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Eine Trillion Euro

Titel: Eine Trillion Euro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eschbach Andreas
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Vermutlich teilten sie die potenziellen Zielscheiben für ihren Einsatz unter sich auf.
    »Das ist aber ein ziemlich alter Hut«, gab Roubert zu bedenken. »Die Szene hat sich vor mindestens vierzig oder fünfzig Jahren abgespielt. Heutzutage gibt es keine CRS mehr. Sie wurden in die Polizeitruppe eingegliedert.«
    »Die erste Sequenz war auch nicht neu«, sagte Sato und fügte nachdenklich hinzu: »Ich frage mich, was das alles mit Kayser Sose zu tun hat.«
    Die Antwort kam kurze Zeit später aus dem Lautsprecher. Inzwischen waren auf dem Bildschirm Szenen eines Aufstands in Irland, zweier Straßenschlachten in Deutschland und Italien und einer Demonstration in Mexico City aufeinander gefolgt. Anschließend hatte die Kamera einen Raum mit rötlichen Ziegelwänden und einer kalten Neonbeleuchtung eingefangen. Ein Polizist in schwarzer Uniform saß hinter einer Bank und nahm einem jungen, zu ihm hingebeugten Mann in Gefängniskleidung die Fingerabdrücke ab. Zwei weitere Polizisten verfolgten das Geschehen aus einigem Abstand.
    »Vielleicht haben wir ihn jetzt«, flüsterte Sato aufgeregt.
    Auf dem Monitor ließ der Polizist die Hände des jungen Mannes los. Der Junge richtete sich auf und drehte sich langsam um. Sowohl Roubert als auch seine Techniker stießen einen überraschten Laut aus. Der Gefangene besaß kein Gesicht. Dort, wo seine Züge hätten sein sollen, sah man nichts als eine wirre Masse, ein Knäuel aus weißen Schnörkeln. Obwohl keine Augen zu sehen waren, schien er die Betrachter anzublicken. »Guten Tag. Mein Name ist Kayser Sose. Ich weiß, dass Sie nach mir suchen.«
    Seine Stimme glich seinem Gesicht. Sie bestand aus einem synthetischen, metallischen Rauschen wie die Computerstimmen aus den Kindertagen der Informatik. Sie war nicht wirklich vorhanden.
    8       2018: Sicherheitsmaßnahmen
    Zum ersten Mal fand eine Aktionärsversammlung auf der Vortex statt. Dafür gab es auch einen Grund: Man wollte den Aktionären ermöglichen, sich bei einem Besuch mit der außerordentlichen Vielfalt der Raumstation vertraut zu machen. Piero Regina, seit zwei Jahren Leiter des Aufsichtsgremiums, das zum Zweck der Verwaltung und Überwachung des Orbitalkomplexes ins Leben gerufen worden war, ging ganz in seinen Hausherrenpflichten auf.
    Es war keine leichte Aufgabe. Die Delegierten der R.A.C.H.E. und der Euroforce hatten nicht die leiseste Absicht, wenigstens hier oben die Tatsache außer Acht zu lassen, dass ihre Truppen sich unten auf der Erde seit einem Jahrzehnt um die Weltherrschaft stritten. Trotz aller Anstrengungen und Freundlichkeiten von Seiten Reginas musterten sie sich mit scheelen Blicken und hatten Quartiere an den beiden am weitesten voneinander entfernten Enden der Station bezogen.
    Ganz ähnlich wie die Militärs hielten sich auch die Vertreter der verschiedenen, miteinander konkurrierenden Wirtschaftsunternehmen voneinander fern, doch zumindest herrschte zwischen ihnen eine etwas herzlichere Atmosphäre. Einziges Verbindungsglied waren die Gäste von Rudel, Fink, Hull & Knoltown, der großen Presse- und Werbeagentur, deren sich sowohl die R.A.C.H.E. als auch die Euroforce bedienten. Ihre Vertreter gaben sich herzlich, gesprächig und fröhlich und waren Regina bei seiner Arbeit eine große Hilfe.
    »Ich hatte geglaubt, die Raumstation sei viel kleiner«, knurrte Klaus Naumann, Delegationsleiter der Euroforce, während die Gruppe sich auf dem Weg durch einen der langen Verbindungsarme von der Zentraleinheit der Vortex in ein Außenmodul befand. »Im Grund genommen müsste man die Daten der Teilnehmer doch auf sehr viel kleinerem Raum speichern können.«
    Die Antwort kam von Mr. Sato, der im Gremium der Aufsichtsbehörde das Ressort Sicherheit übernommen hatte.
    »Wir haben die Namenslisten aufgeteilt, um die Kontrolle zu vereinfachen. Schließlich besteht immer die Möglichkeit, dass ein Computervirus oder ein Hardwarefehler unsere Verzeichnisse lahm legt. Die derzeitige Struktur ermöglicht uns eine Isolierung oder direkte Überprüfung eines betroffenen Moduls, ohne dass das Zentralsystem in Mitleidenschaft gezogen wird.«
    »Bei dem vielen Platz hier gibt es doch sicher auch Sicherungskopien!«
    Satos Gesicht nahm einen niedergeschlagenen Ausdruck an. »Leider nein. Eine meines Erachtens absurde Klausel des Vertrags von Lissabon verbietet uns, die persönlichen Daten der Teilnehmer zu kopieren. Vermutlich befürchtete man, dass die Sicherungskopien Überhand nehmen könnten und wir

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