Eine Tiefe Am Himmel
durchgekommen, kurz vor dem Dunkel. Sie waren damals Grobschmied.«
Der andere hielt inne, starrte Unterberg lange an. »An den Relmeitch erinnere ich mich.« Seine beiden Fünfjährigen wuselten hinter ihm herum und betrachteten den sonderbaren Fremden.
»Komisch, wie sich die Dinge ändern, nicht wahr?«
Der Besitzer wusste nicht recht, wovon Unterberg sprach, aber nach ein paar Minuten schwatzten die beiden wie alte Kumpel. Ja, der Besitzer mochte Automobile, denen gehörte ganz offensichtlich die Zukunft, Schluss mit der Arbeit als Grobschmied. Scherkaner lobte ihn für eine Arbeit, die er vor langer Zeit für ihn erledigt hatte, und sagte, es sei eine Schande, dass es jetzt an der Hauptstraße eine Tankstelle gab. Er wette, das sei keine annähernd so gute Reparaturwerkstatt wie hier, und ob der Grobschmied schon einmal darüber nachgedacht habe, wie man heutzutage in Weißenberg Straßenwerbung betrieb? Schmids Sicherheitsleute fuhren auf den freien Platz jenseits der Straße, und der Besitzer nahm es kaum wahr. Komisch, wie Unterberg fast mit jedem zurechtkam, indem er seine Manie so weit herunterschraubte, wie es den Umständen entsprach.
In der Zwischenzeit war Schmid über die Straße gegangen und sprach mit dem Hauptmann, der für ihre persönliche Sicherheit zuständig war. Sie kam zurück, nachdem Scherk das Benzin bezahlt hatte. »Verdammt. Das Landeskommando sagt, gegen Mitternacht kommt ein noch schlimmeres Unwetter. Das erste Mal, dass ich meinen eigenen Wagen nehme, und gleich bricht die Hölle los.« Schmid klang wütend, was für gewöhnlich bedeutete, dass sie sich über sich selbst ärgerte. Sie stiegen ins Auto. Sie drückte zweimal auf den Anlasser. Dreimal. Der Motor sprang an. »Wir werden hier zelten.« Sie blieb einen Augenblick sitzen, fast unschlüssig. Oder vielleicht beobachtete sie den Himmel weiter südlich. »Ich weiß, dass im Westen der Stadt ein Stück Kronland liegt.«
Schmid arbeitete sich Kieswege entlang, dann über schlammige Pfade. Fast glaubte Unnerbei, sie hätte sich verfahren, nur dass sie niemals zögerte oder zurückfuhr. Hinter ihnen folgten die Sicherheitswagen, fast so unauffällig wie ein Umzug von Osprechs. Der Schlammweg verlor sich auf einem Vorgebirge mit Blick über den Ozean. Steile Hänge fielen nach drei Seiten hin ab. Eines Tages würde hier wieder hoher Wald stehen, doch jetzt konnten nicht einmal die gepanzerten Spießlinge den nackten Fels des Anhangs verbergen.
Schmid blieb stehen, wo es nicht weiterging, und lehnte sich auf ihrem Sitzgitter zurück. »Tut mir Leid. Ich… bin irgendwo falsch abgebogen.« Sie winkte dem ersten der Sicherheitswagen zu, die von hinten herankamen.
Unnerbei starrte auf den Ozean hinaus und zum Himmel hoch. Manchmal war eine falsche Wendung am besten. »Schon in Ordnung. Gott, was für ein Anblick.« Die Lücken in den Wolken glichen tiefen Schluchten. Das Licht, das durch sie herabfiel, flackerte rot und nahrot, ein Widerschein des Sonnenuntergangs. Eine Milliarde Rubine glitzerte in den Wassertröpfchen auf dem Blattwerk ringsum. Er kletterte hinten aus dem Auto und ging ein kleines Stück zwischen den Sprossen hindurch zum Ende des Vorgebirges. Der nasse Waldboden unter seinen Füßen machte glucksende Geräusche. Nach einer Weile folgte ihm Scherkaner.
Die Brise, die vom Ozean her wehte, war feucht und kühl. Man brauchte nicht beim Wetterdienst zu sein, um zu wissen, dass ein Unwetter heraufzog. Er schaute über das Wasser hin. Sie standen keine drei Meilen von den Brechern entfernt, ungefähr so nahe, wie es in dieser Sonnenphase sicher war. Von hier aus sah man die Strudel und hörte das Mahlen. Drei Eisberge waren gestrandet und ragten in der Brandung auf. Doch es gab Hunderte davon, die sich bis zum Horizont hinzogen. Es war der ewige Kampf, das Feuer der Neuen Sonne gegen das Eis der guten Erde. Keines konnte endgültig siegen. Es würde zwanzig Jahre dauern, bis das letzte Eis aus den Untiefen aufgetaucht und geschmolzen war. Da würde die Sonne schon wieder zu schwinden begonnen haben. Sogar Scherkaner schien von der Szenerie niedergedrückt zu sein.
Viktoria Schmid hatte das Auto verlassen, doch statt ihnen zu folgen, ging sie zurück, den Südrand des Vorgebirges entlang. Die arme Generalin. Sie kann sich nicht entscheiden, ob die diesen Ausflug dienstlich oder zum Vergnügen macht. Unnerbei war durchaus froh, dass sie nicht auf einen Schlag bis zum Landeskommando fahren würden.
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