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Eine Trillion Euro

Titel: Eine Trillion Euro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eschbach Andreas
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erbarmungsloser Krimineller, dessen Identität niemand kennt, sodass zeitweise sogar seine Existenz angezweifelt wird. Eine Art moderner Phantomas, weniger romantisch, dafür erheblich bösartiger.«
    Der ältere Techniker begann plötzlich zu lachen. »Da muss Enrique Cornelia die Hand im Spiel haben. Ganz bestimmt weiß er etwas darüber.«
    Sato schrak zusammen. »Enrique Cornelia? Den Namen habe ich schon einmal gehört. Wer ist das?«
    »Er war am Entwurf des Sicherheitssystems beteiligt und hat lange hier im Inkubator als Chefingenieur gearbeitet. Er war ganz wild auf alte Filme. Oft sah er sich seine vorsintflutlichen, halb entmagnetisierten Kassetten an.«
    »Finden Sie mir diesen Cornelia, und zwar ein bisschen plötzlich«, befahl Sato aufgeregt. »Arbeitet er noch hier?«
    »Nein, er wurde schon vor Jahren pensioniert. Möglicherweise ist er längst tot.«
    »Wenn er noch lebt, will ich, dass er umgehend aufgespürt wird. Ich wiederhole: umgehend!«
    Nervös riss Roubert einem seiner Männer das Telefon aus der Hand und tippte ein paar Zahlen ein.
    10       2027: Schlangeninsel
    »Meine Herren, die Entwicklung Ihres Krieges erschwert mir meine Arbeit in zunehmendem Maß«, schrie Karume verbittert. Man hatte sich auf der Isla de los Serpentes vor Boa Vista auf den Kapverdischen Inseln getroffen. Karume und seine Gäste schwitzten auf verblichenen Sofas im halb verfallenen Gebäude eines längst aufgegebenen Club Méditerranée. R.A.C.H.E, und Euroforce hatten sich für den vom Generalsekretär der Vereinten Nationen anberaumten Krisengipfel auf dieses traurige, nur aus Steinen und Gestrüpp bestehende Inselchen geeinigt.
    Klaus Naumann warf dem Diplomaten einen spöttischen Blick zu. »Immer mit der Ruhe! Was ist denn passiert?«
    »Sie benutzen die Vortex auf eine nicht legitime Weise. Ich warne Sie: das werde ich auf keinen Fall zulassen. Im Vertrag von Lissabon wurde festgelegt, dass Kriegspropaganda …«
    »Mit diesem Vertrag können Sie sich getrost den Hintern wischen«, platzte Ewald Bela Althans von der westlichen Sektion der R.A.C.H.E. grob dazwischen. »Mindestens zwei Jahre lang haben wir um eine Überarbeitung der entsprechenden Klauseln gebeten. Sie haben es nicht einmal für nötig befunden, uns zu antworten. Warum regen Sie sich also jetzt auf?«
    Das braune Gesicht Karumes wurde violett. »Das fragen Sie noch? Natürlich sind Propaganda und die gezielte Verbreitung von Falschinformationen von Vorteil. In einem Krieg ist das völlig normal. Aber sie beschränken sich längst nicht mehr darauf, Telinteraktiv nur zur Beeinflussung der Zuschauer zu benutzen. Sie speichern die Gedanken der Leute ab, um den schrecklichsten Dämonen Gestalt zu verleihen.«
    Naumann machte eine gleichgültige Handbewegung. »Auch dabei handelt es sich um interaktive Vorgehensweisen. Sie liegen sozusagen im System begründet. Was waren denn die Brutkästen Saddams anderes als Wirklichkeit gewordene Dämonen? Genau wie diese ganzen Lügen über Serben, die albanischen Kindern Blut abgezapft haben sollen oder Studentinnen einsperrten, um sie zu vergewaltigen.« Er lächelte kalt. »Wenn Sie wollen, können Sie diese Praxis sogar bis zum Ersten Weltkrieg zurückverfolgen, auf die belgischen Kinder, denen die Deutschen die Hände abgeschlagen haben. Oder noch früher, auf die Protokolle der Weisen von Zion. Das alles waren kollektive Dämonen, die den Leuten als Wahrheit verkauft wurden.«
    Selbst Althans, der sonst nie lächelte, verzog die Lippen. »Im Übrigen wissen Sie sehr wohl, Mr. Karume, dass die R.A.C.H.E. auf den Schlachtfeldern fast ausschließlich synthetische Kämpfer einsetzt, die so genannten Poliploiden. Und Euroforce benutzt ihre Mosaikos, bereits tote Soldaten. Auf sie haben die von der Vortex eingeflößten Halluzinationen so gut wie keine Auswirkungen.«
    »Aber auf die Zivilisten!« Karume schrie so laut, dass er husten musste. Als der Anfall vorüber war, sprach er mit erstickter Stimme weiter. »Außerdem sind es keine Halluzinationen mehr. Sie haben körperliche Formen angenommen.«
    Althans zuckte die Schultern. »Heute wissen wir, dass Gedanken ebenso wie Licht aus Energie bestehen und dass Energie sich in Materie verwandeln kann. Natürlich nimmt man im Krieg solche Entdeckungen zur Kenntnis, und da wurde eben die Vortex eingespannt. Die Zukunft gehört den Wagemutigen.«
    Naumann gähnte künstlich. »Ich sehe immer noch nicht, wo das Problem liegt.«
    »Das kann ich Ihnen genau

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