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Eine tödliche Erinnerung (German Edition)

Eine tödliche Erinnerung (German Edition)

Titel: Eine tödliche Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Limar
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hypnotisiert?"
    "Ein bisschen", gab ich zu. "Was war vorhin los? Willst du gleich darüber reden oder lieber später in der Praxis?"
    "Ich kann es dir gleich erzählen", sagte sie. "In letzter Zeit habe ich sehr oft Déjà-vu-Erlebnisse. Ganz plötzlich denke ich: 'Das habe ich schon mal erlebt.' Die Situation ist dann so vertraut, richtig unheimlich. Manchmal habe ich Angst, verrückt zu werden."
    "Unsinn, Melissa, du wirst nicht verrückt. Diese Déjà-vu Erlebnisse sind so was wie kleine Kurzschlüsse im Gedächtnis. Wir stöbern durch die Hypnose ziemlich in deinen Erinnerungen herum, da kann so etwas schon einmal vorkommen."
    Melissa schien nicht wirklich überzeugt. "Vorhin war es ganz merkwürdig", sagte sie. "Mir kam auf der Straße eine junge Frau entgegen. Ich habe sie wohl ein bisschen zu lange angeschaut, weil sie so seltsam aussah. Sie trug einen langen, bunten Sommerrock, eine himbeerfarbene, wattierte Jacke, die ihr viel zu eng war, und dazu gelbe Gummistiefel. Aber das Merkwürdigste war ihre Kopfbedeckung." Melissa musste plötzlich kichern. "Sie hatte einen Staubsaugerbeutel auf dem Kopf", sagte sie.
    "Sie hatte was ?", fragte ich.
    "Na ja, nicht wirklich", kicherte Melissa immer noch. "Das sollte wohl eine Mütze sein. Aber sie sah schon komisch aus, so steif und so eckig. Und diese graubraune Farbe, das erinnerte wirklich an einen Staubbeutel."
    Melissa wurde wieder ernst. "Also ich habe sie angeschaut. Daraufhin blieb sie stehen und starrte mich richtig durchdringend an. Ich wollte weitergehen. Aber ich war wie gelähmt und plötzlich war ich fest davon überzeugt, dass ich diese Situation schon einmal erlebt habe. Wie diese Frau da vor mir stand und mich anstarrte, hatte ich unvermittelt die Vorahnung von etwas Entsetzlichem, das gleich passieren würde. Ich habe keine Ahnung, wie ich es geschafft habe, in das Café zu flüchten. So schreckliche Angst habe ich lange nicht empfunden."
    "Es ist vorbei, Melissa", sagte ich. "Wollen wir gehen?"
    Sie nickte. Da mein Weg durch die Lindenallee führte, konnte ich sie noch bis zu ihrer Tür begleiten. Als ich mich verabschieden wollte, zögerte sie.
    "Kommst du bitte noch kurz mit rein?", fragte sie fast schüchtern. "Ich würde dir gern meine Wohnung zeigen.
    Und meine Bilder."
    Eigentlich hatte ich es eilig, nach Hause zu kommen, doch dieses Angebot schlug ich nicht aus. Das Wohnumfeld verrät viel über einen Menschen. Als Psychotherapeut sollte man eigentlich jeden Patienten wenigstens einmal daheim aufsuchen. Was praktisch leider nicht machbar und daher auch nicht üblich ist. Aber hier bot sich mir eine Chance und ich wollte sie nutzen.
    Inzwischen hatte ich bemerkt, dass die Villa, in der Melissa wohnte, bei Licht betrachtet durchaus nicht so pompös wirkte, wie sie mir an jenem nebligen Novembertag erschienen war. Zwar handelte es sich um ein imposantes Gebäude, jedoch hatte der Zahn der Zeit heftig daran genagt. Überall bröckelte der Putz. Von dem schmiedeeisernen Zaun, der das Grundstück umgab, waren nur noch rostige Rudimente vorhanden. Dafür bildeten uralte Heckenpflanzen und wild wucherndes Gestrüpp einen dichten Schutzwall zur Straße hin. Melissa bemerkte meinen Blick.
    "Jetzt sieht das alles noch trostlos und einfach nur ungepflegt aus, aber wenn diese Hecke wieder zu grünen anfängt, dann ist das ein traumhafter Anblick", sagte sie. "Dann blühen mittendrin sogar wilde Heckenrosen. Ich liebe diesen Vorgarten, man kann sich darin so richtig verstecken."
    Angesichts des fehlenden Zaunes konnte ich ihre Begeisterung nicht ganz nachvollziehen. Auch ungebetene Gäste würden sich auf diesem Grundstück ausgezeichnet verstecken können. Aber das sagte ich natürlich nicht laut. Ich wollte Melissa nicht beunruhigen.
    "Das Haus gehört einer älteren Dame", erklärte sie mir. "Aber es gehört ihr eben nicht so richtig. Sie hat es von ihrem Lebensgefährten überschrieben bekommen. Die beiden waren aber nicht verheiratet. Jetzt ist ein Neffe dieses Lebensgefährten aufgetaucht und streitet mit ihr erbittert um das Erbe. Sie hat gesagt, solange die Verhältnisse nicht geklärt sind, macht sie keinen Handschlag an dem Haus. Kann man ihr nicht verdenken. Mir hat sie die untere Etage vermietet, weil ich keine Sanierungsansprüche gestellt habe."
    In diesem Punkt war Melissas Wohnsituation mit meiner eigenen vergleichbar. Was jedoch die Größenverhältnisse betraf, lebte sie in einem Palast. Die Räume waren riesig, sie hatten hohe

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