Eine Tiefe Am Himmel
könnte, zu Belga, zu irgendjemand an der Spitze…
Aber Telefone und Datennetze würden schlimmer als nutzlos sein. Er brauchte direkten Kontakt. Thrakt ging schwankend den verlassenen Bürgersteig entlang. Irgendwo hinter der Ecke war eine Bushaltestelle. Wie lange, bis der Nächste vorbeikam? Er hatte noch seinen privaten Hubschrauber, das Spielzeug eines reichen Kupps… das vielleicht zu schlau mit dem Datennetz verbunden war. Die Fremden könnten ihn einfach übernehmen und abstürzen lassen. Er wischte die Angst beiseite. Im Moment war die Mühle seine einzige Hoffnung. Vom Hubschrauberplatz aus konnte er jeden Ort innerhalb von dreihundert Kilometern erreichen. Wer müsste sich in diesem Umkreis befinden? Er torkelte um die Ecke. Der Große Boulevard erstreckte sich unter einer endlosen Reihe von Dreifarblichtern in die Ferne bis durch den Calorica-Wald. Der Wald war natürlich seit langem tot. Nicht einmal seine Blätter waren übrig, um Sporen zu bilden, da der Boden darunter zu warm war. Die Mitte war für einen Hubschrauberplatz freigemacht worden. Fliegen konnte er von dort nach… Thrakts Blick ging über die Kratermulde. Die Boulevardlichter schwanden zu winzigen Funken. Einmal war er die Kraterwände hinaufgestiegen, zu den Anwesen der Jahre des Schwindens. Aber die wirklich Reichen hatten ihre Paläste aufgegeben. Nur ein paar waren noch bewohnt, von unten her nicht zu erreichen.
Aber Scherkaner Unterberg war dort oben, aus Weißenberg zurückgekehrt. Zumindest war im letzten Lagebericht, den er gesehen hatte, davon die Rede gewesen, an dem Tag, als seine Karriere ihr Ende erreicht hatte. Er kannte die Geschichten von Unterberg, dass der arme Kupp nicht mehr richtig im Kopf sei. Egal. Was Thrakt brauchte, war ein Umweg ins Landeskommando, vielleicht über die Tochter der Chefin, ein Weg, der nicht übers Datennetz führte.
Eine Minute später fuhr der Stadtbus hinter Thrakt heran. Er sprang hinein, der einzige Fahrgast, obwohl es Vormittag war. »Sie haben Glück«, sagte der Fahrer grinsend. »Der Nächste kommt erst drei Stunden nach Mittag.«
Dreißig Stundenkilometer, vierzig. Der Bus holperte den Großen Boulevard entlang zum Totwald-Hubschrauberplatz. Ich kann in zehn Minuten auf seiner Schwelle stehen. Und plötzlich kam Rachner die Sprusselkotze zu Bewusstsein, die seinen Schlund und seine Esshände überkrustete, die Flecken auf seiner Uniform. Er wischte an seinem Kopf herum, konnte aber nichts mit der Uniform machen. Ein Verrückter, der einen alten Knochen besuchen kommt. Vielleicht passte das. Vielleicht war es auch die letzte Chance, die sie alle hatten.
Ein Jahrzehnt früher, zu freundlicheren Zeiten, hatte Hrunkner Unnerbei die Südländer beim Entwurf von Neu-Untersüdende beraten. Daher wurden ihm aus sonderbare Weise die Dinge vertrauter, nachdem sie die Botschaft von Einklang verlassen und südländisches Territorium betreten hatten. Es gab eine Menge Fahrstühle. Das Südland hatte eine Parlamentshalle verlangt, die einen Kernwaffenschlag aushalten konnte. Er hatte sie gewarnt, dass künftige Waffenentwicklungen ihr Ziel wahrscheinlich unmöglich machen würden, doch die Südländer hatten nicht auf ihn gehört und erhebliche Mittel vergeudet, die man für Dunkelzeit-Landwirtschaft hätte verwenden können.
Der Hauptfahrstuhl war so groß, dass sogar die Reporter mitfahren konnten, und das taten sie. Die südländische Presse war eine privilegierte Klasse, ausdrücklich vom Parlamentsgesetz geschützt – sogar auf staatlichem Eigentum! Die Generalin kam mit der Meute gut zurecht. Vielleicht hatte sie gelernt, als sie zusah, wie Scherkaner mit Journalisten umging. Ihre Kampftruppen hielten sich unauffällig im Hintergrund. Sie machte ein paar allgemeine Bemerkungen, ignorierte dann ihre Fragen höflich und überließ es der südländischen Polizei, ihr die Reporter körperlich aus dem Weg zu halten.
Dreihundert Meter unter der Oberfläche begann ihr Fahrstuhl auf einer elektrischen Mehrschienenbahn seitwärts zu fahren. Hinter den großen Fenstern zogen hell erleuchtete Industriehöhlen vorbei. Die Südländer hatten hier und im Küstenbogen eine Menge geschafft, besaßen aber nicht genug Untergrundfarmen, um alles zu versorgen.
Die beiden Gewählten Vertreter, die sie auf dem Flugplatz begrüßt hatten, waren im Süden einst mächtig gewesen. Doch die Zeiten hatten sich geändert: Es hatte Morde gegeben, Beeinflussungen, alle üblichen Tricks Pedures – und neulich
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