Eine Tiefe Am Himmel
des guten Willens vom Hülsenmeister. Und sie sah auch danach aus. Heute keine Druckanzüge für Qiwi. Sie trug ein Spitzenkleid, dass in sanften Wirbeln schwebte, wenn sie sich bewegte. Nicht einmal bei der Eröffnung des Seeparks war sie so schön gewesen.
Qiwi nahm zögernd am Tisch Platz. Benny setzte sich für einen Augenblick ebenfalls, aus Höflichkeit. Er gab ihr einen Steuerstab. »Das hat mir Gonle gegeben; tut mir Leid, dass wir nichts Besseres haben.« Er zeigte die Bildschirm- und Verbindungsoptionen. »Und damit hast du Sprechzugang zum ganzen Salon. Bitte benutz es. Mehr als alle anderen hier weißt du, was vor sich geht.«
Nach einem Moment nahm Qiwi den Stab. Ihre andere Hand hielt weiter das Kätzchen fest. Das Wesen schob seine kleinen Flügel in eine bequemere Lage, beklagte sich aber ansonsten nicht. Seit Jahren war Qiwi das beliebteste Mitglied aus dem inneren Kreis des Hülsenmeisters. Sie war eigentlich keine Botschafterin, eher eine Prinzessin. So hatte Benny sie einmal Gonle Fong gegenüber genannt. Gonle hatte bei dem Wort zynisch gegrinst – und ihm dann zugestimmt. Qiwi vertrauten alle, sie war eine sanfte Beschränkung der Tyrannei… Und dennoch wirkte sie manchmal verloren. So auch heute. Benny lehnte sich auf seinem Sitz zurück. Sollten für ein Weilchen mal die anderen schuften. Irgendwie wusste er, dass Qiwi seine Zeit nötiger brauchte.
Nach einem Augenblick schaute sie auf, ein wenig von dem alten Lächeln im Gesicht. »Ja, ich kann die Vorstellung machen. Tomas hat mir gezeigt, wie.« Sie lockerte ihren Griff an dem Kätzchen und tätschelte ihm die Hand. »Keine Sorge, Benny. Diese Rettung ist eine vertrackte Sache, aber wie kriegen sie hin.«
Sie hantierte mit dem Stab, und auf dem Bildschirmkern des Salons flammten Signalfarben auf, deren Licht zu den blütenbesetzten Ranken zurückströmte. Als sie sprach, kam ihre Stimme aus tausend Mikrosprechern, zeitlich so abgestimmt, dass sie sich neben jedermann zu befinden schien. »Hallo allesamt. Willkommen bei der Vorstellung.« Ihre Stimme war glücklich und zuversichtlich, die Qiwi, die sie alle kannten.
Der Bildschirmkern ordnete sich zu Mehrfachbildern: Qiwis Gesicht, die Arachna aus der Sicht der Unsichtbare Hand, Hülsenmeister Nau, wie er in seiner Hütte in Nordpfote arbeitete, schematische Darstellungen, die die Umlaufbahn der Hand und die militärische Konfiguration der verschiedenen Spinnenstaaten zeigten.
»Wie ihr wisst, ist unsere alte Freundin Viktoria Schmid soeben in Südende eingetroffen. In ein paar Augenblicken wird sie im Parlament dort sein, und wir werden etwas serviert bekommen, was noch keiner von uns erlebt hat – eine direkte menschliche Kamerasicht vom Planeten. Endlich werden wir nach all den Jahren Bilder aus erster Hand sehen.« Auf dem großen Zentralbildschirm öffnete sich Qiwis Gesicht zu einem Lächeln. »Betrachtet es als einen Vorgeschmack auf das, was uns bevorsteht, als den Anfang unseres Lebens mit den Leuten der Arachna.
Aber bevor wir so weit sind, müssen wir, wie ihr wisst, einen Krieg verhindern und unsere Anwesenheit endlich offenbaren.« Sie schaute auf die Bildschirme, und ihre Stimme zögerte, als sei sie plötzlich vom enormen Ausmaß dessen frappiert, was sie zu tun versuchten. »Wir haben geplant, uns in reichlich vierzig Kilosek zu melden, wenn unsere Manipulationen der Datennetze von der Umlaufbahn aus vorbereitet sind und die Bahn der Hand sie über die Hauptstädte sowohl der Sinnesgleichen als auch des Einklangs führt. Ich denke, ihr wisst, wie schwierig es sein wird. Die Spinnen, unsere erhofften Freunde, befinden sich auf gefährlicherem Terrain, als es die meisten menschlichen Zivilisationen überleben könnten. Aber ich weiß, dass ihr euch gut auf diesen Tag vorbereitet habt. Wenn die Zeit für Offenbarung und Kontakt kommt, dann, weiß ich, werden wir Erfolg haben.
Also schaut erst einmal zu. Bald werden wir sehr viel zu tun haben.«
ZWEIUNDFÜNFZIG
So sonderbar es war, Rachner Thrakt behielt seinen Dienstgrad als Oberst – nicht, dass seine ehemaligen Kollegen ihm so weit vertraut hätten, ihre Latrinen von ihm auskratzen zu lassen. General Schmid war sanft mit ihm verfahren. Man konnte nicht beweisen, dass er ein Verräter war, und anscheinend war sie nicht willens, extreme Verhörmethoden bei ihm anzuwenden. Also fand sich Rachner Thrakt, vormals beim namenlosen Dienst, mit vollem Sold und Tagessätzen… und absolut nichts zu tun.
Seit
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