Eine Tiefe Am Himmel
zu ertrinken, aber außerhalb ihrer Reichweite.
Marli drehte sich herum, feuerte seine Drahtpistole auf den Wald ab und ließ sich vom Rückstoß dem fallenden Wasser entgegentreiben. Nau sah Ezr Vinhs Silhouette im Sonnenlicht, wie er schwach mit den Armen fuchtelte, jetzt aber mehrere Meter tief im Wasser.
Rings um sie erschienen die Baumwipfel. Marli blickte wild um sich. »Wir müssen hier weg, Herr Hülsenmeister!«
»Dann töte ihn einfach.« Nau langte bereits nach den Wipfeln. Über ihm feuerte Marli etliche kurze Feuerstöße ab. Der fliegende Draht war dafür vorgesehen, Fleisch zu zerreißen; im Wasser betrug seine Reichweite fast Null. Doch Marli hatte Glück. Ein Schleier von Rot breitete sich um den Körper des Krämers aus.
Und dann war keine Zeit mehr. Nau zog sich von Ast zu Ast, hechtete durch die Freiräume unter dem Laubdach. Die ganze Zeit ertönte ringsum das Geräusch brechenden Holzes, während das Wasser durch die Grotulmen und den Olianfirn strömte, ein Geräusch, das gleichzeitig an Feuer und Nässe gemahnte. Die Wasserwand zersplitterte in eine Million fraktaler Finger, die wirbelten, taumelten, sich vereinigten. Es berührte den Rand einer Anhäufung von Schmetterlingen, und für einen Augenblick erklang ein pfeifendes Lied, lauter, als es Nau jemals gehört hatte – und dann hatte das Wasser den Haufen verschlungen.
Marli schoss vor ihm her, drehte sich um. »Das Wasser ist zwischen uns und dem Haupteingang, Herr Hülsenmeister.«
In der Falle, genau wie es der Krämer gesagt hatte.
Die vier bewegten sich am Boden entlang, parallel zur Wand des Parks. Über ihnen sank das Wasserdach immer tiefer, schon ein gutes Stück an den Baumkronen vorbei und immer noch fallend. Das Sonnenlicht war ein Glühen aus allen Richtungen, durch Dutzende von Metern Wasser hindurch. Im See war ja nur eine bestimmte Menge Wasser gewesen. Es musste überall im Park riesige Lufttaschen geben – doch sie hatten weniger Glück gehabt. Ihr Raum war eine nicht besonders große Höhlung – auf vier Seiten von ihnen Wasser.
Ali Lin musste von Ast zu Ast gezerrt werden. Er schien von der Undine fasziniert zu sein und keinen Gedanken für die Gefahr zu haben.
Vielleicht… »Ali!«, sagte Nau scharf.
Ali Lin wandte sich ihm zu. Doch er runzelte nicht die Stirn wegen der Unterbrechung; er lächelte. »Mein Park, er ist ruiniert. Aber ich sehe jetzt etwas Besseres, etwas, das niemals jemand gemacht hat. Wir können einen echten Mikroschwerkraft-See machen, wo Blasen und Tröpfchen einander abwechseln und um die Vorherrschaft ringen. Es gibt Tiere und Pflanzen, die ich…«
»Ali. Ja! Du wirst einen besseren Park bauen, ich versprech’s. Aber jetzt. Ich muss wissen, gibt es eine Möglichkeit, aus dem Park zu gelangen – ohne vorher zu ertrinken?«
Gott sei Dank konnte der Blitzkopf daran etwas Interessantes finden. Alis zentrale Interessen waren in den letzten paar hundert Sekunden wieder und wieder frustriert worden. Normalerweise kann nichts die Loyalität von Blitzköpfen erschüttern, doch wenn sie glaubten, jemand käme zwischen sie und ihr Fachgebiet… Nach einem Moment zuckte Ali die Achseln und sagte: »Natürlich. Hinter diesem Felsbrocken ist eine Schleusenöffnung. Ich hab sie nie versiegelt.«
Marli schwebte zu dem Felsen hinab. Eine Schleuse hier? Ohne seine Datenbrille wusste Nau es nicht. Doch Dutzende davon mündeten in den Park, die Kanäle, durch die sie das Eis von der Oberfläche geholt hatten.
»Der Blitzer hat Recht, Herr Hülsenmeister! Und die Öffnungscodes funktionieren.«
Nau und die anderen bewegten sich um den Felsen herum, schauten in das Loch, das Marli geöffnet hatte. In der Zwischenzeit waren die Wände ihrer Lufthöhle – ihrer Blase – in Bewegung gekommen. In dreißig Sekunden würde auch hier Wasser sein. Marli schaute zu Nau herüber, und ein Teil des Triumphs verlor sich aus seinem Gesichtsausdruck. »Herr Hülsenmeister, hier drinnen werden wir vor dem Wasser sicher sein, aber…«
»Aber wir kommen nirgendwo hin. Stimmt. Ich weiß.« Der Kanal würde bei einer versiegelten Luke enden, und dahinter war Vakuum. Es war eine Sackgasse.
Ein sich langsam kräuselnder Stalaktit von Wasser platschte über Naus Kopf und zwang ihn, sich neben Marli zu ducken. Der herabhängende Wasserberg zog sich zurück, und für einen Augenblick hob sich ihre Decke. Schritt für Schritt habe ich fast alles verloren. Unglaublich. Und plötzlich wusste Tomas, dass Ezr Vinhs
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