Eine tollkuehne Lady
sie nur noch da, erschöpft, befriedigt, sahen einander an, streichelten einander, lächelten einander müde zu.
„Ian“, sagte Georgie nach einer Weile ein wenig scheu. „Es gibt etwas, das ich dir sagen wollte.“
„Mm?“ Träge Heß er einen Finger über ihren Arm gleiten. „Du sollst wissen, dass ich niemals versuchen werde, Catherine in deinem Leben zu ersetzen. Sie war deine erste Frau, Matthews Mutter, und ich möchte dir versichern, dass ich mit dir zusammen die Erinnerung an sie ehren will und mein Bestes tun werde, um ihren Sohn so aufzuziehen, wie sie es billigen würde.“
Eine ganze Weile lang starrte er sie an, dann beugte er sich vor und küsste sanft ihre geschwollenen Lippen. „Danke, Liebste, es ist sehr großzügig von dir, das zu sagen.“ Georgie schwieg einen Moment und streichelte seine Brust. „Wie war sie?“
„Liebling, in meiner Hochzeitsnacht mit dir möchte ich nicht über eine andere Frau sprechen.“
„Du redest nie über sie. Ich muss gestehen, manchmal habe ich mir schon überlegt, warum das wohl so sein könnte.“
Dann runzelte er die Stirn, als sie ihn ansah. „Georgie, was ist los?“
Sie zuckte die Achseln und schmollte ein wenig. „Vielleicht ist das ein Teil deines Lebens, von dem du glaubst, du könntest ihn gar nicht mit mir teilen.“
„Das ist nicht der Grund. Es ist nur - dieses Kapitel meines Lebens ist vorbei. Es gehört nicht zu den Dingen, die ich noch einmal erleben möchte.“
Sie senkte den Blick. „Was?“, fragte Ian geduldig.
„Ich möchte mich nur vergewissern, dass Lady Faulconer nicht doch recht hatte und ein Teil von dir immer noch Catherine liebt. Ich kann nicht anders. Ja. Ich bin eifersüchtig auf eine Tote. Mir ist schon klar, du hältst das für dumm, aber ich - ich will, dass du mich mehr liebst als alle anderen!“
„Georgiana.“ Seufzend rollte er sich auf den Rücken und legte eine Hand auf ihren Bauch. „Liebste, weißt du eigentlich, dass meine Ehe mit Catherine vor allem von meinen Eltern arrangiert worden war?“
„Nein. Wie könnte ich das wissen, wenn du nie darüber sprichst?“ Sie fühlte, wie sie errötete. Sie hoffte, er hielt sie nicht für eine besitzergreifende Närrin.
„Na also“, sagte er. „Sie war die Mutter meines Sohnes, und dafür werde ich sie stets in Erinnerung behalten, aber ich war in meinem ganzen Leben noch nie verliebt, bis ich dir begegnete.“ Er richtete sich halb auf, beugte sich über sie und warf ihr einen vielsagenden Blick zu. „Soll ich es dir beweisen?“
„Oh, Ian, nein! Bleib weg von mir, du unersättlicher Halunke“, wehrte sie ihn nicht allzu überzeugend ab. Doch es dauerte nicht lange, dann ergab sie sich lachend seinen Bemühungen, und bald darauf liebte der Meister der Überredungskunst sie wieder - und wieder.
Und wieder.
Der Sommerhimmel war von azurblauer Farbe, mit bauschigen weißen Wolken, die über den Flickenteppich von Cumberlands Hügeln und Tälern zogen, auf denen Schafe grasten. Nach einer fast einwöchigen Reise war der Tag gekommen, an dem sie in Ians Landhaus eintreffen sollten, genannt Aylesworth Park, nach dem alten Earldom, das seine Familie schon innehatte, lange ehe dem Oberhaupt der Familie der Titel eines Marquess verliehen worden war. Matthew als Ians Erbe verdankte Aylesworth außerdem seinen Titel.
Georgie strahlte vor Freude und Aufregung, während sie den Jungen auf ihrem Schoß hielt und sie beide zusammen aus dem Fenster starrten.
Ian saß ihnen gegenüber und beobachtete sie mit einem leisen Lächeln, wurde aber seltsam still, je näher sie seinem Familiensitz kamen.
„Sieh, Mama, da ist Hawkscliffe Hall!“, rief Matthew aus und deutete auf einen Hügel in der Ferne. Es schien ihm Spaß zu machen, seinen neuen Namen für sie zu gebrauchen. Aufgekratzt wandte er sich zu ihr um. „Morleys Haus! Es ist ein richtiges Schloss!“
„Meine Güte, Hawkscliffe Hall? Das klingt vertraut.“ „Dort sind deine Cousins auf gewachsen - und dein Vater“, erinnerte Ian sie. Dann erzählte er ihr von seiner Kindheit, wie er eine Meile oder so durch das friedliche Land gelaufen war, um mit Robert und Jack, Damien und Lucien und Alec zu spielen.
Sie hörte ihm zu, bezaubert von seiner Erinnerung daran, wie er diese grünen Täler durchstreifte mit seiner Bande von Vertrauten, dabei eine Herde wilder Ponys jagte, die dort lebten, und wie sie miteinander in der verfallenen Ruine einer noch älteren Festung tobten, von der es hieß, sie hätte
Weitere Kostenlose Bücher