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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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solch perfekte Stücke zu finden? Die verschiedenen Typen waren gemäß der besten wissenschaftlichen Theorien sorgfältig beschriftet, doch die winzigen Kristallskelette waren in ihren Halterungen kunstvoll hinter Vergrößerungsgläsern angebracht: Im Sonnenlicht aus den Röhren glitzerten die Forams in Kristall-Konstellationen wie juwelenbesetzte Tiaren und Armbänder und Rückenschmuck. Dagegen war Jirlibs Sammlung völlig unbedeutend. Auf einem Tisch in der Mitte des Saals erlaubte eine Reihe Mikroskope dem interessierten Besucher, genauer hinzuschauen. Viki starrte durch die Linsen. Sie hatte derlei schon oft genug gesehen, doch diese Forams waren unbeschädigt, und die Vielfalt machte einen sprachlos. Die meisten waren sechszahlig symmetrisch, doch es gab viele mit kleinen Haken und Stäben, die die lebenden Wesen wohl benutzt hatten, um sich in ihrer mikroskopischen Umwelt fortzubewegen. Kein einziges Diamantskelett-Wesen lebte mehr auf der Welt, und das seit fünfzig Millionen Jahren. Doch in manchen Sedimentgesteinen war die Diamantforam-Schicht Hunderte von Metern dick; im Osten war sie billiger als Kohle. Die größten von den Viechern waren kaum fliegengroß gewesen, doch es hatte eine Zeit gegeben, da sie die am weitesten verbreiteten Tiere der Welt waren. Dann, vor etwa fünfzig Millionen Jahren – wie weggeblasen. Übrig geblieben waren nur ihre Skelette. Onkel Hrunkner sagte, das gäbe zu denken, falls es mit Papas Ideen zu weit kommen sollte.
    »Kommt schon, kommt.« Jirlib konnte mit seiner eigenen Foram-Sammlung Stunden zubringen. Aber heute widmete er dem bedeutsamen Glitzern des Königlichen Exponats kaum dreißig Sekunden; die Tafeln an der gegenüberliegenden Tür verkündeten die Khelmschen Verwerfe. Die vier gingen mit klickenden Schritten zu dem abgedunkelten Eingang und wisperten kaum miteinander. Im Saal dahinter fiel ein einziger Kegel von Sonnenlicht durch die Röhre auf die Tische in der Mitte. Die Wände versanken im Schatten, hier und da vom Licht der Randfarben erhellt.
    Die vier traten schweigend in den Raum. Gokna stieß einen kleinen Überraschungsruf aus. Sie gewahrten im Dunkeln Gestalten… und sie waren größer, als ein durchschnittlicher Erwachsener lang war. Sie wankten auf drei spindelförmigen Beinen, und ihre Vorderbeine und Arme erhoben sich fast wie die Äste eines Ausgreifenden Gefarns. Es war alles, was Tschandra Khelm je über seine Verwerfe behauptet hatte – und im Dunkeln versprach es jedem, der näher träte, mehr Einzelheiten.
    Viki las die Worte, die neben den Figuren glommen, und lächelte vor sich hin. »Tolles Zeug, was?«, sagte sie zu ihrer Schwester.
    »Ja… ich hab nie gedacht…« Dann las auch sie die Beschriftung. »Oh, wieder beschissene Fälschungen.«
    »Keine Fälschung«, sagte Jirlib, »sondern zugegebenermaßen eine Rekonstruktion.« Doch sie hörte die Enttäuschung in seiner Stimme. Sie gingen langsam durch den abgedunkelten Saal und spähten nach den Stellen aus, wo es vieldeutig glomm. Und ein paar Minuten lang waren die Schemen ein quälendes Geheimnis, das gerade jenseits ihrer Reichweite schwebte. Es waren alle fünfzig Rassetypen vertreten, die Khelm beschrieb. Doch hier waren es krude Modelle, wahrscheinlich von einem Kostümhersteller geliefert. Während er von einem Ausstellungsstück zum nächsten ging und die Begleittexte las, schien Jirlib immer niedergeschlagener zu werden. Die Beschreibungen waren sehr ausführlich: »Die älteren Rassen, die der unseren vorausgingen… die Wesen, die der Schrecken der Arachner früherer Zeitalter waren… Dunkelste Tiefen enthalten vielleicht noch immer ihre Brut, die darauf wartet, ihre Welt wieder in Besitz zu nehmen.« Dieses letzte Schild befand sich neben einer Rekonstruktion, die ziemlich nach einem Monster-Tarant aussah, bereit, dem Betrachter den Kopf abzubeißen. Es war alles Stuss, und sogar Vikis kleine Geschwister hätten das erkannt. Tschandra Khelm hatte zugegeben, dass seine ›verlorene Fundstätte‹ sich unterhalb der Foram-Schichten befunden hatte. Wenn es überhaupt je so etwas wie die Verwerfs gegeben hatte, waren sie seit mindestens fünfzig Millionen Jahren ausgestorben – lange, bevor auch nur die frühesten Proto-Arachner gelebt hatten.
    »Ich glaube, sie machen sich einfach darüber lustig«, sagte Viki. Diesmal spottete sie deswegen nicht. Sie mochte es nicht, wenn Außenstehende sich über ihre Familie lustig machten, und sei es unwissentlich.
    Jirlib stimmte

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