Eine tollkuehne Lady
Sie das? Es sind Rosen, Mylord. Sie sind schön.“
„Sie sind entsetzlich. Ihr Geruch ist erstickend, sie sind voller Dornen, und locken Schwärme von Bienen an. Sie sind eine verdammte Plage!“
„Oh, so schlimm sind sie nun auch wieder nicht! Kommen Sie!“ Lachend legte sie eine Hand auf seinen Arm und zog ihn liebevoll zur Tür.
Die Art, wie sie ihn berührte, blieb bei den nun schweigenden Dienstboten nicht unbemerkt, allerdings bemerkte Georgie die Blicke nicht, die sie untereinander tauschten.
„Mama! Papa! Wartet auf mich! “ Matthew rannte ihnen mit Robin im Schlepptau hinterher.
Ian folgte mit hinter dem Rücken verschränkten Händen, während der Butler Georgie durch ihr neues Zuhause führte. Misstrauisch musterte Georgie ihren Mann immer wieder, während Townsend ihr einen Raum nach dem anderen zeigte.
Was ist los mit ihm?, dachte sie. Er benahm sich wirklich ein wenig seltsam. Noch immer verstand sie seinen Ärger über die Rosen nicht. Vielleicht fühlte er sich schlicht und einfach nicht wohl hier. Vielleicht waren die alten Erinnerungen hier in dem Haus, das er mit Catherine geteilt hatte, zu übermächtig.
Nun, es war seine Idee gewesen, hierher zu kommen. Die Abgelegenheit würde es leichter machen, sie und Matthew in Sicherheit zu wahren, für den Fall, dass noch mehr von Königin Sujanas Männern nach ihnen suchten. Jetzt, da sie darüber nachdachte, stellte Georgie fest, dass selbst die zerbrochene Brücke zu ihrer Sicherheit beitragen konnte, denn so war Aylesworth Park noch schwerer von außen zu erreichen. Sie selbst hatten einen Umweg nehmen müssen. Nur Menschen, die mit der Gegend vertraut waren, würden wissen, wie sie hierher gelangen konnten. In dieser Hinsicht fühlte Georgie sich ziemlich gut aufgehoben.
Sie fragte sich, ob auch Catherine sich auf diesem Anwesen gut aufgehoben gefühlt hatte.
Während Townsend die Besichtigungstour fortsetzte, hielt sie Ausschau nach einem Porträt ihrer Vorgängerin, irgendwo an herausragender Stelle, aber sie konnte keines entdecken. Falls Bilder von ihr existiert hatten, so waren sie abgenommen worden.
Allmählich begann Georgie, das Ganze etwas seltsam zu finden.
Als sie höflich eine hübsche Anrichte im Speisezimmer bewunderte, wirkte Townsend erfreut und erklärte ihr, dass die vorherige Lady Griffith sie persönlich ausgewählt hatte.
„Ah“, erwiderte Georgie, aber als sie weitergingen, fiel es ihr schwer, viel über Catherines Persönlichkeit durch die Einrichtung des Hauses zu erfahren. Jeder Raum war stilsicher mit geschmackvollen Stoffen eingerichtet, mit einem sicheren Gespür für Farben, elegant, aber auch sehr vorhersehbar. Jede Einzelheit zeugte von erlesenem Geschmack, aber wessen Geschmack mochte das gewesen sein? Diese Frage stellte sich Georgie immer wieder, denn im ganzen Haus der Prescotts gab es keinen Quadratmeter, der etwas Persönliches ausstrahlte. Vielleicht hatte der Architekt auch die Möbel zusammengestellt, denn dies konnte das Haus von jedermann sein - oder von niemandem.
„Liebling, du und Catherine, wart ihr lange verheiratet, ehe sie starb?“
„Weniger als ein Jahr“, erwiderte Ian.
„Ich verstehe. Dann hat all diese entzückenden Zimmer also wer eingerichtet?“
„Mutter.“
„Ah, natürlich.“ Dies war das Haus, in dem Ian aufgewachsen war.
„Jetzt, da du es erwähnst, ich denke, es sind einige Veränderungen fällig“, flüsterte er ihr höflich ins Ohr.
Sie lächelte.
Aber als sie die große, geschwungene Treppe nach oben stiegen und die Schlafzimmer von Hausherr und Hausherrin erreichten, die aneinander grenzten, bemerkte Georgie, dass Ians Verhalten sogar noch kühler wurde als während der Herfahrt. „Scheußlich“, sagte er leise und sah sich voller Abscheu in dem ganz in Gold und Scharlachrot gehaltenen Raum um.
Sie wandte sich zu ihm um. Allmählich begann sie, die Geduld zu verlieren. „Geht es dir gut?“
Er blinzelte, als würde er durch ihren Ton plötzlich wieder in die Gegenwart zurückgeholt werden. „Natürlich. Verzeih mir. Die lange Reise scheint sich auf meine umgängliche Natur auszuwirken.“
„Das wage ich auch zu behaupten. Du verdirbst mir den Spaß! Vielleicht solltest du dich ein wenig hinlegen.“
Er verzog verächtlich das Gesicht.
„Bitte mach das, wenn sich dadurch deine Laune bessert.“
„Meine Liebe, ich werde dir Zeit geben, dich einzurichten. Ich muss mich ohnehin um ein paar Dinge kümmern. Damiens Männer erwarten ihre
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