Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Sie hatten überhaupt nie vor, sie zu befreien.«
    Reynolt bekam große Augen, und ihr Gesicht lief rot an. Es war etwas, das er bei ihr nie gesehen hatte, obwohl Ritser Brughel immer diese Farbe angenommen hatte, wenn er sich in seine Wut hineinsteigerte. Sie öffnete und schloss den Mund, doch ihr blieben die Worte weg.
    Es gab einen dumpfen Schlag gegen die Wand des Büros – jemand traf in höllischer Eile ein. Einen Augenblick später kam Pham durch die Tür. »Anne, bitte. Lass mich das erledigen.« Seine Stimme war sanft. Nach einem Moment holte Anne tief Luft. Sie nickte, schien husten zu müssen. Sie kam über ihren Schreibtisch, ohne ein Wort zu sagen, doch Ezr bemerkte, wie heftig sie nach Phams Hand griff.
    Pham schloss die Tür sacht hinter ihr. Als er sich wieder Ezr zuwandte, war sein Gesichtsausdruck nicht sanft. Er zeigte ruckartig mit einem Finger auf den Sitz vor Reynolts Tisch. »Hinsetzen!«
    In seiner Stimme lag etwas, das Ezrs Zorn erstarren ließ und ihn zwang, sich hinzusetzen.
    Pham nahm auf der anderen Seite des Tisches Platz. Einen Augenblick lang starrte er den jungen Mann einfach nur an. Es war seltsam. Pham Nuwen hatte immer eine Ausstrahlung gehabt, doch es war, als habe er sie zuvor nie wirklich eingeschaltet. Schließlich sagte Pham: »Vor ein paar Jahren hast du mir ein paar Dinge klipp und klar gesagt. Du hast mich gezwungen, einzusehen, dass ich im Unrecht war und mich ändern musste.«
    Ezr erwiderte seinen Blick kalt. »Hat anscheinend nichts genützt.« Du bist doch noch beim Sklavenhandel.
    »Du irrst dich, Junge. Du hast es geschafft. Es gibt nicht viele Leute, die mich umgekrempelt haben. Nicht einmal Sura konnte das.« Eine seltsame Traurigkeit schien über sein Gesicht zu huschen, und für einen Moment schwieg er. Dann: »Du hast Anne großes Unrecht angetan, Ezr. Ich denke, eines Tages wirst du dich bei ihr dafür entschuldigen wollen.«
    »Schwerlich! Ihr beide habt alles so hübsch zurechtgelegt. Die Defokussierung kostet euch einfach zu viel.«
    »Hm. Du hast Recht, sie kostet viel. Fast ist es eine Katastrophe. Unter dem Aufsteiger-System haben die Blitzköpfe praktisch unsere gesamte Automatik gesteuert, ihre Arbeit ging nahtlos in die der echten Maschinen über. Schlimmer, die ganze Wartungs-Programmierung der Flotte ist von Fokussierten erledigt worden; jetzt haben wir Millionen von Stückchen zusammenhanglosen Schrotts. Es wird eine Zeit dauern, ehe wir unsere alten Systeme wieder gut in Gang bekommen haben… Aber du weißt, dass Anne der Frenkische Ork war, das ›Ungeheuer‹ auf all den Diamantfriesen.«
    »J-ja.«
    »Dann weißt du auch, dass sie ihr Leben opfern würde, um den Fokussierten die Freiheit zurückzugeben. Es war ihre einzige außer Diskussion stehende Forderung an mich, als sie aus dem Fokus zurückkam. Es ist der Sinn ihres Lebens.« Er hielt inne, wandte den Blick von Ezr ab. »Weißt du, was das Bösartigste am Fokus ist? Nicht, dass er eine wirksame Form der Sklaverei ist, obwohl ihn, weiß Gott, schon das schlimmer als die meisten anderen Schurkereien macht. Das größte Übel daran ist, dass die Retter selbst eine Art Mörder werden, dass die ursprünglichen Opfer ein zweites Mal misshandelt werden. Selbst Anne hatte das nicht vollends begriffen, jetzt zerreißt es ihr das Herz.«
    »Weil sie also Sklaven sein wollen, lassen wir sie dabei?«
    »Nein! Aber ein Fokussierter ist immer noch ein Mensch, nicht allzu verschieden von gewissen seltenen Typen, die es immer gegeben hat. Wenn sie selbständig leben können, ihre Wünsche deutlich zum Ausdruck bringen können – also dann muss man auf sie hören… Bis vor ungefähr einem halben Tag glaubten wir, mit Trixia Bonsol würde alles in Ordnung kommen. Anne hatte die Geistfäule daran gehindert, unkontrolliert auszubrechen. Trixia würde keine von den Psychotikerinnen und keine von den Dahinvegetierenden sein. Sie war frei von der Fixierung ihrer Loyalität auf die Aufsteiger. Man konnte mit ihr reden, sie einschätzen, sie trösten. Aber sie weigert sich absolut, weitere tiefe Strukturen aufzugeben. Die Spinnen zu verstehen, ist der Mittelpunkt ihres Lebens, und sie möchte so bleiben.«
    Einen Augenblick lang saßen sie schweigend da. Das Schrecklichste war, dass Pham vielleicht nicht log. Vielleicht legte er sich nicht einmal eine Erklärung zurecht. Vielleicht redeten sie einfach gerade über eine von den Tragödien des Lebens. In diesem Fall würde das Böse von Tomas Nau Ezr für den

Weitere Kostenlose Bücher