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Eine tolle Zeit

Eine tolle Zeit

Titel: Eine tolle Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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Diamantenkruste, kaum das man ein paar Millimeter in ihn eindringe – er ist ja auch das solide Gegenstück zur Leere. Aber Markus stellte sich dickköpfig an (wie es alle Römer sind, versicherte mir Sid leise) und zerbrach vier Diamantbohrer, ehe er sich zufriedengab.
    Abgesehen von möglichen Trickverstecken blieb damit nur die Leere, aber wenn man etwas gegen die Leere wirft, verschwindet es nicht einfach – es zerschmilzt zur Hälfte und friert auf ewig darin fest, wenn man es nicht wieder herausfischen kann. Hinter dem Erholungssektor, etwa in Augenhöhe, befinden sich drei venusianische Kokosnüsse, während einer großen Keilerei von einem hetitischen Krieger geworfen. Ich versuchte nicht hinzusehen, da sie so sehr wie Hexenköpfe aussehen, daß mir immer ganz schwach wird. Die Teile der Station unmittelbar an der Leere haben seltsame räumliche Eigenheiten, die sich eines der Geräte in der Krankenabteilung zunutze macht, so daß mir immer ganz mies wird, aber das ist jetzt nebensächlich.
    Während der Suche hatten Kaby und Erich ihre Rufgeräte als Richtungssucher benutzt, um den Versorger aufzuspüren – so wie sie im Kosmos gebraucht werden, um die Tür festzulegen, und manchmal auch in den Großen Stationen, wie man mir erzählt hat. Aber die Rufgeräte wurden wild – wie eine Kompaßnadel, die sich ohne Halt im Kreise drehte – und niemand wußte zu sagen, was das bedeuten sollte.
    Die Trickverstecke mochten der Nebenversorger sein, ein hübscher Gedanke, aber er ist nicht größer als das Hauptgerät und hat ein eigenes geheimnisvolles Inneres und setzte seine Arbeit offenbar fort; aus mehreren Gründen kam das also nicht in Frage. Auch die Bombenkiste war eine Möglichkeit, obwohl es unmöglich schien, daß jemand sie geöffnet hatte, vorausgesetzt, man kannte das Geheimnis ihres Schlosses; und zwar noch ehe Erich darauf sprang und sie in den Brennpunkt des Interesses rückte. Aber wenn man alles andere ausgeschaltet hat, verändert das Wort »unmöglich« seine Bedeutung.
    Da die Zeitreise unser Geschäft ist, könnte man sich alle möglichen Tricks vorstellen, den Versorger etwa in die Vergangenheit oder Zukunft zu schicken, ständig oder vorübergehend. Aber die Station ist strikt in der Großen Zeit, und alle möglichen Leute, die es wissen müssen, behaupten immer wieder, daß eine Zeitreise innerhalb der Großen Zeit unmöglich ist. Etwa so: die Große Zeit ist ein Zug, und die Kleine Zeit ist die Landschaft, und wir befinden uns im Zug, es sei denn, wir gehen durch eine Tür, und wie Gertie Stein es ausdrücken könnte, man kann nicht in der Zeit zeitreisen, in der man zeitreist, wenn man zeitreist.
    Ich hatte mich auch mit dem Gedanken an ein phantastisch offenkundiges Versteck befaßt – vielleicht etwas, das mehrere Leute sich sogar gegenseitig zureichen mochten, was auf eine Verschwörung hindeuten konnte, und wenn man sich eine ausreichend große Verschwörung vorstellt, läßt sich alles erklären, einschließlich des Kosmos. Jedenfalls hatte ich so eine Trickspiel-Idee über die drei großen schwarzen Tschakos der Soldaten und gab mich erst zufrieden, als ich die drei zusammengerufen und in ihre Tschakos gleichzeitig hineingesehen hatte.
    »Wach auf, Greta, und iß was, ich kann nicht ewig warten.«
    Maud hatte uns ein Tablett mit herzhaften Bissen gebracht, und ich muß sagen, sie sahen vielversprechend aus; sie legt sonst nur ein ziemlich mageres Hors d’Œuvre hin.
    Ich schaute auf dem Tablett herum und sagte: »Sid dy, ich möchte einen Hot Dog.«
    »Und ich möchte Wildbret. Nichts da, du gezierte Kokette, du Wildfang, du launisches und tyrannisches Püppchen!«
    Ich griff mir eine Portion und kuschelte mich an ihn.
    »Los, gib mir noch andere Namen, Siddy«, bat ich ihn. »Richtige saftige.«

Mein Traum, des Mord nur noch ein Hirngespinst,
    Erschüttert meine schwache Menschheit so,
    Dass jede Lebenskraft in Ahnung schwindet,
    Und nichts ist, als was nicht ist.
    Macbeth
     
10
Motive und Gelegenheiten
     
    Mein großer grummeliger Bursche aus King’s Lynn hatte das Tablett auf seine Knie gestellt und begann nun heißhungrig zu essen. Die anderen beendeten gerade ihre Mahlzeit. Erich, Markus und Kaby hatten eine gebändigt-lebhafte Auseinandersetzung, die ich vom Ende der Bar nahe der Bronzetruhe nicht mithö ren konnte, und Illy hatte sich wie ein echter Krake über das Klavier drapiert und lauschte interessiert.
    Beau und Siebensee marschierten dicht vor dem

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