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Eine tödliche Erinnerung (German Edition)

Eine tödliche Erinnerung (German Edition)

Titel: Eine tödliche Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Limar
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gegenüber saß, fühlte auch ich neue Energie und hörte aufmerksam zu, was sie mir berichten konnte. Allzu viel war es allerdings nicht.
    Der Vorfall hatte sich demnach schon gestern zugetragen. Gegen 13.30 Uhr war von Melissas Wohnung aus ein Rettungswagen gerufen worden. Die Sanitäter fanden die bereits bewusstlose Frau Tietze-Mühlberger und die verwirrt wirkende und aus einer Wunde an der Stirn blutende Melissa vor. Beide Frauen wurden ins Krankenhaus gebracht, Frau Tietze-Mühlberger erlitt bereits auf der Fahrt einen Herzstillstand und verstarb kurz darauf. Bei Melissa zeigten sich keine weiteren Symptome. Sie wurde jedoch vorsorglich zur Beobachtung dabehalten. Heute morgen war dann offenbar klar, dass Frau Tietze-Mühlberger vergiftet worden war, woraufhin die Polizei eingeschaltet wurde. Eine Beamtin vernahm Melissa und teilte ihr am Ende des Gesprächs mit, dass sie unter Mordverdachts stehen würde.
    "Daraufhin ist Melissa zusammengebrochen", fuhr Ruth fort, "und als sie wieder zu sich kam, konnte sie nicht mehr sprechen, kein Wort. In der Klinik war man ziemlich ratlos, wie nun mit ihr zu verfahren sei. Sie waren erleichtert, als Melissa ihnen deine Karte gab, die sie offenbar immer bei sich trägt. Sie haben in der Praxis angerufen und dringend darum gebeten, dass du in die Klinik kommen möchtest. Ich werde dich hinbringen."
    "Aber hast du heute nicht einen Kurs zu leiten?", fragte ich. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass Ruth eigentlich gar nicht in der Praxis sein dürfte. Sie winkte lässig ab. "Habe ich verschoben. Das hier ist jetzt wichtiger. Ich habe inzwischen schon ein paar Anrufe getätigt, es ist dir hoffentlich recht. Gernot hat mir geraten, Melissa sofort einen Anwalt zu besorgen. Ihr Fall ist nicht ohne Brisanz, es kann schwierig für sie werden. Also habe ich Johannes angerufen, der auch gleich bereit war ebenfalls zum Krankenhaus zu kommen."
    Bei der Erwähnung von Johannes empfand ich spontan eine gewisse Erleichterung. Ich hatte ihn vor gut zwei Monaten bei Ruth kennengelernt. Er war der Neffe ihres Mannes. Anlass war wieder einmal eine Einladung gewesen, bei der außer Gernot und seiner Frau waren noch zwei weitere Ehepaare anwesend waren. "Ich lade noch Johannes ein, damit das Gleichgewicht der Geschlechter gewahrt wird", hatte Ruth gesagt. "Dadurch können wir auch gleich etwas gegen deine Aversion gegen Juristen tun. Er ist 35, ledig, Anwalt und sehr nett. Ihr werdet euch sicher gut unterhalten." So sehr ich Ruths Einladungen ansonsten schätzte, hatte mich diese Ankündigung mit Unbehagen erfüllt, weil ihre Absicht, mich zu verkuppeln, nur allzu offensichtlich war. Ruth lebte bei Johannes ihre mütterlichen Gefühle aus und die waren anscheinend so dominierend, dass sie keinen Raum für psychologisches Gespür ließen. Sie beklagte, dass ein so kluger Mann immer an die falschen Frauen geriet. "Er hat einfach das falsche Beuteschema!", erklärte sie allen Ernstes. "Seine bisherigen Freundinnen waren die reinsten Schokohäschen: sehr süß, glänzend verpackt und innen völlig hohl. Was er braucht, ist eine Frau, die ihm auch intellektuell das Wasser reichen kann." Obwohl es mir schmeichelte, dass Ruth mich für eine solche Frau hielt, hatte ich keinen gesteigerten Wert auf die Bekanntschaft mit einem Mann gelegt, der sich derart von seiner Tante vorführen ließ. Mein erster Eindruck von ihm war auch eher negativ gewesen: "Zwanghaft und verklemmt", dachte ich, "das ist nun wirklich nicht mein Beuteschema." Im persönlichen Gespräch wirkte er dann aber recht sympathisch und schlecht sah er eigentlich auch nicht aus. Johannes war groß, sehr schlank, hatte glattes dunkles Haar und trug eine Brille. Vom Wesen her war er tatsächlich das ganze Gegenteil von Marko. Er drängte sich nicht in den Vordergrund und protzte nicht mit seinen Fähigkeiten, obwohl die, wie mir bald klar wurde, sehr beeindruckend waren. Johannes sprach vier Sprachen fließend und hatte profunde IT-Kenntnisse. Das erfuhr ich nur durch Zufall und nicht einmal von ihm selbst. Zwar flogen zwischen uns keine Funken hin und her, doch inzwischen waren wir miteinander befreundet. Johannes hatte mich nach dem Abend bei Ruth zu einer Party mitgenommen, deren Gäste sich zu etwa gleichen Teilen aus Juristen, Lehramtsstudenten und Informatikern zusammensetzten. Es war ein netter Abend gewesen.  Wenn sich auch weiter nichts daraus ergeben sollte, so hatte ich durch Johannes immerhin den Anschluss an einen neuen

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