Eine Tiefe Am Himmel
Haustarant?«
Das kleine Fräulein Eins-Voraus lächelte lieb. Jirlib starrte durchdringend. »Ihr beide seid Großkatastrophen auf Beinen, wisst ihr das?« Wie hatte eigentlich Gokna Jirlib beschwatzt, sie mitzunehmen? Die Frage ließ in Viki echtes professionelles Interesse aufflammen. Sie und Gokna verstanden sich in der Familie bei weitem am besten darauf, andere zu manipulieren. Deswegen kamen sie so schlecht miteinander aus.
»Wir haben zumindest eine gültige wissenschaftliche Begründung für unseren Ausflug«, sagte Gokna. »Und welche Ausrede habt ihr?«
Viki fuchtelte mit ihren Esshänden zum Gesicht ihrer Schwester hin. »Wir wollen uns den Schnee ansehen. Das ist eine Lernerfahrung.«
»Ha! Ihr wollt euch bloß darin rollen.«
»Seid still.« Jirlib hob den Kopf, musterte die verschiedenen Leute, die an der Haltestelle standen. »Wir sollten alle nach Hause gehen.«
Gokna wechselte zur Überredungs-Routine: »Aber Jirlib, das wäre schlechter. Es ist ein weiter Weg zurück. Lass uns den Bus zum Museum nehmen – schau, da kommt er gerade.« Es passte perfekt. Ein Schnellbus war gerade auf die Straße eingebogen. Seine nahroten Lichter kennzeichneten ihn als Teil der Innenstadtschleife. »Bis wir dort fertig sind, müssten die Schneefanatiker wieder in der Stadt sein und ein Bus die ganze Strecke bis nach Hause fahren.«
»He, ich bin nicht hergekommen, um mir die gefälschte Zauberei von irgendwelchen Fremden anzuschauen! Ich will den Schnee sehen.«
Gokna zuckte die Achseln. »Pech, Viki. Du kannst immer noch den Kopf in einen Eisschrank stecken, wenn wir nach Hause kommen.«
»Ich…« Viki sah, das Jirlib mit seiner Geduld am Ende war, und sie hatte kein echtes Gegenargument. Ein Wort von ihm zu Brent, und Viki würde sich nach Hause gebracht finden, ob es ihr passte oder nicht. »… äh, was für ein schöner Tag, um ins Museum zu gehen.«
Jirlib lächelte säuerlich. »Klar, und wenn wir dort eintreffen, sind Rhapsa und Klein Hrunk wahrscheinlich schon da, weil sie die Sicherheitsleute bequasselt haben, sie direkt in die Stadt zu fahren.« Das brachte Viki und Gokna zum Lachen. Die beiden Kleinsten waren jetzt keine Babies mehr, aber sie waren doch fast den ganzen Tag um Papa herum. Die Vorstellung, wie sie Mamas Sicherheitsgruppe überlisteten, war doch ein bisschen viel.
Die vier manövrierten sich zurück an den Rand der Menge und stiegen als letzte in den Bus… Na schön. Zu viert war es wirklich sicherer als zu zweit, und das Königliche Museum war ein sicherer Teil der Stadt. Sogar, wenn Papa dahinter kam, würde die offensichtliche Planung und Vorsicht der Kinder sie entschuldigen. Und ihr ganzes übriges Leben hindurch würde es den Schnee geben.
Öffentliche Schnellbusse hatten nichts gemein mit den Autos und Flugzeugen, an die Viki gewöhnt war. Hier waren alle dicht gepackt. Seilnetze – fast wie Klettergerüste für Babies – hingen in Abständen von anderthalb Metern den Bus entlang. Die Passagiere breiteten Arme und Beine würdelos durch das Netz und hingen senkrecht an den Seilen. So passten mehr Leute in den Bus, aber es sah ziemlich albern aus. Nur der Fahrer hatte ein richtiges Sitzgitter.
Dieser Bus wäre nicht besonders voll gewesen – nur dass die anderen Passagiere weiten Abstand von den Kindern hielten. Sollen sie sich doch alle verflüchtigen. Mir ist es egal. Sie hörte auf, die anderen Fahrgäste zu betrachten, und studierte die Querstraßen, die vorbeizogen.
Bei all den Arbeiten, die unter der Erde im Gang waren, gab es Stellen, wo die Straße vernachlässigt worden war. Jedes Schlagloch ließ die Netze schwingen – irgendwie komisch. Dann ging es glatter. Sie kamen in den vornehmsten Teil der neuen Innenstadt. Sie erkannte einige der Abzeichen an den Türmen über ihnen, Unternehmen wie ›Unter Strom‹ und ›Regent Radionik‹. Ohne ihren Vater würden einige der größten Unternehmen in Einklang überhaupt nicht existieren. Es machte sie stolz, all die Leute zu sehen, die bei diesen Gebäuden ein und aus gingen. Papa war im guten Sinne für viele Leute wichtig.
Brent lehnte sich vom Seilnetz weg, sodass sein Kopf nahe an ihren kam. »Weißt du, ich glaube, wir werden verfolgt.«
Jirlib hörte die leisen Worte ebenfalls und wurde an seinem Netz steif. »Hä? Wo?«
»Die beiden Wagen vom Typ Wegmeister. Sie waren bei der Bushaltestelle geparkt.«
Eine Sekunde lang spürte Viki eine leichte Anspannung von Angst – und dann Erleichterung. Sie
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