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Eine Trillion Euro

Titel: Eine Trillion Euro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eschbach Andreas
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damit angreifbarer für Hackerattacken würden. Allerdings resultiert daraus, dass sich die Überwachungsarbeiten von Tag zu Tag schwieriger gestalten.«
    »Der Vertrag von Lissabon darf nicht verändert werden«, sagte eine tiefe, unfreundliche Stimme aus dem Hintergrund.
    Gesprochen hatte Marschall Eduard Limonov, einer der Chefdenker der R.A.C.H.E. Er war fast achtzig und schnaufte bei jedem Wort wie ein Seehund. Aus seiner Vergangenheit als Dichter und Führer des russischen Nationalbolschewismus hatte er lediglich seine Brille mit den runden, goldgeränderten Gläsern beibehalten. Er war so dick, dass unter seinem Gewicht die Metallverstrebungen der Stege über die Maschinenräume der Vortex zu ächzen begannen.
    »Niemand denkt auch nur im Traum daran, den Vertrag von Lissabon zu verändern«, gab General Naumann trocken zurück. »Zumindest denken wir nicht daran. Von anderen weiß ich es nicht.«
    Weil er eine weitere Auseinandersetzung befürchtete, beeilte sich Regina, die Luke des Moduls zu öffnen, zu dem sie unterwegs gewesen waren. »Meine Herren, hier sehen sie die Verzeichnisse sämtlicher Teilnehmer an Telinteraktiv aus dem Nahen Osten. Dort ist das Abonnement vom Tag der Geburt an Pflicht, und es muss jedes Jahr erneuert werden. Der Erfolg liegt auf der Hand. Die Schaltkreise wurden erst vor wenigen Monaten auf den neuesten Stand gebracht. Daher habe ich mich entschieden, Ihnen als Erstes dieses Modul zu zeigen.«
    Der Raum, den die Gruppe nun betrat, hatte nichts besonders Bemerkenswertes. Es handelte sich um eine große Halbkuppel, die etwa die Hälfte des Moduls einnahm und in grünliches Licht getaucht war. Starker Kampfergeruch beherrschte das Gewölbe. Auf den konkaven Wänden flimmerten Myriaden winziger Ausweisbildchen, die untereinander mit haarfeinen Silberfäden verknüpft waren.
    »Wenn Sie eines dieser Bilder vergrößern und beobachten, können Sie feststellen, dass es zweigeteilt ist«, erklärte Regina begeistert. »Die eine Hälfte zeigt die Sendungen, die direkt an den Teilnehmer gehen. Auf der anderen Seite werden die Daten der angesprochenen Hirnregion gesammelt und die Sendungen dementsprechend modifiziert.«
    Oberst Ewald Bela Althans von der R.A.C.H.E. beugte sich über eine der Platten, unter denen sich die Schaltkreise dicht an dicht drängten. »Merkwürdig, sich vorzustellen, dass hier die Fantasien sämtlicher Bewohner des Mittleren Ostens auf engstem Raum zusammen gespeichert sind. Und zwar sowohl die eigenen als auch die von hier aus eingeschleusten. Genau genommen sammeln sich in der Vortex die Träume der gesamten Menschheit.«
    »In gewissem Sinne haben Sie Recht.«
    »Aber Sie hier oben nennen die Station nicht Vortex, nicht wahr? Soviel ich weiß, benutzen Sie den Spitznamen ›Inkubator‹. Soll sich der Ausdruck auf Inkubi, auf Dämonen beziehen?«
    Aloys Adolf Rudel, der Präsident von Rudel, Fink, Hull & Knoltown lachte und schüttelte den Kopf. »Nein, überhaupt nicht. Unser Spitzname für die Vortex lautet komplett: ›Saddams Inkubator‹. Den Grund hierfür zu erklären würde jetzt zu lange dauern und wäre vielleicht auch ein wenig langweilig. Auf jeden Fall bezieht er sich auf die Pionierphase dieses großen Abenteuers hier.«
    Piero Regina, der von dieser Art Gespräch nicht sonderlich erbaut war, wandte sich an die Gruppe. »Meine Herren, Inkubi haben hier keinen Zutritt«, erklärte er leicht besorgt. »Die Aufsichtsbehörde kümmert sich sowohl um die bilateralen als auch um die interaktiven Informationen. Sie verwaltet alle bereits bestehenden Daten und bemüht sich, einen paritätischen und demokratischen Zugriff darauf zu gewährleisten.« Er bemerkte den Mangel an Überzeugung auf den Gesichtern seiner Zuhörer und fuhr eifrig fort: »Durch den derzeitigen Kriegszustand, den ich persönlich sehr bedauere, musste die Aufsichtsbehörde von einigen ihrer vorgegebenen Ziele ein wenig abweichen. Sowohl die R.A.C.H.E. als auch die Euroforce dürfen sich der Vortex bedienen, um ihre Propaganda in den von ihnen kontrollierten Gebieten zu verbreiten. Wichtig ist, dass sich keine Monopole bilden und der Zugang zum System gerecht verteilt wird.«
    Nun bat Enrique Cornelia, Ingenieur und technischer Direktor der Vortex, um die Aufmerksamkeit der Gäste. »Nach etlichen Jahren der Arbeit an diesem System kann ich dafür garantieren, dass es keine Lücken gibt. Kein Nicht-Aktionär hat Zugang zu den Datenübertragungen oder kann sich unberechtigterweise in

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