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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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tut er?«
    Schmid schwieg, doch ihr Blick war verschlossen. Dann: »Sein Möglichstes, Feldwebel. Sein Möglichstes.«
     
    Selbst nach den Maßstäben von Paradies war es eine klare Nacht. Obret Nedering ging sorgfältig um den Turm auf dem Gipfel der Insel und überprüfte die Ausrüstung für die diese Nacht bevorstehenden Beobachtungen. Seine beheizten Beinkleider und die Jacke waren nicht besonders dick, aber wenn sein Luftwärmer versagte oder die Energieleitung, die er hinter sich herzog, abgeschnitten wurde… Nun ja, es war nicht gelogen, wenn er seinen Assistenten sagte, sie könnten sich in ein paar Minuten einen Arm oder ein Bein oder eine Lunge erfrieren. Sie waren fünf Jahre weit im Dunkel. Er fragte sich, ob selbst im Großen Krieg noch Leute derart spät wach gewesen waren.
    Nedering unterbrach seinen Rundgang, immerhin lag er ein bisschen vor dem Zeitplan. Er stand in der kalten Reglosigkeit und schaute hinauf zu seinem Spezialgebiet – dem Himmel. Vor zwanzig Jahren, als er gerade erst in Weißenberg anfing, hatte Nedering Geologe werden wollen. Geologie war der Urgrund der Wissenschaft, und in dieser Generation war sie wichtiger denn je, bei all den gigantischen Schachtarbeiten und dem machtvollen Bergbau. Astronomie andererseits war das Gebiet von Spinnern am Rande.
    Die natürliche Orientierung vernünftiger Leute musste nach unten gehen, zu Plänen für die sicherste Tiefe führen, in der man das nächste Dunkel überleben konnte. Was gab es am Himmel zu sehen? Die Sonne, gewiss, die Quelle allen Lebens und aller Probleme. Die Sterne waren solch winzige unveränderliche Dinge, überhaupt nicht mit der Sonne oder mit sonst etwas zu vergleichen, wozu man eine Beziehung haben konnte.
    Dann in seinem zweiten Studienjahr hatte Nedering den alten Scherkaner Unterberg getroffen, und sein Leben hatte sich für immer verändert – obwohl das nicht nur Nedering so ging. Es gab Zehntausende im zweiten Studienjahr, aber irgendwie schaffte es Unterberg dennoch, Individuen anzusprechen. Oder vielleicht war es anders herum: Unterberg war eine derart sprudelnde Quelle verrückter Ideen, dass sich bestimmte Studenten um ihn sammelten wie Waldelfen um eine Flamme. Unterberg behauptete, die ganze Mathematik und Physik hätten darunter gelitten, dass niemand die Einfachheit der Bahn der Welt um die Sonne verstand oder die verwickelten Bewegungen der Sterne. Wenn es auch nur einen anderen Planeten gegeben hätte, mit dem man Gedankenspiele anstellen konnte – ja doch, die Infinitesimalrechnung wäre vielleicht vor zehn Generationen statt vor zwei erfunden worden. Und die verrückte Explosion der Technik in dieser Generation hätte friedlicher über mehrere Zyklen von Hell und Dunkel verteilt sein können.
    Natürlich waren Unterbergs Behauptungen über die Wissenschaft nicht durchweg originell. Vor fünf Generationen hatte mit der Erfindung des Teleskops die Doppelstern-Astronomie das Zeitverständnis der Spinnheit revolutioniert. Aber Unterberg brachte die alten Ideen auf so wunderbar neue Arten zusammen. Der junge Nedering war immer weiter von der sicheren und vernünftigen Geologie weggezogen worden, bis Die Leere Da Droben seine Liebe wurde. Je mehr einem bewusst wurde, was die Sterne wirklich sind, desto mehr erkannte man, was das Universum wirklich sein musste. Und heutzutage konnte man am Himmel alle Farben sehen, wenn man wusste, wo man hinschauen musste und mit welchen Instrumenten. Hier auf der Paradies-Insel schien das Fernrot der Sterne klarer als sonstwo auf der Welt. Mit den großen Teleskopen, die heutzutage gebaut wurden, und bei der trockenen Reglosigkeit der oberen Luftschichten hatte er manchmal das Gefühl, bis ans Ende des Universums sehen zu können.
    Ha? Tief über dem Nordosthorizont breitete sich ein schmaler Federstreif von Nordlicht nach Süden aus. Über dem Nordmeer gab es eine permanente Magnetismus-Schleife, doch nun, da seit fünf Jahren das Dunkel herrschte, waren Nordlichter sehr selten. Unten in Paradiesstadt mussten die noch verbliebenen Touristen bei dem Anblick jetzt wohl Oh und Ah rufen. Für Obret Nedering war das nur eine unerwartete Ungelegenheit. Er schaute noch eine Sekunde lang hin und begann sich zu wundern. Das Licht war schrecklich dicht und zusammenhängend, besonders am nördlichen Ende, wo es zu einem Punkt zusammenlief. Ha. Wenn es die Beobachtungen heute Nacht verdarb, dann sollten sie vielleicht einfach das Fernblau-Rohr hochfahren und sich das Ding genauer

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