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Eine Trillion Euro

Titel: Eine Trillion Euro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eschbach Andreas
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vorgetragen hatte. Seine Vorgesetzten hätten ihm nie verziehen, wenn er in einer derart wichtigen Versammlung geschwiegen hätte.
    »Haben Sie ihn erwischt?«, wollte Barnes wissen.
    »Das nicht, aber die Polizei hat die Relaisstationen zerstört, die die Botschaft verbreitet haben. Leider war es uns nicht möglich, herauszufinden, von wo aus dieser Sose gesendet hat.«
    »Sehen Sie?« Karume wandte der Versammlung die Handflächen zu. »Wir halten es für ungeheuer wichtig, diese Technologie unter Kontrolle zu halten, ohne selbstverständlich den guten Willen der Unternehmen in Zweifel ziehen zu wollen. Wir halten einige wenige Maßnahmen für ausreichend.«
    »Und welche wären das?«, fragte Sato mit offenkundigem Misstrauen.
    »Vor allen Dingen möchten wir die interaktiven Sendungen auf einen einzigen Satelliten oder zumindest eine Satellitenverbindung konzentrieren. Das System würde außer von der UNO von einem Konsortium aus Unternehmen, Massenmedien und betroffenen Regierungen überwacht.«
    Barnes verzog das Gesicht. »Das würde aber zu einer Kollektivierung auf dem Gebiet der Informationsübertragung führen.«
    »Nein, kein Kollektiv. Die rechtliche Form wäre die einer Aktiengesellschaft. Ein besonderes Aufsichtsgremium würde damit beauftragt, die Rechte der Aktionäre und die korrekte und paritätische Nutzung des Satellitennetzes zu überwachen.«
    »Noch weitere Maßnahmen?«, fragte Regina, der sich inzwischen ganz in seinem Element fühlte.
    »Die Abonnements auf Telinteraktiv sollten zentral bearbeitet und die Nutzung entsprechend der Aktienanteile verteilt werden. Im Augenblick gibt es auf der ganzen Welt Millionen Menschen, die auf den einen oder anderen an Telinteraktiv angeschlossenen Sender abonniert sind. Diese Form kann zu unvorhersehbaren Übergriffen krimineller oder abweichlerischer Elemente und unkontrollierten Übertragungen führen. Eine einheitliche Form von Abonnement auf einer einzigen Satellitenverbindung würde die soziale Auswirkung der Programme erheblich leichter kontrollierbar machen. Deshalb sollten auch die Loch-Fernseher nur zusammen mit einem Abonnement und auf legitime Sender abgestimmt verkauft werden.«
    Ein ziemlich langes, nicht allzu überzeugtes Schweigen herrschte im Raum. Schließlich stand Seierum auf. »Darüber muss ich erst mit meiner Regierung sprechen«, stieß er brüsk hervor. Mit langen Schritten verließ er den Raum.
    Erleichtert wedelte Regina mit den Händen die Rauchwolke fort, die über dem Tisch hing.
    7       Das Gesicht von Kayser Sose
    Auf dem Monitor erschienen die Filmaufnahmen einer Demonstration. Eine Phalanx zumeist jugendlicher Demonstranten, vermutlich Studenten, stürmte vorwärts und schwenkte dabei Fahnen, die an langen Bambusstangen wehten. Sie trugen mit allerlei Inschriften bedeckte Bergarbeiterhelme. An einem bestimmten Punkt hielt der Zug an. Die vorderste Reihe der Demonstranten senkte ihre Bambusstecken. Der Bildausschnitt zoomte auf eine Schar uniformierter, von hinten aufgenommener Männer. Die Bänder, die sich über ihren Schulterblättern kreuzten, enthielten Stahlteile. Ihre Helme waren sehr groß und bedeckten auch den Nacken. Wäre nicht das Visier aus Plexiglas gewesen, hätte man sie ohne weiteres mit den Polizeihelmen preußischer Soldaten im ersten Weltkrieg verwechseln können.
    »Sie sehen aus wie Samurai«, murmelte einer der Techniker.
    »Das Merkwürdige ist, dass die anderen ebenfalls wie Samurai aussehen.« Sato tippte mit dem Zeigefinger auf den Bildschirm. »Sehen Sie diese Bambusstangen? Sie sind schräg angeschnitten und messerscharf. Das ist auch der Grund, warum die Soldaten zurückweichen, der Demonstrationszug aber weiter vorwärts drängt.«
    Möglicherweise hätte er sich noch zu weiteren Erklärungen verstiegen, aber inzwischen hatte das Bild gewechselt. Jetzt erkannte man den Boulevard Saint-Germain in Paris. Eine Gruppe Jugendlicher schob geparkte Autos wie ein Fischgrätmuster mitten auf die Straße. Hinter ihnen, gleich neben Bergen von Pflastersteinen, schwenkten andere Jugendliche rote und schwarze Fahnen. Sie skandierten Slogans, die allerdings nicht zu verstehen waren.
    Die Kamera drehte sich, um ein ausführlicheres Bild der Szene einzufangen. Polizisten in schwarzer Montur trugen runde Helme mit Visier. Einige Hauptleute verteilten Schutzschilde und lange Knüppel. Von Zeit zu Zeit zeigte einer der Gendarmen auf den einen oder anderen Studenten. Dabei lachten sie häufig.

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