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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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ersten hundert Sekunden der Schlacht vernichtet worden – doch das schien sie nur noch tödlicher zu machen. Als die Geistfäule die Krämer schließlich ausschaltete, lagen beide Seiten in Trümmern. Und nach der Schlacht war Naus zweite große Fehleinschätzung gekommen. Geistfäule konnte die Dschöng-Ho-Leute umbringen, doch viele von ihnen konnten weder per Gehirnwäsche blankgeputzt noch fokussiert werden. Die Verhöre waren sehr schlecht gelaufen, doch am Ende hatte er aus diesem Debakel ein Mittel gemacht, die Überlebenden zu vereinen.
    Hammerfests Obergeschosse und die Fokus-Klinik und die elegante Ausstattung stammten also allesamt aus den Schiffswracks. Hier und da funktionierte inmitten der Ruinen noch Hochtechnologie. Alles übrige musste aus den Rohmaterialien des Felshaufens gewonnen werden – und zu gegebener Zeit von der Zivilisation der Spinnen.
    Dreißig oder vierzig Jahre. Sie konnten es schaffen. Es müsste genug Kälteschlaf-Särge für die Überlebenden geben. Die Hauptsache war jetzt, die Spinnen zu erforschen, ihre Geschichte und Kultur, ihre Sprachen zu lernen. Um die Jahrzehnte zu überbrücken, war die Arbeit in ein Bündel Wachschichten aufgespalten – ein paar Megasekunden Dienst, ein Jahr oder zwei im Kälteschlaf. Manche, die Wissenschaftler und die Übersetzer, würden viel Zeit auf Wache verbringen. Andere – die Piloten und die Taktikleute – würden in den ersten Jahren kaum verwendet werden, dann aber bis zum Ende der Mission ständig wach sein. Nau hatte das alles auf Versammlungen mit seinen eigenen Leuten und der Dschöng Ho erklärt. Und was er versprochen hatte, wahr größtenteils wahr. Die Dschöng Ho hatte große Erfahrung mit solchen Operationen; mit etwas Glück würde der Durchschnittsmensch die Verbannung überstehen und nur zehn oder zwölf Jahre Lebenszeit verbrauchen. In der Zwischenzeit würde er die Flottenbibliothek der Krämer plündern; er würde alles lernen, was die Dschöng Ho jemals erfahren hatte.
    Nau ließ die Hand auf der Oberfläche des Fensters ruhen. Es war so warm wie der Teppich an den Wänden. In Seuches Namen, diese Dschöng-Ho-Bildtapeten waren gut. Selbst bei seitlicher Sicht gab es keine Verzerrungen. Er kicherte leise. Am Ende würde es vielleicht kinderleicht sein, den Teil der Verbannung zu regeln, der die Krämer betraf. Sie hatten einige Erfahrung mit dem Dienstplan, den Nau vorschlug.
    Was jedoch ihn selbst betraf… Nau erlaubte sich einen Augenblick Selbstmitleid. Jemand Vertrauenswürdiger und Fähiger musste auf Wache bleiben, bis die Sache ausgestanden war. Es gab nur eine solche Person, und ihr Name war Tomas Nau. Sich selbst überlassen, würde Ritser Brughel törichterweise Ressourcen umbringen, auf die man nicht verzichten konnte, oder sein Möglichstes tun, um Nau selbst zu töten. Sich selbst überlassen, konnte man Anne Reynolt über Jahre hinweg vertrauen, doch wenn etwas Unerwartetes auftrat… Nun ja, die Dschöng Ho schien gründlich unterworfen zu sein, und nach den Verhören war sich Nau relativ sicher, dass keine großen Geheimnisse übrig geblieben waren. Doch wenn sich die Dschöng Ho abermals verschwor, wäre Anne Reynolt hilflos gewesen.
    Also würde Tomas Nau vielleicht hundert Jahre alt sein, ehe er hier den Triumph erlebte. Nach balacreanischen Maßstäben war das ein mittleres Alter. Nau seufzte. Sei’s drum. Die Dschöng-Ho-Medizin würde die verlorene Zeit mehr als wettmachen. Und dann…
    Auf der anderen Seite des Zimmers regte sich das Krämer-Mädchen in ihrem Bett. »Was…?« Qiwi Lisolet erwachte. Durch ihre Bewegung schwebte sie aus dem Bett hoch. Sie hatte fast drei Tage durchgearbeitet und wieder versucht, eine stabile Anordnung für den Felshaufen zu finden. Lisolets Blick ging unstet umher. Sie wusste wahrscheinlich nicht einmal, wovon sie erwacht war. Ihre Augen fixierten Nau, der am Fenster stand, und ein mitfühlendes Lächeln breitete sich über ihr Gesicht aus. »Oh, Tomas, findest du wieder keinen Schlaf vor Sorge um uns?«
    Sie streckte die Arme aus, eine tröstende Geste. Nau lächelte scheu und nickte. Verdammt, was sie sagte, war sogar annähernd wahr. Er schwebte durchs Zimmer, stoppte die Bewegung mit einer Hand, an der Wand hinter ihrem Kopf. Sie schlang die Arme um ihn, und sie schwebten langsam hinab auf das Bett unter ihnen. Er legte ihr die Arme um die Taille, fühlte, wie sie ihre starken Beine um seine schlang. »Du tust dein Möglichstes, Tomas. Versuche nicht, mehr zu

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