Eine tollkuehne Lady
trugen, aber dann hielt er in kindlicher Unsicherheit inne und wandte sich zu seinem Vater um.
Als er sah, in welchen brutalen Kampf der verwickelt war, begann der Fünfjährige zu weinen, während er allein im Park stand.
Georgie war schon unterwegs. Sie fühlte die Kiesel unter ihren Sohlen, dann das weiche Gras, als sie auf ihn zulief, den Blick allein auf den Jungen gerichtet.
Sie nahm die Rufe nicht wahr, sie sah nicht zu Ian, bemerkte nicht, dass ihr Cousin Robert ihr mit einem Gewehr folgte und hörte schon gar nicht den Befehl, ins Haus zurückzukehren. Ihre Gedanken waren ausschließlich bei dem weinenden Kind, und nichts hielt sie auf, bis sie den Jungen erreicht hatte und ihn in die Arme schloss. Dann hob sie ihn einfach hoch und lief zurück nach Knight House, ohne selbst zu wissen, woher die Kraft dafür stammte.
Ohne auf ihre schmerzenden Lungen zu achten, blieb Georgie erst stehen, als sie das Tor hinter sich gelassen hatte. Mr Walsh und eines der Kindermädchen kamen zu ihr, und die kräftige Frau nahm ihr den Jungen ab. Georgie zitterten die Knie, aber als Mr. Walsh sie drängte, wieder ins Haus zu gehen, lehnte sie ab.
Sie umfasste das Gitter und starrte durch die Stäbe hinüber zu Ian, der sich wieder an die Fersen des Entführers geheftet hatte. Der Mann hatte sich offenbar von Ian losmachen können und versuchte nun, sein Pferd zu erreichen. Ian allerdings schien nicht die Absicht zu haben, ihn entkommen zu lassen. Obendrein war Ian größer, machte längere Schritte, und vor allem war er außer sich vor Zorn.
Als sie die Szene beobachtete, hoffte Georgie inständig, dass Ian den Mann nicht erwischte. Ian war ohne jede Waffe losgelaufen, was wenn der Schurke eine Pistole besaß?
Robert hatte sich zum Glück eine Waffe geholt, ehe er aus dem Haus gelaufen war, und jetzt eilte er Ian zur Hilfe. Robert kannte Ian lang genug, um dessen nächste Schritte vorhersehen zu können. Er versuchte, den Entführer abzufangen. Der Duke stützte das Gewehr gegen seine Schulter und zielte auf die Brust des Verbrechers, doch da Ian sich nur ein paar Schritte hinter dem Schurken befand, schoss er noch nicht.
Eingeklemmt zwischen den beiden, versuchte der Verbrecher nach links zu fliehen, aber dieser Richtungswechsel gab Ian die zwei Sekunden, die er brauchte.
Ian erwischte den Mann am Kragen und schleuderte ihn zu sich herum. Als der Angreifer ein Messer zog und damit nach Ian ausholte, erinnerte Georgie sich an die entsetzlichen Kämpfe, die sie mit ihren Brüdern durchlitten hatte auf der Flucht aus Janpur.
Ihre Nackenhaare sträubten sich. Lieber Gott, Ian ist ein Diplomat. Ein Friedensstifter. Anders als Derek und Gabriel hatte er die letzten Jahre nicht pausenlos mit Kämpfen verbracht. Die Angst lähmte sie. Oh bitte, nimm ihn mir nicht fort. Benommen vor Entsetzen umklammerte sie die Gitterstäbe fester, unfähig zuzusehen, aber ebenso unfähig, sich abzuwenden.
Robert eilte Ian zur Hilfe und kam gerade bei den miteinander ringenden Männern an, als Ian einem weiteren Hieb mit dem Dolch auswich.
„Lass das Messer fallen, Bastard, sonst erschieße ich dich an Ort und Stelle! brüllte der Duke und zielte noch einmal genauer.
In dem Moment packte Ian mit einer schnellen Bewegung das Handgelenk des Mannes und drehte sich geschickt herum, sodass der andere aus dem Gleichgewicht geriet. Dann schlug er den Unterarm des Mannes über sein Knie, sodass dieser das Messer losließ und einen Schmerzensschrei ausstieß. Schließlich stieß Ian ihm den Ellenbogen ins Gesicht, und schleuderte ihn zu Boden, wo sich der Kampf fortsetzte.
Obwohl Robert bereit war, wagte er es nicht abzudrücken, aus Angst, seinen Freund zu treffen.
Nun, da beide Gegner nur noch ihre Fäuste hatten, wurde ihr Kampf zu dem brutalsten, den Georgie je erlebt hatte.
Obwohl Georgie das schwarze Haar und den dunklen Teint des Mannes gesehen hatte, war ihr nicht klar gewesen, mit wem sie es zu tun hatten, bis sie den Entführer laut fluchen hörte - auf Marathi.
Dann endlich begriff sie, dass Königin Sujanas Hass ihnen über das Meer gefolgt war. Sie dachte an die schrecklichen Scharmützel, bei denen der arme Major MacDonald sein Leben gelassen hatte und ihre Brüder verwundet worden waren. Sie erkannte, dass der Mann, gegen den Ian da kämpfte, kein Zigeuner war, wie das Dienstmädchen es so unbedarft behauptet hatte, sondern einer von den ausgebildeten Mördern der Maharani!
In diesem Moment erschien Mr. Walsh neben Georgie
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