Eine Tiefe Am Himmel
oft genug in Trixias kleinem Zimmer gesehen. Es war eine kommerzielle Nachrichtensendung der Spinnen, die Trixia jeden Tag übersetzte. »Sie irren sich. General Schmid wird statt des Königs nach Südende fliegen.« Sie war noch immer angespannt, doch jetzt war es ihre übliche, dem Fokus entspringende Versunkenheit.
Ein paar Sekunden später steckte Rita Liao den Kopf ins Zimmer. Ezr wandte sich um, sah in ihrem Gesicht ein stilles Staunen. »Du bist ein Zauberer, Ezr. Wie hast du es fertiggebracht, dass sich alle beruhigten?«
»Ich… ich denke, Trixia vertraut mir einfach.« Es war seine tiefste Hoffnung, ausgedrückt als zaghafte Vermutung.
Rita zog den Kopf aus der Tür zurück, um im Korridor hin und her zu schauen. »Ja. Aber weißt du, nachdem du sie wieder an die Arbeit gekriegt hast, sind die anderen einfach ruhig in ihre Zimmer zurückgekehrt. Diese Übersetzertypen haben mehr Lenkungs-Funktionalität als Militärblitzer. Man braucht nur das Alpha-Mitglied zu überzeugen, und alle spuren.« Sie grinste. »Aber ich glaube, das haben wir schon erlebt – so, wie die Übersetzer die Blitzer der Routineschicht lenken können. Sie sind die Schlüsselkomponenten, ja doch.«
»Trixia ist ein Mensch!« Alle Fokussierten sind Menschen, du verdammte Sklavenhalterin!
»Ich weiß, Ezr. Entschuldige. Wirklich, ich verstehe… Trixia und die anderen Übersetzer wirken wirklich anders. Man muss schon ziemlich was Besonderes sein, um natürliche Sprachen zu übersetzen. Von allen… von allen Fokussierten scheinen die Übersetzer richtigen Menschen am nächsten zu kommen… Pass auf, ich werde mich darum kümmern, dass alles klargeht, und Bil Phuong wissen lassen, dass alles unter Kontrolle ist.«
»Gut«, erwiderte Ezr steif.
Rita zog sich aus dem Zimmer zurück. Die Zellentür fiel ins Schloss. Nach einem Augenblick hörte er, wie den Korridor entlang weitere Türen zufielen.
Trixia saß über ihre Tastatur gebeugt, ohne die soeben ausgetauschten Ansichten zur Kenntnis genommen zu haben. Ezr beobachtete sie ein paar Sekunden lang und dachte an ihre Zukunft, daran, wie er sie schließlich retten würde. Selbst nach vierzig Jahren der Lauer konnten die Übersetzer keine Sprechverbindung der Spinnen in Realzeit vortäuschen. Tomas Nau hätte nichts davon, wenn seine Übersetzer sich unten bei der Arachna befänden… vorerst. Wenn die Welt erst einmal erobert war, würden Trixia und die anderen die Stimme des Eroberers sein.
Doch diese Zeit wird nicht kommen. Phams und Ezrs Plan ging in seinem eigenen Tempo voran. Ausgenommen ein paar alte Systeme, ein paar elektromechanische Reservegeräte, konnten die Dschöng-Ho-Orter die totale Kontrolle ausüben. Pham und Ezr näherten sich endlich der wirklichen Sabotage – vor allem dem Abschalten der drahtlosen Energie in Hammerfest. Dieser Schalter war fast rein mechanisch, immun gegen alle Raffinesse. Doch Pham hatte noch eine weitere Verwendung für Orter. Echten Staub. In den letzten paar Megasekunden hatten sie Staubschichten in der Nähe dieses Schalters aufgebaut und in anderen alten Systemen ähnliche Sabotage vorbereitet, ebenso an Bord der Unsichtbare Hand. Die letzten hundert Sekunden würden akutes Risiko bedeuten. Es war ein Trick, den sie nur einmal versuchen konnten, wenn Nau und seine Band von ihrer Machtübernahme am meisten abgelenkt sein würden.
Wenn die Sabotage funktionierte – und sie würde funktionieren –, dann würden die Dschöng-Ho-Orter herrschen. Und unsere Zeit wird kommen.
NEUNUNDVIERZIG
Hrunkner Unnerbei verbrachte viel Zeit im Landeskommando; dort war im Grunde die Basis seiner Bauvorhaben. Vielleicht zehnmal jährlich besuchte er die inneren Heiligtümer des Geheimdienstes von Einklang. Mit General Schmid redete er jeden Tag per E-Mail; er sah sie bei Stabsbesprechungen. Ihre Begegnung in Calorica – das war nun schon fünf Jahre her – war nicht herzlich gewesen, aber wenigstens ein ehrlicher Austausch von Ängsten. Doch seit siebzehn Jahren – die ganze Zeit seit dem Tode Goknas – war er nie in General Schmids privatem Büro gewesen.
Die Generalin hatte einen neuen Adjutanten, einen jungen Unzeitler. Hrunkner bemerkte es kaum. Er trat in die Stille des Baus seiner Chefin. Das Zimmer war so groß, wie er es in Erinnerung hatte, mit Reihen offener Nischen übereinander und isolierten Sitzgittern. Im Augenblick schien er allein zu sein. Vor Schmid hatte dieses Büro Streb Grüntal gehört. Es war schon vorher zwei
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