Eine tollkuehne Lady
das neue Fußkettchen geschenkt hatte.
Jetzt musste sie erfahren, dass ihrem erklärten Vertreter der Menschlichkeit eine dunkle und gefährliche Seite innewohnte. Bedeutete das, dass sie ihrerseits nun vor ihm davonlaufen müsste?
Sie bezweifelte, dass es irgendetwas nützen würde, das auch nur zu versuchen. Denn tief in ihrem Innern wusste sie, dass sie diesem Mann gehörte - mit Leib und Seele.
Wie sie da so gedankenverloren am Ufer stand, spürte sie, dass jemand sie beobachtete. Sie wandte sich um, spähte in die Dunkelheit und sah, dass er es war.
Zuerst erkannte sie nur seine Silhouette, die sich dunkel und unverkennbar von dem bläulichen Hintergrund des Gartens abhob. Aber als er begriff, dass sie ihn entdeckt hatte, trat er aus dem Dämmerlicht, kam langsam auf sie zu, von dem Wechsel aus Licht und Schatten in einen silbrigen Glanz getaucht.
Georgie war unfähig sich zu bewegen, betört von seinem durchdringenden Blick. Seine graugrünen Augen schimmerten in der Dunkelheit, als er mit der Anmut einer großen Raubkatze auf sie zuschritt. Ihr Herz schlug schneller, und seine Nähe ließ sie erschauern. In dieser Nacht lag etwas Neues, Unbekanntes - eine Erwartung.
Er musste erst vor Kurzem vom Pferd gestiegen sein, denn sein schwarzer Rock war noch vom Staub der Straße bedeckt. Er wirkte so anders - rau, unordentlich, und er benötigte eine Rasur. Um seinen Mund lag ein angespannter Zug, in seinen glühenden Augen ein durchdringender Glanz. Ihn so zu sehen und daran zu denken, wozu er fähig war, war Furcht einflößend - und auf seltsame Weise erregend.
Er begrüßte sie, indem er mit einer Hand leicht über ihren Rücken strich, sich vorbeugte und ihr einen Kuss auf den Mundwinkel gab.
Sie drehte sich zu ihm um und zog ihn in ihre Arme, zitternd vor Erleichterung, dass er da war - und in Sicherheit. „Oh Gott sei Dank, du bist frei“, flüsterte sie. „Ich dachte, es würde Tage dauern, bis sie dich gehen lassen.“
„Nein, ich bin freigesprochen“, murmelte er. „Es wird keine Anklage erhoben.“
„Gibt es sonst noch Neuigkeiten?“
„Nichts, um das du dich jetzt sorgen müsstest, meine Süße.“ Behutsam schob er ihr Haar zurück. „Jetzt bin ich hier. Alles wird wieder gut werden.“
Sie trat ein Stück zurück und sah ihn ernst an. „Ich hatte ja keine Ahnung, dass du zu so etwas fähig bist, Ian.“
Er nickte und mied ihren Blick.
„Du hast mir Angst gemacht“, sagte sie.
Prüfend schaute er sie an. „Hast du jetzt auch Angst?“
Sie antwortete nicht.
„Geh nicht weg von mir, Georgiana. Ich will dich zu sehr, um dich gehen zu lassen. Ich brauche dich“, stieß er hervor.
„Aber du hast mir so vieles verheimlicht. Ich will alles über dich wissen, Ian.“ Sie nahm seine Rockaufschläge in die Hände. „Aber wie kann ich dich richtig lieben, wenn du mir nicht einmal erlaubst, dass ich dich kennenlerne?“
„Lerne mich jetzt kennen. Heute Nacht.“ Sein heißer Atem an ihrem Ohr ließ sie bis in die Zehenspitzen erschauern.
Er stand jetzt hinter ihr, umfasste ihre Hüften und hielt sie fest, küsste Georgies Hals und weckte damit in ihr die süßesten Empfindungen. Sie erinnerte sich an das, was er vor dem Tigerkäfig in Janpur gesagt hatte: Machen Sie keinen Fehler, Miss Knight. Hier eingesperrt, mag er zahm aussehen, aber dieses Tier ist wild. Wenn es die Möglichkeit dazu erhielte, würde es sie zerreißen. Vermutlich grübelt er gerade jetzt darüber, wie frisch und saftig Sie wohl schmecken, wenn er seine Zähne in ihr Fleisch graben würde
Jetzt war der Käfig geöffnet, und Ian biss Georgie sanft und neckend in den Hals. Das Verlangen in seinem geschickten Werben war diesmal so deutlich, als wollte er es nicht länger zurückhalten. Was hätte das auch für einen Sinn, jetzt, da sie wusste, wie er wirklich war.
Durch die Art, in der er sie anfasste, wusste sie mit Gewissheit, was er von ihr wollte, was er brauchte. Und sie hatte das Gefühl, dass er ihr kaum eine Wahl lassen würde.
Er würde ihr überwältigendes Vergnügen bereiten, aber in dieser Nacht schien Seine Lordschaft nicht gewillt, auf ihr Zögern Rücksicht zu nehmen.
Hinter ihr stehend, schob er ihr Haar zur Seite und fuhr fort, ihren Nacken mit Küssen zu bedecken. Georgie seufzte leise und ließ sich bald mitreißen von seinen Verführungskünsten. Das Netz der Verzauberung, das er um sie wob, wurde mit jedem Kuss dichter. Oh ja, sie wusste, was er wollte. Heute Nacht, das fühlte sie bei
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