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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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des Temps. Ein andermal – vier Echtzeitjahre später –, hatte er die Gutschriftscheine einer ganzen Wachzeit eingelöst, und Qiwis Papa hatte eine Null-g-Weinrebe samt zugehörigem Ökosystem entwickelt, um Wände und Möbel des Salons zu schmücken. Der Salon wurde in einen schönen, parkähnlichen Raum verwandelt.
    Die Ranken und Blüten waren noch da, obwohl Hunte seit fast zwei Jahren auf Freiwache war.
    Benny bewegte sich von der Bar hoch in einer langen Runde durch den Wald von Grün. Getränke und Speisen wurden an die Tische der Gäste gebracht, mit Papierscheinen bezahlt. Benny stellte ein ›Diamant und Eis‹ und einen Speisenbehälter vor Trud Silipan hin. Silipan reichte ihm mit demselben süffisanten Gesichtsausdruck wie immer einen Gutschein für einen Gefallen. Er rechnete sich offensichtlich aus, dass das Versprechen nichts wert war, dass er nur bezahlte, weil es so üblich war.
    Benny lächelte nur und schwebte weiter. Wer war er schon, dass er sich stritte – und in gewisser Hinsicht hatte Trud Recht. Aber seit den ersten Wachen waren sehr wenige versprochene Dienste glatt verweigert worden. Mit Ausreden umgangen – das ja. Die einzigen Gefallen, die Trud wirklich tun konnte, betrafen Arbeitszeit bei den Fokussierten, und er laborierte ständig an seinen Verpflichtungen, fand nicht ganz die richtigen Fachleute, verwandte zu wenig Blitzkopf-Zeit, um die besten Lösungen zu erhalten. Doch selbst Trud brachte oft genug etwas zu Wege – wie mit den Null-g-Reben, die zu entwickeln er Ali Lin veranlasst hatte. Denn alle wussten, dass hinter der Farce mit den Papiergutscheinen Tomas Nau stand, der – sei es aus klugem Eigeninteresse, sei es aus Liebe zu Qiwi – deutlich gemacht hatte, dass die Untergrund-Ökonomie der Dschöng Ho unter seinem Schutz stand.
    »Hallo Benny! Hier oben!« Jau Xin winkte ihm vom oberen Tisch zu, dem Tisch des ›Debattierclubs‹. Wache für Wache schien dieselbe Sorte Leute sich dort einzufinden. Für gewöhnlich gab es Überschneidungen zwischen den Wachen – anscheinend genug, dass selbst dann, wenn es zumeist andere Kunden waren, sie sich dennoch hier oben hinsetzten, wenn sie darüber streiten wollten, ›wo das alles hinführt‹. Diese Wache waren es Xin und natürlich Rita Liao, fünf oder sechs andere Gesichter, die keine Überraschung waren, und – aha, jemand, der sich wirklich auskannte: »Ezr! Ich dachte, es würde noch vierhundert Kilosek dauern, bis du hier aufkreuzt.« Er wäre zu gern geblieben und hätte zugehört.
    »Tag, Benny!« Ezrs Gesicht zeigte das vertraute Grinsen. Komisch, wenn man den Burschen eine Weile nicht sah und die Veränderungen von früheren Gelegenheiten plötzlich scharf hervortraten. Ezr war – wie Benny – noch ein junger Mann. Aber sie waren keine Kinder mehr. Winzige Fältchen hatten sich neben Ezrs Augen eingegraben. Und wenn er sprach, war da ein Selbstvertrauen, das Benny an ihm nie erlebt hatte, als sie zusammen in Jimmy Diems Arbeitstrupp waren. »Nichts Festes für mich, Benny. Meine Eingeweide beklagen sich immer noch, dass sie aufgetaut worden sind. Es hat eine viertägige Änderung im Zeitplan gegeben.« Er zeigte zu dem Wachplan an der Wand neben der Bar. Ja doch, die Änderung stand dort, verborgen in einem Gewirr anderer kleiner Änderungen. »Sieht so aus, als ob Anne Reynolt meine Anwesenheit braucht.«
    Rita Liao lächelte. »Das ist schon an sich ein Grund für ein Treffen des Debattierclubs.«
    Benny verteilte die Ballons und Behälter, die im Netz hinter ihm schwebten. Er nickte Ezr zu. »Ich versorg dich mit was, damit du deine eben aufgetauten Knochen besänftigen kannst.«
     
    Ezr sah zu, wie Benny zur Bar und Speisentheke zurückschwebte. Benny konnte wahrscheinlich etwas mixen, das seinen Magen nicht aufbringen würde. Wer hätte gedacht, dass es mit ihm dahin kommen würde? Wer hätte das überhaupt von irgendeinem der Ihren gedacht? Wenigstens war Benny noch ein Kauffahrer, wenngleich in einem herzzerreißend kleinen Maßstab. Und ich bin… was? Ein Verschwörer mit so tief reichender Tarnung, dass sie mitunter ihn selbst täuschte. Ezr saß hier mit dreien von der Dschöng Ho und vier Aufsteigern – und manche von den Aufsteigern waren bessere Freunde als die Dschöng-Ho-Leute. Kein Wunder, dass Tomas Nau solchen Erfolg hatte. Er hatte sie alle kooptiert, selbst wenn sie glaubten, sie würden nach Kauffahrerart leben. Nau hatte ihr Denken gegen die Sklaverei abgestumpft, die der Fokus war.

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