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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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von Sprussel-Erbrochenem und Streifen von Urin. Mein Hightech-Befehlsstand.
    Thrakt duckte sich in den Windschatten. »Ich denke, ich kann Ihnen einen Moment widmen.«
    »Oh, danke! Sie sind meine letzte Hoffnung. Alle meine Anrufe bei Professor Unterberg sind abgeblockt worden. Kein Wunder, jetzt, wo ich begriffen habe…« Thrakt hörte geradezu, wie der Kupp seine Gedanken zusammennahm und versuchte, nicht zu schwafeln. »Ich bin Astronom draußen auf der Paradies-Insel, Oberst. Letzte Nacht sah ich« – ein Raumschiff, groß wie eine Stadt, dessen Triebwerke den Himmel erhellten… und das von der Luftverteidigung und allen Datennetzen ignoriert wird. Nederings Beschreibungen waren knapp und unverblümt und dauerten knapp eine Minute. Der Astronom fuhr fort: »Ich bin kein Spinner, glauben Sie mir. Das ist es, was ich gesehen habe! Gewiss gibt es Hunderte von Augenzeugen, aber für die Luftverteidigung ist es irgendwie unsichtbar. Oberst, Sie müssen mir glauben.« Sein Ton sackte in unbehaglicher Selbsterkenntnis ab, der Einsicht, dass niemand, der bei Verstand war, solch eine Geschichte glauben konnte.
    »Oh, ich glaube Ihnen«, sagte Rachner leise. Es war eine Vision blühenden Verfolgungswahns – und erklärte alles.
    »Was haben Sie gesagt, Oberst? Leider kann ich Ihnen nicht viel schlagende Beweise schicken. Unsere Kabelverbindung haben sie vor einer halben Stunde unterbrochen. Ich benutze ein Amateurfunkgerät, um die weiter…« Mehrere Silben wurden zu zusammenhanglosem Geplapper verzerrt. »Das ist also wirklich alles, was ich Ihnen zu sagen hatte. Vielleicht ist das ein tiefstgeheimer Plan seitens der Luftverteidigung. Wenn Sie dazu nichts sagen können, verstehe ich es. Aber ich musste versuchen durchzukommen. Das Schiff war so groß und…«
    Einen Augenblick lang glaube Thrakt, der andere schweige überwältigt. Doch die Stille dehnte sich etliche Sekunden lang aus, und dann plärrte eine elektronische Stimme aus dem winzigen Lautsprecher des Telefons: »Meldung 305. Netzfehler. Bitte wiederholen Sie Ihren Anruf später.«
    Rachner schob das Telefon langsam wieder in seine Jacke. Sein Schlund und seine Esshände waren taub, und es lag nicht nur an der kalten Luft. Einmal hatten seine Netzsicherheits-Kupps eine Studie über automatisches Schnüffeln erstellt. Genug Rechenleistung vorausgesetzt, war es im Prinzip möglich, jede Datenübertragung in Klartext nach Schlüsselwörtern zu durchforsten und Sicherheitsreaktionen auszulösen. Im Prinzip. In Wahrheit hinkte die Entwicklung der notwendigen Computer immer hinter der Größe der aktuellen öffentlichen Datennetze hinterher. Aber nun sah es so aus, als hätte jemand ebendiese notwendige Kapazität.
    Ein tiefgeheimer Plan seitens der Luftverteidigung? Unwahrscheinlich. Im Laufe des letzten Jahres hatte Rachner Thrakt gesehen, wie die Rätsel und Ausfälle von allen Seiten heranrückten. Selbst wenn der Einklang-Geheimdienst und Pedure und alle Geheimdienste der Welt zusammengearbeitet hätten, hätten sie nicht die nahtlosen Lügen erzeugen können, die Thrakt gespürt hatte. Nein. Womit immer sie konfrontiert waren, war größer als die Welt, etwas Böses, das alles Spinnenmaß übertraf.
    Und jetzt endlich hatte er etwas Konkretes. Sein Geist müsste sich zur Gefechtsbereitschaft erheben; stattdessen erfüllte ihn panische Verwirrung. Verdammter Sprussel. Wenn ihnen eine fremdartige Kraft entgegenstand, die so tief, so überaus fähig war – was spielte es für eine Rolle, dass Obret Nedering und jetzt Rachner Thrakt die Wahrheit kannten? Was konnten sie tun? Aber Nedering hatte über eine Minute sprechen können. Er hatte eine Anzahl Schlüsselwörter gesagt, bevor die Verbindung gekappt wurde. Die Fremden waren vielleicht besser als Spinnen – aber sie waren keine Götter.
    Der Gedanke ließ Thrakt stutzen. Sie waren also keine Götter. Die Nachricht von ihrem Monsterschiff musste sich in der zivilisierten Welt ausbreiten, langsam und auf direkte Kontakte zwischen kleinen Leuten ohne Zugang zur Macht beschränkt. Aber so war das Geheimnis nicht länger als ein paar Stunden zu verbergen. Und das bedeutete… welchen Zweck auch immer diese groß angelegte Täuschung verfolgte, sie musste darauf ausgerichtet sein, ihre Früchte in den nächsten paar Stunden zu bringen. Jetzt eben riskierte die Chefin ihr Leben unten in Südende und versuchte, sie aus einer Katastrophe herauszuholen, die in Wahrheit eine Falle war. Wenn ich zu ihr durchdringen

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