaktion der Erwachsenen, als sie erfuhren, wer eigentlich Viki und ihre Geschwister waren. Trenchet Suabisme schwieg eine Sekunde lang schockiert. »Ich… ich glaube, wir hätten es wissen müssen. Wer sonst konntet ihr sein?… Wisst ihr, als Teenager habe ich immer eure Radiosendung gehört. Ihr wirktet so schrecklich jung, die einzigen Anderzeitlinge, die ich je gehört hatte. Mir hat eure Sendung richtig gut gefallen.«
    »O ja«, sagte Alendon. Er lächelte, als Alequere sich in die Seitentasche von Vikis Jacke wuselte. »Von euch zu wissen, hat es Trenchet und mir ermöglicht, über eigene Kinder nachzudenken. Es ist schwer gewesen, wir haben unsere ersten Babyschnüre verloren. Aber wenn sie erst einmal Augen kriegen, sind sie so niedlich wie nur was.«
    Das Baby quiekte glücklich, während es in Vikis Jacke herumturnte. Schließlich kam sein Kopf zum Vorschein

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