Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine tödliche Erinnerung (German Edition)

Eine tödliche Erinnerung (German Edition)

Titel: Eine tödliche Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Limar
Vom Netzwerk:
Das muss man sich mal vorstellen!"
    Der Mann war ehrlich aufgebracht, ich konnte mir denken, dass er selbst schon Enkelkinder hatte. Wir unterhielten uns inzwischen auf dem Flur, die Delinquentin beobachtete das Gespräch misstrauisch durch die Glasscheibe der Tür, konnte uns aber nicht hören.
    "Ist das Kind verletzt?", fragte ich.
    "Zum Glück nur leicht. Es hat eine Brandblase auf der Wange. Nicht auszudenken, wenn es die Glut ins Auge bekommen hätte ..." Ich war so erleichtert über den glimpflichen Ausgang, dass ich spontan anbot, mit der Täterin zu reden. "Ich bin den Umgang mit verstockten Personen gewohnt", sagte ich. "Vielleicht kann ich ja herausfinden, wie sie heißt." Mein Angebot wurde umgehend angenommen. Ich ging wieder ins Zimmer, setzte mich der jungen Frau gegenüber und musterte sie schweigend. Sie hielt es nicht lange aus. "Was willst du?", fauchte sie. Ich sah sie weiter schweigend an.
    "Was willst du?", wiederholte sie noch eine Spur aggressiver.
    "Was willst du ?", fragte ich jetzt ganz ruhig zurück.
    "Raus hier, was sonst."
    "Warum verhältst du dich dann so, als wolltest du unbedingt hier bleiben? Solange du nicht sagst, wie du heißt und wo du wohnst, wird man dich festhalten."
    Sie nagte auf ihrer Unterlippe herum und schien nachzudenken.
    "Wohnst du noch bei deinen Eltern?"
    Sie antwortete nicht, schüttelte aber leicht den Kopf.
    " Im Heim?", fragte ich.
    "Betreute Wohngruppe", nuschelte sie undeutlich.
    Ich schob ihr einen Zettel und einen Stift über den Tisch. "Schreib hier Namen und Telefonnummer eines Betreuers auf", sagte ich. Sie zögerte so lange, dass ich schon glaubte, sie würde sich weigern, doch dann begann sie zu schreiben. Ich nahm den Zettel an mich und verabschiedete mich ohne irgendwelche Floskeln, die sie doch nicht erreicht hätten.
    Der Beamte bedankte sich überschwänglich und wollte sofort veranlassen, dass ich in die Praxis zurückgefahren werde. Doch ich verzichtete darauf.
    "Ich habe noch etwas zu erledigen und werde zu Fuß gehen", sagte ich. Dann machte ich mich unverzüglich auf den Weg zu Frau Stammer. In den Ereignissen dieses Vormittags glaubte ich so etwas wie einen Wink des Schicksals zu erkennen. Der Kelch war noch einmal an mir vorüber gegangen, doch jetzt musste ich handeln. Ich würde versuchen, mit Frau Stammer zu reden und somit wirklich jede Möglichkeit der Einflussnahme auf sie auszuschöpfen. Ihre Anschrift kannte ich aus der Patientenakte. In der Straße war ich noch nie zuvor gewesen, doch mir war sofort klar, um welches Haus es sich nur handeln konnte, da es tatsächlich wie eine Baustelle aussah. Die Fassade war unverputzt und die Veranda lediglich zur Hälfte fertiggestellt. Nun blieb mir zu hoffen, dass ich sie um diese Zeit zu Hause antreffen würde. Herr Gerlach hatte mir mitgeteilt, dass Frau Stammer zur Zeit arbeitssuchend sei und daher viel Zeit für ihre Nachstellungen habe. Plötzlich sah ich sie aus der Haustür in den Vorgarten treten. Sie trug ein pinkfarbenes Top zu weißen Bermudashorts und befand sich in Begleitung eines Mannes in einem grellbunten Hawaiihemd. Das war ärgerlich, denn wenn sie Besuch hatte, durfte ich sie natürlich nicht ansprechen. Doch in dem Moment hatte sie mich bereits entdeckt und kam strahlend auf ich zu.
    "Na das ist ja ein Zufall, Frau Forster", sagte sie. "Ich habe gerade an sie gedacht." Dann wandte sie sich an ihren Begleiter, der ebenfalls näher getreten war. "Das ist meine Psychologin Frau Forster, die mir so geholfen hat, als ich durch die dauernden Streitereien mit Ingo völlig mit den Nerven fertig war."
    "Das war wirklich nett von Ihnen", lachte er mich freundlich an. "Nun kümmere ich mich ja um Annettchens Wohlergehen." Er war etwas korpulent, sein Haar bereits gelichtet, doch er hatte ein angenehmes Gesicht mit strahlend blauen Augen und mit denen schaute er Frau Stammer ganz verliebt an. Ich muss wohl etwas verdutzt ausgesehen haben, weshalb "Annettchen" sich zu einer Erklärung aufraffte.
     "Also der Ulli und ich, wir haben uns vor drei Wochen kennengelernt. Es war Liebe auf den ersten Blick. Seitdem sind wir zusammen."
    "Wissen Sie", schaltete sich der Mann nun ein, "seit fast drei Jahren war ich auf der Suche nach einer netten Frau. Annoncen, Internet, das ganze Programm, und dann immer nur Fehlschläge. Schließlich hatte ich mir einen Trick überlegt. Wenn mir mal wieder eine Frau geschrieben hatte, die mir interessant erschien, bin ich unangemeldet da aufgekreuzt, habe

Weitere Kostenlose Bücher