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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Formen. Als er die andere Seite erreicht hatte, schaute er ins Licht. Ihre Arbeit in der Bibliothek hatte den Ort so aufgeheizt, dass ein Nebel von zeitweiliger, örtlicher Atmosphäre aus dem Gebäude drang. Sie wehte über die Straße, kondensierte und sank wieder zu Boden. Das Licht des EinAus schien in rötlichen Balken durch sie hindurch. Abgesehen von der Farbe, hätte es beinahe Bodennebel auf der Hauptebene im Temp seiner Eltern während einer Sommernacht sein können. Und die Talwände hätten Trennwände des Temps sein können. Einen Augenblick lang war Vinh von dem Bild überwältigt, dass ein derart fremdartiger Ort auf einmal so vertraut, so friedlich sein konnte.
    Seine Aufmerksamkeit wandte sich wieder der Mitte des Platzes zu. Diese Seite war fast frei von Schnee. Vor ihm lagen seltsame Formen, halb von der Dunkelheit verborgen. Der Boden war frei von Schnee und knirschte wie gefrorenes Moos. Er blieb stehen, holte tief Luft. Die dunklen Dinge in der Mitte – das waren Statuen. Von Spinnen! Noch ein paar Sekunden, und er würde den Fund melden, doch im Augenblick bewunderte er die Szene allein und schweigend. Natürlich kannten sie bereits die ungefähre Form der Einheimischen; die früheren Landeunternehmen hatten ein paar grobe Bilder gefunden. Aber – Vinh schaltete die Bilderfassung höher – dies waren lebensechte Statuen, mit feinsten Einzelheiten aus einem dunklen Metall geformt. Da waren drei von den Geschöpfen, lebensgroß, wie er annahm. Das Wort ›Spinne‹ ist Alltagssprache, die Art Begriff, der sich im Lichte eingehender Untersuchung fast bis zur Nutzlosigkeit auflöst. In den Temps von Ezrs Kindheit hatte es verschiedene Arten von Viechern gegeben, die ›Spinnen‹ genannt wurden. Manche hatten sechs Beine, manche acht, zehn oder zwölf. Manche waren fett und behaart. Manche waren schlank, schwarz und giftig. Diese Wesen sahen ziemlich wie die schlanke, zehnbeinige Sorte aus. Aber entweder trugen sie Kleidung, oder sie waren stacheliger als ihre Namensvettern. Ihre Beine waren umeinander geschlungen, als ob alle nach etwas Verborgenem unter ihnen griffen. Hatten sie Sex miteinander, kämpften sie, oder was? Ezrs Phantasie mühte sich ab.
    Wie war es hier gewesen, als die Sonne das letzte Mal hell geschienen hatte?

 
     
VIER
     
    Es ist ein abgegriffenes Klischee, dass die Welt in den Jahren einer Schwindenden Sonne am angenehmsten ist. Das Wetter ist nicht mehr so heftig, überall hat man das Gefühl, dass es langsamer geht, und die meisten Orte erleben ein paar Jahre, wo die Sommer nicht heiß und die Winter noch nicht allzu grimmig sind. Es ist die klassische Zeit der Romantik. Es ist eine Zeit, die höheren Wesen verführerisch bedeutet, sie sollten sich entspannen, die Dinge verschieben. Es ist die letzte Gelegenheit, sich auf das Ende der Welt vorzubereiten.
     
    Es war pures Glück, dass Scherkaner Unterberg die schönsten Tage des Schwindens für seine erste Fahrt zum Landeskommando ausgewählt hatte. Bald stellte er fest, dass sein Glück Kontra bekam: Die gewundenen Küstenstraßen waren nicht für Automobile gebaut worden, und Scherkaner war kein annähernd so geschickter Automobilist, wie er geglaubt hatte. Mehr als einmal raste er in eine Haarnadelkurve, für die der Treibriemen des Autos falsch eingestellt war und nichts als Lenken und Bremsen ihn daran hindern konnten, ins neblige Blau des Großen Meeres zu fliegen (obwohl er zweifellos nicht so weit gekommen und in den Wald weiter unten gestürzt wäre, doch mit ebenso tödlicher Wirkung).
    Scherkaner gefiel es. Binnen weniger Stunden hatte er den Dreh raus, wie er mit der Maschine umgehen musste. Wenn er jetzt auf zwei Räder hochging, geschah es fast absichtlich. Es war eine schöne Fahrt. Die Einheimischen nannten diese Route den ›Stolz des Einklangs‹, und die Königliche Familie hatte es nie gewagt, sich deswegen zu beschweren. Dies war der Höhepunkt eines Sommers. Der Wald war ganze dreißig Jahre alt, ungefähr so alt, wie Bäume überhaupt werden konnten. Sie ragten gerade und hoch und grün empor und wuchsen bis an den Rand der Landstraße.
    Der Duft von Blumen und Baumharz strich kühl an seinem Sitzgitter im Auto vorbei.
    Er sah nicht viel andere zivile Autos. Es gab eine Menge Osprech-Zugkarren, ein paar Lastwagen und unangenehm viele Armeekonvois. Die Reaktionen, die er bei den Zivilisten auslöste, waren eine wunderbare Mischung: irritiert, amüsiert, neidisch. Mehr noch als in der Umgebung von

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