Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Kilometer hoch und so groß, dass ich seine Form erkennen konnte. Es muss eine halbe Meile lang sein!«
    »In Ordnung. Mach los!«
    Shepry verschwand die Treppe hinab. Drei Minuten vergingen. Vier. Ein Schimmer glitt über den südlichen Horizont, höchstwahrscheinlich ein Nachrichtensatellit der Tief-S Serie. Nedering steckte das Vierer-Okular in die Tasche und stieg langsam die Treppe hinab. Diesmal würde ihm die Luftverteidigung zuhören müssen. Ein guter Teil von Nederings Vertragsgeldern kam vom Einklang-Geheimdienst; er wusste von den Schwebsatelliten, die die Sinnesgleichen neuerdings zu starten begonnen hatten. Das Ding ist nicht von uns und nicht von den Sinnesgleichen. Und seine Ankunft macht unsere ganze Kriegführung zu kleinem Gezänk. Die Welt war so nah an einem Atomkrieg gewesen. Und nun… was? Er erinnerte sich, wie sich der alte Unterberg über die ›Tiefe am Himmel‹ ausgelassen hatte. Aber Engel sollten aus der guten kalten Welt kommen, nie vom leeren Himmel.
    Shepry erwartete ihn am Fuße der Treppe. »Es hat keinen Zweck, Herr Doktor. Ich kann nicht…«
    »Die Verbindung zum Festland ist unterbrochen?«
    »Nein, sie steht. Aber die Luftverteidigung hat mich wie beim ersten Mal abgewimmelt.«
    »Vielleicht wissen sie es schon.«
    Shepry fuchtelte aufgeregt mit den Händen. »Vielleicht. Aber in den Quatschecken geht auch etwas Abgedrehtes vor sich. In den letzten beiden Tagen gab es Berge von schwachsinnigen Mitteilungen. Sie wissen, Ankündigungen des Weltuntergangs, Sichtungen von Schneetrollen. Es war einigermaßen komisch; ich habe selber ein bisschen dagegen angeblödelt. Aber heute Nacht sind die Irren voll… krass…« Shepry hielt inne, ihm schien der Jargon ausgegangen zu sein. Auf einmal wirkte er sehr jung und unsicher. »Das… das ist nicht normal, Herr Doktor. Ich habe zwei Mitteilungen gefunden, die genau das beschrieben, was wir gesehen haben. Das ist ungefähr das, was man erwarten sollte, wenn sich gerade etwas mitten über dem Ozean ereignet hat. Aber sie gehen in dem ganzen verrückten Scheiß unter.«
    Hmm. Nedering ging durchs Zimmer, setzte sich auf sein altes Gitter bei den Reglern. Shepry wuselte hin und her, erwartete eine Einschätzung. Als ich in das Observatorium gekommen bin, nahmen die Regler fast drei Wände ein, Messgeräte und Hebel, fast alles analog. Jetzt war fast die gesamte Ausrüstung winzig, digital, präzise. Manchmal fragte er Shepry im Scherz, ob sie wirklich irgendeiner Sache trauen sollten, bei der man nicht die Innereien sehen konnte. Shepry hatte seinen Mangel an Vertrauen in Computerautomatik nie verstanden. Bis heute Nacht.
    »Weißt du, Shepry, vielleicht sollten wir ein paar Leute anrufen.«

 
     
EINUNDFÜNFZIG
     
    Hrunkner hatte sich schon früher, während des Großen Krieges, in einem Trockenorkan befunden. Doch das war am Boden gewesen – meistens unter dem Boden –, und alles, woran er sich erinnerte, waren der nicht nachlassende Wind und der feine Schnee, der wirbelte und sich häufte und durch jede Öffnung und Lücke drang.
    Diesmal befand er sich in der Luft, im Sinkflug von zwölf Kilometer Höhe herab. Im trüben Sonnenlicht sah er den Wirbel des Orkans über Hunderte von Kilometern ausgebreitet, seine Winde von hundert Stundenkilometern von der Entfernung zur Ruhe gebracht. Ein Trockenorkan kam niemals dem Wüten eines Wasserorkans während einer Hellzeit gleich. Doch diese Art Orkan würde jahrelang andauern, während sich sein Kälteauge immer mehr ausweitete. Die Wärmebalance der Welt hatte auf einer Art thermischem Plateau innegehalten, das von der Kristallisationsenergie des Wassers bestimmt wurde. Einmal unter diesem Plateau, würden die Temperaturen stetig zur nächsten, viel kälteren Ebene absinken, wo die Luft selbst zu kondensieren begann.
    Ihre Düsenmaschine glitt zwischen den Wolkenwänden hinab, ruckelte und schwankte in unsichtbaren Turbulenzen. Einer von den Piloten bemerkte, dass der Luftdruck jetzt niedriger war, als er bei fünfzehn Kilometern über der Meerenge gewesen war. Hrunkner neigte den Kopf zu einem Fenster, schaute fast direkt nach vorn. Im Auge des Orkans glomm Sonnenlicht auf einem Fleckenmuster von Schnee und Eis. Es gab auch Lichter, das heiße Rot der südländischen Industrie direkt unter der Oberfläche.
    Weit voraus durchstach eine zerklüftete Bergkette die Wolken, und es waren Farben und Texturen zu erkennen, die er nicht gesehen hatte, seit er und Scherkaner vor langer Zeit

Weitere Kostenlose Bücher