Eine tollkuehne Lady
sie wieder zu schmecken!
Ihr warmer, schneller Atem, der in kleinen Wolken aus ihrem Mund kam, kitzelte an seinen Lippen, während Georgie in schüchterner Zurückhaltung darauf wartete, dass er ihre Einladung annahm. Wie berauscht durch ihre Nähe presste er seine Lippen auf ihre. Sie stöhnte auf, als er behutsam ihre Lippen mit der Zunge auseinanderschob, um sie zu küssen.
Als müsste sie sich an ihm festhalten, umklammerte sie seine Schultern, und die Glut zwischen ihnen kehrte mit derselben Heftigkeit zurück, wie Ian sie aus der Gebetshöhle in Erinnerung hatte. Wenn sich überhaupt etwas verändert hatte, so war die Anziehungskraft zwischen ihnen nach der langen Zeit der Entbehrung nur noch intensiver geworden.
Als er Georgie an sich drückte, sie küsste mit einer Heftigkeit, die an Verzweiflung grenzte, spürte er unter dem schweren Umhang ihre Hände an seinem Rücken, seiner Taille, seiner Brust, und dann schlang sie die Arme um seinen Hals.
Er genoss es, ihren weichen Körper an seinem zu fühlen, und als sie sich mit einem leisen Stöhnen noch enger an ihn drängte, wurde der Wunsch, sie zu nehmen und ganz zu der seinen zu machen, nahezu übermächtig. Das Band, das zwischen ihnen entstanden war, zu erneuern und noch enger werden zu lassen, schien ihm überaus verführerisch.
Er musste sie haben, und zwar jetzt.
Griffith, beherrsche dich. Sie war eben erst vom Schiff gekommen, und vermutlich war das alles zu viel für sie. Sosehr er sie begehrte, er musste wirklich versuchen, sich wie ein Gentleman zu benehmen. Wenn er sich jetzt nicht zusammenriss, würde er ihr Angst machen.
Als er sich widerstrebend von ihr löste, zitterte Georgiana und atmete schwer. Sie schwankte wie benommen, daher hielt er sie rasch wieder fest.
„Oh, Ian“, platzte sie heraus und öffnete mühsam wieder die Augen. Vor Sehnsucht schienen sie zu glühen. „Was geschieht da mit uns? “
Die ungekünstelte Unschuld ihrer Frage rührte ihn.
Mit einem liebevollen Lächeln schob er ihr das Haar über die Schultern zurück. „Hast du das noch nicht herausgefunden? “, entgegnete er leise. „Glaubst du, ich würde hier für irgendwen mitten in der Nacht stehen und warten? “
Unsicher erwiderte sie sein Lächeln und errötete. Mit einer Hand umfasste er ihr Kinn und blickte sie an. „Was geschehen wird, Georgiana, ist, dass du mich heiraten wirst. “ Ihre Augen weiteten sich, reglos vor Schreck. „Irgendwelche Fragen? “ Gespannt wartete Ian ihre Reaktion ab.
Es dauerte einen Moment, bis sie die Neuigkeit verstanden hatte. Dann schüttelte sie den Kopf und räusperte sich. „Nur eine. “
Fragend zog er eine Braue hoch.
„Wann? “, flüsterte sie.
Langsam breitete sich ein Lächeln über seinem Gesicht aus. „Erstaunlich. Keine Widerworte? “
Ihre Augen wirkten groß und blau, voller Vertrauen und jugendlichem Verlangen, als sie wieder den Kopf schüttelte. „Braves Mädchen“, flüsterte er belustigt, dann beugte er sich vor und gab ihr einen schnellen Kuss. „Komm, Liebes“, sagte er und legte schützend einen Arm um ihre Schulter. „Bringen wir dich ins Warme. “
Jetzt bin ich sicher, dass ich träume, dachte Georgie, als sie an Ians Seite über den gepflasterten Hof zu der wartenden schwarzen Kutsche ging. Vier schwarze Pferde standen davor. Atemwolken stiegen von ihren Nüstern auf, beleuchtet von den Wagenlaternen. Ian bedachte den wartenden Kutscher mit einem Nicken und öffnete für Georgie die Kutschentür, dann half er ihr hinein. Sie setzte sich.
Die Kutsche wirkte wie ein kleiner Salon auf Rädern, matt erhellt von kleinen Kerzen, die in winzigen Kelchen aus geschliffenem Glas steckten. Die Innenwände und die Decke waren mit hellem Damast ausgeschlagen, um den Straßenlärm zu dämpfen. Georgie hatte auf einem der elfenbeinfarbenen Ledersitze Platz genommen und blickte Ian dann mit großen Augen an, als er sich neben sie setzte.
Jetzt befand sie sich in seiner Welt - und wie perfekt er zu seiner Umgebung passte, ein millionenschwerer Marquess, der offensichtlich zu Hause war in dem eleganten Ambiente der Hauptstadt des Empires. Sollte dieser großartige, musterhafte Mann tatsächlich ihr Ehemann werden?
Im Vergleich zu ihm und der Kutsche fühlte sie sich nach der langen Reise wie zerlumpt. Ihr Kleid war zwar sauber, war aber so oft getragen worden, dass es vom vielen Waschen ganz fadenscheinig geworden war.
Er dagegen war so elegant gekleidet:
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