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Eine tödliche Erinnerung (German Edition)

Eine tödliche Erinnerung (German Edition)

Titel: Eine tödliche Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Limar
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sie uns Beide auch gern auf der Stelle verhaftet.
    Als ich das Zimmer betrat, saß Melissa vollständig angezogen auf dem Bett. In ihrer Armbeuge klebte ein Pflaster, der einzige sichtbare Hinweis auf erfolgte Behandlungen. Ihr Haar musste feucht geworden und wieder getrocknet sein, denn es bauschte sich in unglaublicher feuergoldener Fülle um ihr bleiches Gesicht, in dem die dunklen Augen riesig wirkten. Als sie mich sah, griff sie sich mit einer verzweifelt wirkenden Geste an den Hals und öffnete krampfhaft den Mund. Sie versuchte zu sprechen, konnte jedoch keinen Ton herausbringen. Ich fühlte mich an die schöne Märchenprinzessin erinnert, der eine böse Hexe die Stimme geraubt hatte.
    "Hallo, Melissa", sagte ich betont munter, "reg dich bitte nicht weiter auf, das kommt wieder in Ordnung. Leg dich einfach erst einmal ganz entspannt hin."
    Das war leichter gesagt als getan, Melissas Körper war völlig verkrampft und verspannt. Sie war so steif, dass es ihr kaum gelang den Kopf auf das Kissen zu legen und die Beine durchzustrecken. Erst nach einer ganzen Weile klappte es einigermaßen.
    "Ich würde vorschlagen, wir unternehmen jetzt gemeinsam einen kleinen Trance-Spaziergang. Bist du einverstanden, Melissa?"
    Sie nickte so eifrig, als hätte ich ihr die Erlösung von all ihren Nöten versprochen.
    "Wohin wollen wir uns begeben, auf eine schöne Wiese vielleicht?", fragte ich. Sie schien kurz nachzudenken und schüttelte dann aber unmerklich den Kopf.
    "Oder wollen wir lieber einen Sommertag am Strand erleben?"
    Jetzt nickte Melissa und mir fiel ein, wie sehr sie das Meer liebte. Wie immer gelang es unglaublich leicht, sie in Trance zu versetzen und ich war froh, ihr auf diese Weise helfen zu können. Ich führte sie an einem sonnigen Strand entlang, ließ sie den warmen Sand unter den bloßen Füßen spüren, das Rauschen der Brandung hören und die salzige Luft auf den Lippen schmecken. Dabei konnte ich zusehen wie sich ihr Körper immer weiter entspannte.
    "Leg dich einfach in den warmen Sand, Melissa. Spüre wie du ganz leicht darin einsinkst. Schau in den Himmel, siehst du wie blau er ist? Und dort hinten am Horizont berühren sich Himmel und Wasser. Wenn dort die Schiffe erscheinen, sieht es aus als würden sie aus der Tiefe empor tauchen. Kannst du ein Schiff am Horizont erkennen, Melissa?"
    Ihre Stimme klang unsicher und brüchig, als sie zu einer Antwort ansetzte: "Ja, da kommt ein Schiff, ich sehe es."
    Die Hürde war überwunden, sie sprach wieder. Wir ließen das Schiff näher kommen, konnten schließlich Menschen an der Reeling erkennen und Möwen, die seine Fahrt begleiteten. Mit jedem Satz wurde Melissas Stimme sicherer, bis sie fast wieder ihren gewohnten Klang angenommen hatte. Ich konnte sie nun aus der Trance zurückholen.
    "Ich werde jetzt langsam bis Drei zählen. Bei Drei bist du wieder wach. Du bist hier im Zimmer und kannst dich an alles erinnern. Du wirst dich ruhig und entspannt fühlen und mühelos sprechen können."
    Bei Drei öffnete Melissa die Augen und sah sich unsicher um. Dann räusperte sie sich zweimal, bevor sie einen Versuch wagte: "Es geht wieder", waren ihre ersten, erleichtert klingenden Worte. Anschließend sprudelte alles andere förmlich aus ihr heraus. "Es ist grässlich, wenn man plötzlich nicht mehr sprechen kann, ein richtiger Alptraum. Diese Polizistin hat mich erst gar nicht zu Wort kommen lassen und als ich dann endlich antworten wollte, hatte ich keine Worte mehr. Dabei habe ich nichts getan, du musst mir glauben. Ich begreife selbst nicht, was da passiert ist."
    "Melissa, wenn es dich zu sehr aufregt, musst du jetzt nicht darüber reden."
    "Ich will aber darüber reden! Ich will es unbedingt. Die ganze Zeit wollte ich das, ich konnte es nur einfach nicht. Das war so qualvoll!"
    "Hör zu, Melissa", sagte ich. "Diese Kommissarin ist noch da draußen, doch du musst dir keine Sorgen machen, wir lassen sie nicht zu dir herein. Ich habe aber noch jemanden mitgebracht, einen sehr guten Anwalt, der dir helfen kann. Es wäre wichtig, ihn sofort einzubeziehen, natürlich nur, wenn du einverstanden bist."
    "Das ist so nett wie du dich um alles kümmerst. Ja, bitte ihn herein."
    Mir wurde bald bewusst, dass Melissa sich mit Anwälten auskannte. Mit Sicherheit war sie auch angesichts der Vorwürfe in Dahrenried anwaltlich vertreten worden, doch danach konnte ich jetzt unmöglich fragen. Ich holte Johannes ins Zimmer und stellte ihn und Melissa einander vor. Unmittelbar

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