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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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etwas – aus dem Gebäude gleich rechts neben euch.«
    Vinhs Kopf ruckte hoch, und er spähte ins Halbdunkel. Vielleicht kein Licht, sondern ein Geräusch.
    »Der Schreiter…?« – Diem.
    »Vielleicht setzt sich nur das Gebäude?« – Benny.
    »Nein, nein. Das war kurz, wie ein Klicken. Jetzt bekommen wir ein regelmäßiges Schlagen, etwas gedämpft. Die Frequenzanalyse… Es klingt wie eine mechanische Vorrichtung, bewegte Teile und so… Gut, jetzt hat es im Wesentlichen aufgehört, nur noch ein Nachklingen. Truppführer Diem, von diesem Krach haben wir eine sehr genaue Position. Es war an der Ecke gegenüber, vier Meter über Straßenniveau. Hier ist eine Zielmarkierung.«
    Vinh und die anderen bewegten sich dreißig Meter vorwärts, immer dem Markierungssymbol nach, das in ihren Datenbrillen schwebte. Es war fast komisch, wie verstohlen sie sich jetzt bewegten, obwohl sie für jeden in dem Gebäude klar sichtbar wären.
    Die Markierung führte sie um die Ecke.
    »Das Gebäude sieht nicht wie etwas Besonderes aus«, sagte Diem. Wie die anderen schien es mörtelloses Stein-Mauerwerk zu sein, die oberen Etagen leicht über die unteren vorgeschoben. »Warte, ich sehe, wo du hinzeigst. Da ist eine Art… Keramikkasten am zweiten Überhang angeschraubt. Vinh, Sie sind am nächsten dran. Klettern Sie da hinauf und schauen Sie sich’s an.«
    Ezr ging auf das Gebäude zu, dann bemerkte er, dass jemand so schlau gewesen war, die Markierung wegzunehmen. »Wo?« Er sah nichts als Schatten und das Grau der Steinmauer.
    »Vinh« – Diems Stimme war noch eine Spur zackiger als sonst. »Aufwachen, ja?«
    »Entschuldigung.« Ezr fühlte, wie er rot wurde; solche Schwierigkeiten hatte er zu oft. Er schaltete die Multispektraldarstellung ein, und das Bild explodierte für ihn in Farbe, eine Zusammenstellung dessen, was der Anzug über mehrere Spektralbereiche hinweg sah. Wo ein Schattenloch gewesen war, sah er jetzt den Kasten, von dem Diem redete. Er war ein paar Meter über seinem Kopf angebracht. »Sekunde noch; ich gehe näher ran.« Er ging zur Wand. Wie die meisten Gebäude war dieses mit breiten steinernen Leisten umkränzt. Die Analytiker hielten das für Stufen. Sie genügten Vinhs Zweck, wenngleich er sie eher wie eine Leiter als wie eine Treppe benutzte. In ein paar Sekunden war er direkt neben dem Apparat.
    Und eine Maschine war es. Er sah Nieten an der Seite wie an einem Ding aus einem mittelalterlichen Roman. Er zog einen Sensorstab aus seinem Anzug und hielt ihn neben den Kasten. »Soll ich ihn berühren?«
    Diem antwortete nicht. Das war wirklich eine Frage für die weiter oben. Vinh hörte mehrere Stimmen sich beraten. »Schwenk ihn ein wenig. Gibt es seitlich an dem Kasten keine Markierungen?« Trixia! Er wusste, dass sie zu den Beobachtern gehören würde, doch es war eine sehr angenehme Überraschung, ihre Stimme zu hören. »Zu Befehl«, sagte er und schwenkte den Stab über den Kasten hin und her. Da war etwas die Seiten entlang; er konnte nicht sagen, ob es Schrift war oder von übertrieben trickreichen Multiscan-Algorithmen hervorgezaubert wurde. Wenn es Schrift war, dann wäre dies schon einmal ein beachtlicher Erfolg.
    »In Ordnung, Sie können den Stab jetzt fest an den Kasten bringen« – eine andere Stimme, der von der Akustik. Ezr tat, wie ihm geheißen.
    Einige Sekunden vergingen. Die Spinnentreppe war so steil, dass er sich gegen die Setzstufen lehnen musste. Luftschnee-Nebel strömte von den Stufen weg nach unten; er spürte, wie seine Jackenheizung die Kälte von den Rändern der Stufen ausglich.
    Dann: »Das ist interessant. Dieses Ding ist ein Sensor, direkt aus den dunklen Zeitaltern.«
    »Elektrisch? Sendet er an einen anderen Ort?« Vinh zuckte zusammen. Die letzten Worte hatte eine Frau mit Aufsteiger-Akzent gesprochen.
    »Ah, Direktorin Reynolt, hallo. Nein, das ist das Außergewöhnliche an dem Gerät. Es ist autonom. Die ›Energiequelle‹ scheint eine Anordnung von Metallfedern zu sein. Ein mechanisches Uhrwerk – sind Sie mit der Idee vertraut? – liefert sowohl Zeitmessung als auch Antriebskraft. Eigentlich glaube ich, das ist die einzige unkomplizierte Methode, die über lange Kälteperioden hinweg funktioniert.«
    »Und was beobachtet es alles?« Das war Diem – und eine berechtigte Frage. Vinhs Phantasie kam wieder in Fahrt. Vielleicht waren die Spinnen viel schlauer, als alle glaubten. Vielleicht würde seine eigene vermummte Gestalt in ihren Aufklärungsberichten

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