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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Generationen lang der innerste Bau des Geheimdienstchefs gewesen. Jene früheren Besitzer hätten es jetzt kaum wiedererkannt. Es gab sogar mehr Nachrichten- und Computerausrüstung als in Scherks Büro in Weißenberg. Eine Seite des Zimmers nahm ein Vollsicht-Bildschirm ein, so raffiniert wie nur je eine Videomantie. Momentan empfing er von oberen Kameras: Der Königsfall war vor mehr als zwei Jahren zum Stillstand gekommen. Er konnte das ganze Tal entlang schauen. Die Berge waren schroff und wurden immer kälter; auf den Höhen lag schon Kohlendioxidschnee. In der Nähe aber… strömten die Farben jenseits von Rot aus Gebäuden, leuchteten in den Auspuffgasen des Straßenverkehrs hell auf. Einen Augenblick lang starrte Hrunk einfach hin und überlegte, wie diese Szene wohl vor einer Generation ausgesehen haben mochte, fünf Jahre nach Anbruch des vorigen Dunkels. Verdammt, dieses Zimmer war damals wohl verlassen gewesen. Grüntals Leute hatten wohl in ihrer kleinen Befehlshöhle festgesessen, abgestandene Luft geatmet, den Funknachrichten gelauscht und sich gefragt, ob Hrunk und Scherk in ihrer Unterwasser-Tiefe überleben würden. Noch ein paar Tage, und General Grüntal hätte seine Operation abgeschlossen, und der Große Krieg wäre in seinem tödlichen Schlaf erstarrt.
    Aber in dieser Generation machen wir einfach immer weiter und steuern auf den schrecklichsten Krieg aller Zeiten zu.
    Hinter sich sah er die Generalin still ins Zimmer treten. »Feldwebel, bitte setzen Sie sich.« Schmid zeigte auf das Gitter vor ihrem Schreibtisch.
    Unnerbei löste seine Aufmerksamkeit vom Bildschirm und setzte sich. Auf Schmids U-förmigem Schreibtisch stapelten sich ausgedruckte Berichte und fünf oder sechs kleine Lesebildschirme, drei in Betrieb. Zwei zeigten abstrakte Entwürfe ähnlich den Bildern, in denen sich Scherkaner verloren hatte. Sie hält ihn also immer noch bei Laune.
    Das Lächeln der Generalin wirkte steif, gezwungen, und so konnte es aufrichtig sein. »Ich nenne Sie Feldwebel. Was für ein phantastischer Dienstgrad. Aber… danke, dass Sie gekommen sind.«
    »Natürlich, Frau General.« Warum hat sie mich hierher gerufen? Vielleicht hatte sein wilder Plan für den Nordosten eine Chance. Vielleicht… »Haben Sie meine Schachtvorschläge gesehen, Frau General? Mit Nuklearsprengstoffen könnten wir abgeschirmte Höhlen graben, und zwar rasch. Die Nordöstlichen Schiefer wären ideal. Geben Sie mir die Bomben, und in hundert Tagen könnte ich den größten Teil der Landwirtschaft und der Leute dort schützen.« Die Worte purzelten einfach heraus. Die Kosten wären enorm, weder von der Krone noch mit freier Finanzierung aufzubringen. Die Generalin müsste Notregelungen treffen, Bund oder nicht. Und selbst dann würde es nicht gut ausgehen. Aber falls – wenn – der Krieg kam, würde es Millionen das Leben retten.
    Viktoria Schmid hob sacht eine Hand. »Hrunk, wir haben keine hundert Tage. So oder so rechne ich damit, dass die Sache in drei Tagen entschieden ist.« Sie deutete auf einen von den drei kleinen Bildschirmen. »Ich habe gerade erfahren, dass die Geehrte Pedure zur Zeit persönlich in Südende ist und die Dinge arrangiert.«
    »Verdammt soll sie sein. Wenn sie einen Angriff von Südland lostritt, wird sie selber auch geröstet.«
    »Darum sind wir wahrscheinlich in Sicherheit, bis sie abreist.«
    »Ich habe Gerüchte gehört, Frau General. Unser äußerer Geheimdienst ist im Eimer? Thrakt ist kaltgestellt worden?« Die Geschichten wucherten nur so. Es gab den einen oder anderen schrecklichen Verdacht, im Herzen des Geheimdienstes hätten sich Agenten der Sinnesgleichen eingenistet. Tiefste Geheimcodes wurden für die gewöhnlichsten Nachrichtenübermittlungen benutzt. Wo der Feind nicht mit direkten Drohungen durchgekommen war, gewann er jetzt vielleicht einfach infolge der allgegenwärtigen Panik und Verwirrung.
    Schmids Kopf schoss wütend vor. »Stimmt. Wir sind im Süden ausmanövriert worden. Wir haben noch Aktivposten dort, Leute, die sich auf mich verlassen haben… die ich enttäuscht habe.« Das letzte kam fast unhörbar, und Hrunk bezweifelte, dass es zu ihm gesagt war. Sie schwieg einen Augenblick lang, straffte sich dann. »Sie kennen sich mit dem Unterbau von Südende ziemlich gut aus, nicht wahr, Feldwebel?«
    »Ich habe ihn entworfen, einen Großteil der Bauarbeiten überwacht.« Und das war gewesen, als der Süden und der Einklang so gut miteinander standen, wie es zwischen

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