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Eine tolle Zeit

Eine tolle Zeit

Titel: Eine tolle Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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Ich hatte so den Verdacht, daß mich das schnell aus der Fassung bringen würde. Um also nicht durchzudrehen, begann ich mich wieder mit der Frage zu befassen, wer was mit dem Versorger gemacht hatte.
    Während der Suche waren verschiedene verrückte Ideen über sein Verschwinden oder zumindest die Introversion aufgekommen: ein Zugriff der Schlangenwissenschaftler, der bereits an Hexerei grenzen müßte; das Oberkommando der Spinnen, das die Stationen von oben her abkapselte, vielleicht als Reaktion auf den Verlust des Express-Raumes, und zwar in solcher Eile, daß sie nicht einmal Zeit für eine Warnung gehabt hatten; das Einwirken der Alten Kosmiker, jene geheimnisvollen hypothetischen Wesen, die sich angeblich erfolgreich der Ausdehnung des Veränderungskrieges in die Zukunft über Siebensees Epoche hinaus widersetzt hatten – es sei denn, diese Alten Kosmiker waren jene Wesen, die den Veränderungskrieg überhaupt erst ausfochten.
    Worum alle unsere Vermutungen einen weiten Bogen gemacht hatten, war die Benennung von Verdächtigen aus unserem Kreis – ob nun als Schlangenspion, Beamter der Politischen Polizei der Spinnen, als Agent eines – wer kann das nach Bruce noch belächeln? – geheimen Veränderungsweltkomitees für Öffentliche Sicherheit oder als Angehöriger des revolutionären Untergrundes der Spinnen oder als Einzelgänger in unserer Station. Ebensowenig war seit dem Abhanden kommen des Versorgers ein Wort über Erichs und Bru ces Auffassungen verloren worden.
    Es war sicherlich gutes Gruppendenken, im Notfall Meinungsverschiedenheiten zu begraben, aber das hat te nichts mit meinen eigenen Gedanken zu tun.
    Wer wollte so dringend entkommen, daß er die Station introvertierte und jeden denkbaren wechselseitigen Kontakt mit dem Kosmos unterbrach und dabei das große Risiko einging, daß wir überhaupt nie wieder zum Kosmos zurückgelangten?
    Einmal abgesehen von den Geschehnissen, seit Bru ce eingetroffen war und die Dinge in Bewegung gebracht hatte, schien eigentlich Doc das stärkste Motiv zu ha ben. Er wußte, daß Sid ihn nicht ewig decken konnte und daß – worauf Erich uns erneut aufmerksam gemacht hatte – die Strafmaßnahmen der Spinnen für Dienstvernachlässigung nicht die Form eines Exekutionskommandos haben. Aber Doc hatte seit dem Augenblick, da Bruce auf die Bar sprang, unmittelbar davor auf dem Boden gelegen, obwohl ich ihn natürlich nicht ständig im Auge behalten hatte.
    Beau? Beau hatte gesagt, er langweile sich in der Station – zu einem Zeitpunkt, da es auf seine Antwort ankam – also würde er sich kaum – womöglich für immer – darin einschließen, ganz zu schweigen, daß er Bruce mitnähme und das Mädchen, auf das er ein Auge geworfen hatte.
    Sid liebt die Wirklichkeit – ob sie sich nun verändert oder nicht – und jedes winzige Ding darin, besonders Menschen, mehr als jeder andere Mensch, den ich kenne – er ist wie ein Baby mit weit aufgerissenen Augen, das jeden Gegenstand anfassen und in den Mund stecken will; ich konnte mir kaum vorstellen, daß er sich je vom Kosmos losmachen würde.
    Maud, Kaby, Mark und die beiden AIs? Keiner von ihnen hatte meines Wissens ein Motiv, obwohl die Tatsache, daß Siebensee aus der fernen Zukunft stammt, zu der Vorstellung von den Alten Kosmikern paßte und sich zwischen der Kreterin und dem Römer etwas entwickelte, daß dazu führen mochte, daß sie zusammen introvertiert sein wollten.
    »Halte dich an Tatsachen, Greta«, ermahnte ich mich mit einem unhörbaren Aufstöhnen.
    Also blieben noch Erich, Bruce, Lili und ich.
    Erich, dachte ich – jetzt kamen wir endlich weiter. Der kleine Kommandant hat die Nerven eines Kojoten und den Mut eines wildgewordenen Katers, und wenn er der Meinung war, er könne seinen Streit mit Bruce besser abwickeln, wenn er mit ihm eingeschlossen war, so würde er keine Sekunde zögern. Aber schon vor seinem Tanz auf der Bombe hatte Erich Bruce aus dem Publikum heraus angegriffen. Trotzdem mochte er zwischendurch Zeit gehabt haben, unbemerkt einige Schritte zurückzutreten, den Versorger zu introvertieren, und … nun, das war ja das Problem.
    Wenn ich die Schuldige war, nun, dann war ich verrückt, und das war so etwa die beste Erklärung überhaupt. Gr-r-r-!
    Bruces Motive lagen derart klar auf der Hand, besonders die Todesgefahr (oder war es eine Lebensgefahr?), in die er sich durch seine Aufwiegelung zur Meuterei begeben hatte, daß es eine Schande war, daß er so lange deutlich sichtbar auf

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