Eine Tiefe Am Himmel
Autorität zu respektieren.« Ihr Ton klang aufrichtig bedauernd, doch die Worte waren kompromisslos; Schmid änderte eine jahrzehntelange Vorgehensweise. Belga hatte den niederschmetternden Eindruck, dass die Chefin von allen Verwüstungen wusste, die ihre Kupplis angerichtet hatten.
Die Finanzministerin hatte bisher fast gelangweilt ausgesehen. Nishnimor war eine Kriegsheldin; sie war mit Scherkaner Unterberg durch das Dunkel gegangen. Man konnte das vergessen, wenn man sie sah; Amberdon Nishnimor hatte alle Jahrzehnte dieser Generation damit zugebracht, auf der Anderen Seite des königlichen Dienstes aufzusteigen, als Hofpolitikerin und Vermittlerin. Sie kleidete und bewegte sich wie ein altes Huhn; Nishnimor war die Karikatur eines Finanzministers. Groß, hager, gebrechlich. Jetzt beugte sie sich vor. Ihre keuchende Stimme klang so harmlos, wie sie aussah. »Ich fürchte, das alles liegt ein bisschen außerhalb meiner Zuständigkeit. Aber ich habe trotzdem einen Ratschlag. Obwohl wir keine Volksabstimmung durchführen können, sind wir doch durchaus im Krieg. Innerhalb der Regierung gehen wir zu Kriegsgrundsätzen über. Die normalen Beschwerde- und Revisionsketten sind aufgehoben. Angesichts dieser außerordentlichen Lage ist es wichtig, dass Ihnen allen bewusst ist, dass sowohl ich als auch – entscheidender – der König volles Vertrauen in die Führung von General Schmid setzen. Sie alle wissen, dass der Geheimdienstchef besondere Vorrechte hat. Dies ist keine veraltete Tradition, meine Damen und Herren. Es ist wohlerwogene königliche Politik, und Sie alle müssen das akzeptieren.«
Oho. So viel zu ›gebrechlichen‹ Finanzministern. Überall am Tisch wurde zurückhaltend genickt, und niemand hatte noch etwas zu sagen, am wenigsten Belga Untersiedel. So seltsam es war, Belga fühlte sich besser, nachdem sie so entschieden abgeblitzt war. Vielleicht waren sie auf dem besten Weg, zur Hölle zu fahren, aber sie brauchte sich keine Gedanken zu machen, wer auf dem Gitter des Fahrers saß.
Nach einem Augenblick kehrte General Schmid zu ihrer Tagesordnung zurück. »… Wir haben noch einen Punkt zu besprechen. Es ist auch das kritischste Problem, mit dem wir konfrontiert sind. Oberst Thrakt, sagen Sie uns bitte etwas zur Lage in Südland.« Ihr Ton war höflich, fast mitfühlend. Nichtsdestoweniger kam da etwas auf den armen Thrakt zu.
Aber Thrakt zeigte harten Panzer. Er sprang von seinem Gitter auf und ging energisch zum Podium. »Frau Ministerin. Frau General.« Er nickte Nishnimor und der Chefin zu. »Wir glauben, dass sich die Situation in den letzten fünfzehn Stunden etwas stabilisiert hat.« Er zeigte die Aufklärungsbilder, die Belga ihn vor der Besprechung studieren hatte sehen. Ein großer Teil von Südland war in einem Sturmwirbel verdeckt, aber die Startrampen standen hoch in den Trockenen Bergen und waren überwiegend zu sehen. Thrakt tippte auf seine Bilder und analysierte die Versorgungslage. »Die Langstreckenraketen der Südländer benutzen Flüssigkeitstreibstoff, es sind sehr verletzliche Dinger. Ihr Parlament schien in den letzten paar Tagen wahnsinnig kriegslüstern zu sein – ihr ›Ultimatum für Kooperatives Überleben‹ zum Beispiel –, aber in Wahrheit glauben wir, dass höchstens ein Zehntel ihrer Raketen startbereit ist. Sie werden drei oder vier Tage brauchen, ehe sie alle Tanks voll haben.«
Belga: »Das sieht ziemlich dumm aus, was sie da machen.«
Thrakt nickte. »Aber vergessen Sie nicht, in ihrem parlamentarischen System lassen sich Entscheidungen schwerer treffen als bei uns oder auch den Sinnesgleichen. Diesen Leuten ist eingeredet worden, sie müssten entweder jetzt Krieg führen oder würden im Schlaf ermordet werden. Das Ultimatum ist vielleicht zum falschen Zeitpunkt gestellt worden, aber es war auch ein Versuch von manchen im Parlament, die Aussicht eines Krieges so beängstigend erscheinen zu lassen, dass ihre Kollegen einen Rückzieher machen.«
Der Direktor der Luftverteidigung: »Sie rechnen also damit, dass alles friedlich bleibt, bis sie mit dem Auftanken fertig sind?«
»Ja. Der Knackpunkt wird die Parlamentssitzung in Südende in vier Tagen sein. Dort werden sie unsere Antwort auf das Ultimatum behandeln – wenn wir eine gegeben haben.«
Der Hirni von der Öffentlichkeitsarbeit fragte: »Warum nicht einfach auf ihre Forderungen eingehen? Sie verlangen kein Territorium. Wir sind so stark, dass Nachgeben schwerlich einen Prestigeverlust bedeuten
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