Eine tollkuehne Lady
der Gefühle in seinem Inneren zu beherrschen. Es fühlte sich so fremd an. So viel Glück auf einmal verwirrte ihn.
Georgie rückte ein Stück ab und lächelte ihn an, streichelte seine Wange. Sie wollte etwas sagen, aber dann erregte etwas anderes ihre Aufmerksamkeit.
Sie blickte zum Fenster. „Hörst du das, Ian? Der Hund?“
Kaum hatte sie das ausgesprochen, bemerkte er ein wenig verärgert das Hundegebell. Es klang, als stamme es von außerhalb des Hauses.
Er schaute missmutig zum Fenster, dann sah er Georgie wieder an. „Ach, kümmere dich nicht darum“, meinte er, doch dann hörte er genauer hin und verstummte. „Das klingt wie Hyperion.“
Hawk hatte diesen Hund seit einer Ewigkeit. Er war ein Welpe gewesen, als sie noch Kinder waren.
Plötzlich runzelte er die Stirn. „Dieser Hund hat das letzte Mal gebellt, als König George noch bei klarem Verstand gewesen ist“, murmelte er.
Etwas stimmte nicht.
„Lass mich nachsehen.“
Ohne Widerrede ließ sie ihn los, und er trat zu der Fensterreihe. Dort warf er einen Blick in den Hof.
Der große alte Hund, der gewöhnlich so ruhig war, lief aufgeregt an dem hohen schwarzen schmiedeeisernen Zaun hin und er, der Knight House umgab. Gütiger Himmel, der Neufundländer bellte durch das Gitter und fletschte die Zähne wie ein Wolf, während er versuchte, etwas zu fangen.
Oder jemanden.
Ian kniff die Augen zusammen. Eindringlinge?
Sofort ließ er den Blick über den grünen Park schweifen und versuchte zu erkennen, was den Hund so aufregte.
Er sah einen dunkel gekleideten Mann, und dann erstarrte er.
Entsetzen durchzuckte ihn.
Unglauben.
Matthew.
„Ian, was ist los?“ Georgie war leicht erschrocken, als er herumfuhr und mit aschfahlem Gesicht zur Tür hastete. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Er hörte die Frage kaum.
„Ian!“
„Er hat meinen Sohn.“
„Was? Wer?“
Er war schon zur Tür hinaus, vergeudete keine Sekunde mit Erklärungen.
Er eilte in den Gang hinaus, flog förmlich die gewundene Treppe hinunter und durch die marmorne Eingangshalle, bevor er durch die Vordertür stürmte.
„Mylord?“, fragte Mr. Walsh und folgte ihm. „Was ist geschehen?“
„Schicken Sie nach dem Konstabler“, rief er und rannte durch das schmiedeeiserne Tor.
14. Kapitel
Was um alles in der Welt - jemand hat Matthew?
Georgie zog sich ihre indische Tunika über die Yogakleidung und warf einen raschen Blick durch das Fenster, sah aber nichts Außergewöhnliches, außer dem aufgeregten Hund. Sie war nicht sicher, was geschehen war, aber so hatte sie Ian noch nie zuvor erlebt.
Noch immer barfuß, lief sie nur wenige Augenblicke später aus dem Musikzimmer und ihm nach. Draußen angekommen, fand sie den gewöhnlich so ruhigen Hof von Knight House in heller Aufregung. Die Dienstboten hatten ihre Posten verlassen, Hyperion bellte noch immer so laut, dass er Tote hätte aufwecken können, und im Haus rief Bel nach Robert, der helfen sollte.
„Es war ein Zigeuner, Madam“, rief eines der Dienstmädchen neben ihr. „Ein Zigeuner wollte den kleinen Herrn rauben! Sally und Scott haben mit ihm im Park verstecken gespielt, und jetzt sind sie verschwunden!“
„Was?“ Georgie starrte über das Durcheinander hinweg in den Park hinein und erblickte plötzlich einen drahtigen, dunkel gekleideten Mann mit einem schmalkrempigen Hut, der zwischen ein paar Bäumen auf getaucht war. Entsetzt bemerkte sie, wie der Mann Matthew grob unter den Arm geklemmt hatte, ihm mit der anderen Hand den Mund zuhielt und so schnell er konnte zu einem wartenden Pferd rannte.
Matthew wehrte sich, versuchte, sich zu befreien, trat um sich. Dann erschien ein paar Schritte dahinter Ian, und der Abstand zwischen ihnen verringerte sich. Georgie war sicher, ihr Herz würde gleich stehen bleiben, als sie beobachtete, wie Ian mit unglaublicher Schnelligkeit über den Rasen sprintete.
Er erwischte sie nur ein paar Yards von dem Pferd entfernt und stürzte sich mit der Gewalt eines durchgehenden Gespanns auf den Mann. Alle drei - der Marquess, der Junge und der Entführer - stürzten zu Boden.
Ian packte Matthew buchstäblich am Kragen seines kurzen Rocks, zerrte ihn aus dem Tumult und gab ihm einen Schubs in Richtung Knight House. „Lauf!“
Der Junge flog förmlich zur Seite und landete auf allen Vieren, doch tapfer raffte er sich auf und befolgte den Befehl seines Vaters. Mit von Angst verzerrtem Gesicht brachte er sich in Sicherheit, so schnell ihn seine kurzen Beine nur
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