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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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geflackert.
    »Es war sehr weit entfernt, wahrscheinlich überm Nordmeer. Da, ich richte ein Unterfenster für Sie ein.«
    »Und für Feldwebel Unnerbei bitte.«
    »Ja, Frau General.« Der Südende-Bericht vor Hrunkner wurde plötzlich von einer Karte der Nordküste ersetzt. Farbige Kreise breiteten sich konzentrisch um einen Punkt zwölfhundert Kilometer nördlich der Paradies-Insel aus. Ja, das alte Tankdepot der Basser, ein nutzloser Brocken untermeerisches Gebirge, außer wenn man über das Eis hinweg militärisch vorgehen wollte. Das war wirklich weit entfernt, von der Stelle aus, wo sie sich momentan befanden, fast die andere Seite der Welt.
    »Nur eine Detonation?«, sagte Schmid.
    »Ja, in sehr großer Höhe. Ein Impulsangriff… nur dass es nicht mehr als eine Megatonne war. Wir erstellen diese Karte anhand von Satelliten und von Analysen an der Nordküste und in Weißenberg.« Beschriftungen verteilten sich über das Bild, bibliographische Zeiger auf die Netzadressen, die zur Analyse beitrugen. Ha! Es gab sogar einen Augenzeugenbericht von der Paradies-Insel – dem Code nach zu urteilen, ein Akademie-Observatorium.
    »Was haben wir eingebüßt?«
    »Keine militärischen Verluste, Frau General. Zwei kommerzielle Satelliten sind nicht mehr zu erreichen, aber das kann vorübergehend sein. Das war kaum ein Schlag.«
    Was dann? Ein Test? Eine Warnung? Unnerbei starrte auf den Bildschirm.
     
    Es lag noch kein Jahr zurück, dass Jau Xin hier gewesen war, damals aber mit einem Sechsmann-Boot, das sich in weniger als einem Tag heran- und wieder fortgeschlichen hatte. Heute verwaltete er die Pilotenarbeit auf der Unsichtbare Hand, einem Sternenschiff von einer Million Tonnen.
    Dies war die wahre Ankunft der Eroberer – auch wenn diesen Eroberern weisgemacht wurde, sie seien Retter. Neben Jau saß Ritser Brughel auf dem Platz, der einst dem Krämer-Kapitän gehört hatte. Der Hülsenmeister ließ einen endlosen Strom trivialer Befehle ab – man könnte meinen, er versuche die Piloten selber zu verwalten. Sie waren über dem Nordpol der Arachna heruntergekommen, hatten die Atmosphäre gestreift und mit einem einzigen starken Schub abgebremst, fast tausend Sekunden bei mehr als einem g. Das Bremsmanöver hatte über offenem Ozean stattgefunden, weit entfernt von den Bevölkerungszentren der Spinnen, doch für die wenigen, die es gesehen hatten, musste es enorm hell gewesen sein. Jau sah, wie sich das Glühen auf Eis und Schnee unter ihnen spiegelte.
    Brughel schaute zu, wie sich die Eiswüste vor ihnen entrollte. Sein Mund war von einem intensiven Gefühl zusammengezogen. Abscheu, weil er so viel sah, was total wertlos war? Triumph, weil er auf einer Welt eintraf, die er mitbeherrschen würde? Wahrscheinlich beides. Und hier auf der Brücke drangen sowohl Triumph als auch der Wille zur Gewalttat in seinem Ton durch, sogar in den Worten. Tomas Nau musste vielleicht den Schwindel daheim bei L1 aufrechterhalten, doch hier warf Ritser Brughel seine Beschränkungen ab. Jau hatte die Korridore gesehen, die zu Brughels Privaträumen führten. Die Wände waren ein ständiges Wirbeln von Rosa, auf schwere, bedrohliche Art sinnlich. Keine Personalbesprechungen fanden bei diesen Korridoren statt. Auf dem Weg von L1 hatte er gehört, wie Brughel vor Hülsenkorporal Anlang mit der besonderen Delikatesse prahlte, die er zur Feier des bevorstehenden Sieges aus dem Eisschrank holen würde. Nein, denk nicht dran. Du weißt jetzt schon zu viel.
    Die Stimmen von Xins Piloten sprachen in sein Ohr und bestätigten, was er auf seinem Kursbildschirm schon sah. Er schaute zu Brughel auf und sagte mit der Förmlichkeit, die dem anderen zu gefallen schien: »Brennschluss, Herr Hülsenmeister. Wir sind in einer Polarbahn, Höhe einhundertundfünfzig Kilometer.« Einen Deut tiefer, und sie würden Schneeschuhe brauchen.
    »Wir sind über Tausende von Kilometern hinweg zu sehen gewesen, Herr Hülsenmeister.« Xin ergänzte seine Worte mit einem besorgten Blick. Er hatte die ganze Reise von L1 her den naiven Idioten gespielt. Es war ein gefährliches Spiel, doch bisher hatte es ihm etwas Spielraum verschafft. Und vielleicht gibt es eine Möglichkeit für mich, Massenmord zu vermeiden.
    Brughels Grinsen signalisierte selbstgefällige Überlegenheit. »Natürlich sind wir gesehen worden, Herr Xin. Der Trick ist, es sie sehen zu lassen – und dann die Art zu verfälschen, wie sie die Information deuten.« Er öffnete eine Sprechverbindung zum

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