Eine tollkuehne Lady
Ausbildung hatten aus ihm einen Meister der Manipulation gemacht, er wusste, wie man Menschen verführte, indem man ihnen das gab, wonach sie verlangten. Bei Gott, er würde ihre Liebe nicht verlieren, nicht jetzt, da sie eingewilligt hatte, ihn zu heiraten, und ebenso wenig Matthews. Er fühlte sich bloßgestellt, aber er würde nicht damit leben können, wenn sie in ihm ein Ungeheuer sahen, und so hatte er sich vorbereitet, mit einem besonderen Geschenk für seinen Sohn und Plänen, wie er Georgiana zurückgewinnen konnte.
Endlich deutete Lucien auf die nächste Biegung, an der sie die Straße verließen und durch das Tor nach Winterhaven ritten. Ian war froh, dass die eisernen Tore verschlossen waren, wie es sein sollte, und das Torhaus mit vier bewaffneten Posten besetzt war. Als Ian und Lucien rasteten, damit die Pferde zu Atem kamen, erzählten die Wachen, dass Damien überall an den Grenzen des Besitzes Wachen auf gestellt hatte, und bisher war alles ruhig geblieben.
Gute Nachrichten.
„Sie werden oben im Haus erwartet, Mylords.“
„Danke“, erwiderte Lucien und nickte ihnen zu, als die Männer die Tore hinter ihnen wieder schlossen.
Sie schlugen einen leichten Trab ein, um zwischen jungen Platanenbäumen hinauf zum Haus zu gelangen. Der Weg wand sich durch den Park, vorbei an einem Garten mit einem künstlichen See, und auch vorbei an den weitläufigen Stallungen. Der Mond verlieh dem vor ihnen liegenden Haus einen schimmernden Glanz.
Erschöpft saßen sie ab und klopften sich ein wenig den Staub von den Kleidern, während Diener und Stallburschen herbeieilten, um sich um die Männer und die Pferde zu kümmern.
Ian trank einen Schluck Wein aus der Flasche in seiner Jacke und reckte den Rücken ein wenig. Er blickte zum Himmel hinauf, um nach Anzeichen für Regen zu suchen, aber die Luft war klar. Der wächserne Halbmond gab nur ein wenig Licht ab, das Himmelsgewölbe wirkte sehr schwarz, die Sterne grell in ihrem Glanz.
Er steckte die Flasche weg und folgte Lucien ins Haus. Damien begrüßte sie im Salon. Ian schüttelte ihm die Hand und dankte dem älteren Zwilling für seine Hilfe, ebenso Alec, als dieser mit der üblichen Gelassenheit hereinkam. Rasch erzählte Ian, was sich zugetragen hatte, dann gesellte sich Miranda zu ihnen, Damiens Frau. Sie gab Ian einen schwesterlichen Kuss auf die Wange, erklärte ihm, dass er das Zimmer neben Alecs für die Dauer seines Besuches hatte und dass er bleiben konnte, solange er wollte. Er lächelte über ihre Tatkraft und ihre Herzlichkeit und erinnerte sich daran, wie Damien versucht hatte, sie mit ihm zusammenzubringen, ehe der strenge Colonel erkannt hatte, dass diese Frau für ihn selbst wie geschaffen war.
„Ach, und nebenbei“, fügte Miranda hinzu und wandte sich noch mal um, ehe sie hinausging, „Georgiana hat Ihren Sohn vor einer halben Stunde zu Bett gebracht. Dritter Stock. Oben an der Treppe links. Vermutlich ist er noch wach, falls Sie ihn sehen wollen.“
„Wie geht es ihm?“, fragte er besorgt, wobei er Matthew hier in besten Händen wusste, denn abgesehen von Georgianas Anwesenheit zog Damiens Frau selbst Zwillingssöhne groß.
Sie seufzte. „Georgie konnte ihn weitgehend beruhigen - sie geht so geschickt mit ihm um! Dennoch - Sie sind sein Papa, und ich denke, nach einem Besuch von Ihnen wird er sich viel besser fühlen. Er war Ihretwegen in Sorge. Georgie übrigens auch.“
„Das waren wir alle“, warf Alec ein.
Ian blickte ihn dankbar an. „Wo ist deine Cousine?“ „Sie schnappt ein wenig frische Luft im Garten. Es ist eine so schöne Nacht.“
Er nickte. „Danke“, sagte er zu ihnen allen, dann verneigte er sich und ging nach oben, um nach seinem Sohn zu sehen, wobei er den Baumwollsack mit seinem Geschenk über die Schulter geworfen hatte.
Er folgte Mirandas Beschreibung bis in den dritten Stock. Dort spähte er in einige der Kinderzimmer, deren Türen sämtlich ein bisschen offen gelassen worden waren, damit ein wenig Licht in die Zimmer der Kleinen fiel.
Endlich fand er seinen Sohn, und einen Moment lang blieb er im Türrahmen stehen und betrachtete den Jungen, der in dem Bett so winzig wirkte.
Doch als aus Ians Reisesack ein Geräusch kam, erwachte Matthew aus seinen Träumen. Er öffnete die Augen mit den langen Wimpern, und als er Ian an der Tür entdeckte, fuhr er hoch. „Papa!“
Lächelnd schlüpfte Ian ins Zimmer, lehnte den Reisesack vorsichtig an die Wand und durchquerte dann den Raum, um seinen Sohn
Weitere Kostenlose Bücher