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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Dunkel erobern würde.«
    Das war die Art selbsterzeugter Albtraum, der Unnerbei veranlasst hatte, den Dienst zu quittieren. »Ich hoffe, es klingt nicht unloyal, aber haben Sie daran gedacht, die Idee zu begraben?« Er deutete mit einer ironischen Handbewegung auf Unterberg. »Du könntest doch über was anderes nachdenken, nicht wahr?«
    »Sie haben wohl tatsächlich die militärische Sichtweise eingebüßt? Aber ja, ich habe erwogen, diese Forschungen zu unterdrücken. Vielleicht – wenn der liebe Scherkaner den Mund hält – würde das genügen. Wenn niemand frühzeitig mit dieser Sache anfängt, wird niemand bereit sein, diesmal das Dunkel in seine Gewalt zu bringen. Und vielleicht sind wir noch Generationen von der Verwirklichung dieser Theorie entfernt – das glauben manche Physiker.«
    »Also ich sage euch«, entgegnete Unterberg, »das wird ziemlich schnell ein technisches Problem werden. Sogar wenn wir die Finger davon lassen, wird in fünfzehn, zwanzig Jahren Atomkraft groß herauskommen. Nur dass es dann zu spät sein wird für Kraftwerke und abgeschlossene Städte. Es wird zu spät sein, das Dunkel zu erobern. Das Einzige, wozu Atomkraft taugt, werden dann Waffen sein. Du hast von Radium gesprochen, Hrunkner. Stell dir nur vor, was große Mengen von diesem Stoff bewirken könnten, wenn sie als Giftstoff eingesetzt werden. Und das ist nur das Offensichtlichste. Im Grunde wird, was immer wir tun, die Zivilisation gefährdet sein. Wenn wir aufs Ganze gehen, könnte es sich wenigstens wunderbar auszahlen: Zivilisation das ganze Dunkel hindurch.«
    Schmid deutete mit einer Handbewegung unfrohe Zustimmung an; Unnerbei hatte den Eindruck, er sei Zeuge einer oft wiederholten Diskussion. Viktoria Schmid hatte Unterbergs Plan angenommen – und das Oberkommando davon überzeugt. Die nächsten dreißig Jahre würden noch aufregender werden, als Hrunkner geglaubt hatte.
     
    Sie erreichten die Bergsiedlung sehr spät am Tage, nachdem sie in den letzten drei Stunden der Fahrt nur zwanzig Meilen im Unwetter geschafft hatten. Erst ein paar Meilen vor der kleinen Stadt änderte sich das Wetter.
    Im fünften Jahr der Neuen Sonne war Ob der Tiefe größtenteils wiederaufgebaut. Die Steinfundamente hatten den ersten Blitz und die rasend schnellen Wasserfluten überstanden. Wie schon seit vielen Generation nach jedem Dunkel, hatten die Bewohner die gepanzerten Sprosse der ersten Waldpflanzen benutzt, um die Erdgeschosse ihrer Häuser und Wirtschaftsgebäude und Grundschulen zu bauen. Vielleicht um das Jahr 60//10 würden sie besseres Bauholz haben und einen ersten Stock bauen, an der Kirche vielleicht noch einen zweiten. Vorerst war alles niedrig und grün, die kurzen konischen Balken gaben den Außenwänden ein schuppiges Aussehen.
    Unterberg bestand darauf, an der Tankstelle an der Hauptstraße vorüberzufahren. »Ich kenne einen besseren Ort«, sagte er und dirigierte Schmid die alte Straße entlang.
    Sie hatten die Fenster heruntergekurbelt. Der Regen hatte aufgehört. Ein trockener, fast kühler Wind strich über sie hinweg. Es gab eine Lücke in der Wolkendecke, und ein paar Minuten lang sahen sie Sonnenlicht auf Wolken. Doch es war nicht der unscharfe Feuerofen wie vorher am Tag. Die Sonne musste kurz vor dem Untergang sein. Die hochgetürmten Wolken leuchteten in hellem Rot- und Orange- und Alphakunter – und dahinter das Blau und Ultra des klaren Himmels. Gleißende Helle sprühte über die Straße und die Gebäude und die Vorberge dahinter. Gott als Surrealist.
    Tatsächlich, am Ende des Kieswegs standen eine flache Baracke und eine einzelne Benzinpumpe. »Das ist der ›bessere Ort‹, Scherk?«
    »Nun ja… jedenfalls der interessantere.« Er öffnete die Tür und sprang von seinem Sitzgitter. »Schauen wir, ob dieser Kupp sich an mich erinnert.« Er ging an dem Wagen auf und ab, um sich die Füße zu vertreten. Nach der langen Fahrt war sein Zittern stärker als gewöhnlich.
    Schmid und Unnerbei stiegen aus, und nach einer Weile kam der Besitzer, ein schwer gebauter Bursche mit einem Werkzeugkorb, aus der Baracke. Ihm folgten zwei Kinder.
    »Volltanken, alter Kupp?«, sagte der Bursche.
    Unterberg grinste ihn an und machte sich nicht die Mühe, sein falsch geschätztes Alter zu korrigieren. »Klar.« Er folgte dem anderen zur Pumpe. Der Himmel war jetzt sogar noch heller, Blau und Rottöne des Sonnenuntergangs schienen herab. »Erinnern Sie sich an mich? Ich bin hier in einem großen roten Relmeitch

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