Eine Tiefe Am Himmel
Blitzkopf-Deck der Hand. »Herr Phuong! Haben Sie unsere Ankunft getarnt?«
Bil Phuongs Stimme kam aus dem Blitzkopf-Frachtraum der Hand. Der war, als Jau das letzte Mal hineingeschaut hatte, ein Irrenhaus gewesen, aber Phuong klang gelassen: »Wir haben die Lage im Griff, Hülsenmeister. Ich habe drei Gruppen dazu abgestellt, Satellitenberichte zu fälschen. L1 sagt, sie sehen gut aus.« Das musste Ritas Gruppe sein, die mit Bil redete. Sie würde jetzt jeden Augenblick dienstfrei bekommen, um, wie Nau wahrscheinlich behaupten würde, vor der harten Arbeit eine Erholungspause zu machen. Jau wusste seit einem Tag, dass die ›Flaute‹ stattfinden sollte, wenn das Morden begann.
Phuong fuhr fort: »Ich muss Sie warnen, Herr Hülsenmeister. Über kurz oder lang werden die Spinnen durchblicken. Unsere Tarnung wird höchstens hundert Kilosek halten, und weniger, wenn jemand da unten schlau ist.«
»Danke, Herr Phuong. Das sollte allemal genügen.« Brughel lächelte Jau nichtssagend an.
Ein Teil ihrer den Horizont umfassenden Sicht verschwand, und an seiner Stelle erschien Tomas Nau bei L1. Der Leitende Hülsenmeister saß mit Ezr Vinh und Pham Trinli in der Hütte im Seepark. Sonnenlicht funkelte auf dem Wasser hinter ihnen. Dies dürfte ein öffentliches Gespräch sein, das alle Gefolgsleute und alle von der Dschöng Ho sehen konnten. Nau schaute über die Brücke der Hand, und sein Blick schien Ritser Brughel zu finden.
»Glückwunsch, Ritser. Sie sind gut positioniert. Rita sagt mir, dass Sie bereits eine enge Synchronisation mit den planetaren Netzen erreicht haben. Wir haben unsererseits ein paar gute Neuigkeiten. Die Geheimdienstchefin des Einklangs ist zu Besuch in Südende. Ihr Widerpart bei den Sinnesgleichen ist schon dort. Wenn es nicht zu unglücklichen Zwischenfällen kommt, musste es noch eine Weile friedlich bleiben.«
Nau klang aufrichtig und wohlmeinend. Das Erstaunliche war, dass Ritser Brughel fast ebenso glatt war. »Jawohl, Herr Hülsenmeister. Ich treffe die Vorbereitungen für die Mitteilung und die Übernahme der Datennetze in…« – er brach ab, als überprüfe er seinen Zeitplan – »… in einundfünfzig Kilosek.«
Natürlich antwortete Nau nicht sofort. Das Signal von der Hand musste aus dem Funkschatten zu einer Relaisstation geschickt werden und dann über eine Entfernung von fünf Lichtsekunden nach L1. Jede Antwort würde mindestens weitere fünf Sekunden für den Rückweg brauchen.
Exakt nach zehn Sekunden lächelte Nau. »Hervorragend. Wir werden den Arbeitsrhythmus hier so anpassen, dass alle frisch sind, wenn es am meisten zu tun gibt. Viel Glück Ihnen allen dort unten, Ritser. Wir verlassen uns auf Sie.«
Es gab noch ein paar Runden im ihrem Tanz der Täuschung; dann war Nau weg. Brughel bestätigte, dass die gesamte Kommunikation jetzt lokal lief. »Die Startcodes müssten jeden Moment losgehen, Herr Phuong.« Brughel grinste. »Noch zwanzig Kilosek, und wir rösten ein paar Spinnen.«
Shepry Tourer starrte mit offenem Mund auf den Radarbildschirm. »Es ist… es ist ganz so, wie Sie gesagt haben. Achtundachtzig Minuten, und da kommt es wieder von Norden!«
Shepry kannte eine Menge Mathe und arbeitete fast seit einem Jahr für Nedering. Gewiss verstand er die Prinzipien des Satellitenflugs. Aber wie die meisten Leute war er immer noch baff angesichts des Gedankens, dass ›ein Stein hochgeworfen wird und nie herunterkommt‹. Der Kuppli gluckste immer vor Vergnügen, wenn ein Nachrichtensatellit zu der Zeit und bei dem Azimut, wie die Mathe es vorhergesagt hatte, über den Horizont stieg.
Was Nedering heute Nacht getan hatte, war eine Vorhersage von anderer Größenordnung, und er war ebenso beeindruckt wie sein Assistent – und hatte viel größere Angst. Sie hatten nur zwei oder drei deutliche Radaraufnahmen vom schmalen Ende des Nordlichts. Das Ding hatte seinen Flug verlangsamt, obwohl es sich noch weit außerhalb der Atmosphäre befand. Die Luftverteidigung in Weißenberg war von dem Bericht nicht beeindruckt gewesen. Nedering hatte eine langjährige Beziehung zu diesen Leuten, aber heute Nacht behandelten sie ihn wie einen Fremden, als ihre automatisch erstellte Antwort ihm für seine Information dankte und versicherte, man werde der Sache nachgehen. Das weltweite Netz war voller Gerüchte über eine Kernexplosion in großer Höhe. Aber das war keine Bombe gewesen. Als es nach Süden entschwand, schien es sich auf einer niedrigen Umlaufbahn zu befinden…
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